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28.07.2014

 

Bahrain: Checkpoints und Seidentücher

 

Die in guter Erinnerung befindlichen Unruhen des Jahrs 2011 erzeugen bei einer Reise im Frühjahr 2014 Spannung auf die aktuelle Lage im Land und die Entwicklung der Wirtschaft mit Fokus auf Aktivitäten von Unternehmerinnen, deren Zahl stetig wächst.

 

Manama Bauarbeiten

Riyadat Centre Eingang

Annada Nada Alawi

Annada Abbas Al Mosawi Henna Night

Bahrain Economic Vision 2030
Bahrain hatte einst die freieste Wirtschaft im Mittleren Osten und galt als am schnellsten wachsendes Finanzzentrum der Welt. Es wird wohl noch einige Zeit vergehen, bevor man wieder richtig durchstarten kann, aber man ist auf einem guten Weg. Die Unruhen hatten Auswirkungen auf die Wirtschaft. Bahrain hat weit weniger Öl hat als seine Nachbarn. Die Wirtschaft hängt ab von Tourismus- und Bankensektor. Erholung ist spürbar: Im Bankensektor geht es bergauf und für 2014 wird der erwartete Zuwachs mit 15 Prozent bezeichnet. Die Börse kündigt eine neue Handelsplattform an. Wegen der Ausgaben der Regierung und reger Bautätigkeit erholen sich auch andere wirtschaftliche Bereiche. Während die regierungseigene Fluglinie Bahrain Air ein Opfer der Unruhen wurde, ist Gulf Air, die offizielle Fluglinie Bahrains dabei, wieder vermehrt und mit gut gefülltem Fluggerät abzuheben. Die staatliche Bahrain Petroleum Company (BAPCO) war durch die Unruhen kaum betroffen. Die größten Probleme hatte das Hotel- und Gaststättengewerbe, viele kleine Hotels und Restaurants mussten schließen. Die Buchungen in den Luxushotels waren auf die Hälfte gesunken. Vielleicht hilft der Aktionsplan der Handelskammer für die Belebung des Tourismus. Neue Investoren will man durch Mega-Projekte anlocken, eines davon ist z. B. eine Multi-Millionen Dinar Müllverbrennungsanlage, die die Abfallprobleme des Landes lösen soll. Die Economic Vision 2030 gilt nach wie vor. Oxford Business Group (OBG) arbeitet am „Report: Bahrain 2014“ und darin geht es neben den erfolgreichen Bemühungen des Landes hinsichtlich der Diversifizierung der Wirtschaft und der Schaffung einer investorenfreundlichen Umgebung um die Tatsache, dass sich neue Industrien erfolgreich angesiedelt haben, inklusive Finanzdienstleistungen, Immobilien und Produktion. Der Report wird auch die Bemühungen Bahrains um Verbesserungen im sozialen Bereich, bei der Bildungsreform und der Bereitstellung bezahlbaren Wohnraums herausstellen.

Von Checkpoint zu Checkpoint
Der Besucher des Landes kann sich des Eindrucks noch bestehender Unruhen nicht erwehren. Hauptsächlich im Großraum Manama sind diese täglich spürbar, vor allem in den Vierteln der Schiiten, wo Autoreifen brennen mit weit sichtbaren Rauchsäulen. Da ist es hilfreich, wenn man in Begleitung von Jaffar ist, einheimischer Schiit, der sich auskennt. Er hat einen lukrativen, freiberuflichen Job im Medienbereich und ist sowohl für Aufträge aus der Privatwirtschaft als auch für Regierungsaufträge gefragt. Nach der Ursache der Rauchsäulen gefragt, meint er: „Die Reifen werden von meist jungen, arbeitslosen Männern, die allerdings auch nicht arbeiten wollen, in Brand gesteckt um somit Straßensperren zu errichten. Das hält den Verkehr auf“. Die Polizei beobachtet das Geschehen aus Hubschraubern und Jaffar weiß: „Die Hubschrauber sind mit Spezialkameras ausgerüstet, die die Unruhestifter, die auch gern einmal einen Sprengsatz zünden, fotografieren. Dann werden Checkpoints an allen wichtigen Straßen errichtet (oft auch nachts) und an Hand der Fotos in den Autos nach Verdächtigen gesucht“. Das kann für Autofahrer nervig sein, denn die Checkpoints kosten eine Menge Zeit. Das Wort „Checkpoint“ ist zur meist genutzten Vokabel der Autofahrer avanciert. Man achte also darauf, rechtzeitig loszufahren, um z. B. wichtige Termine oder den Flieger in die Heimat zu erreichen. Die Polizei ist omnipräsent und zu Fremden sehr freundlich, dies verstärkt das Sicherheitsgefühl. Man gerät kaum in Gefahr, wenn man auf die Einheimischen hört, die genau wissen, wo die „gefährlichen“ Viertel sind. Dies sind meist Viertel der Schiiten, die über weniger gute Infrastruktur verfügen. Die Regierung hat Verbesserungen zugesagt. Es gibt durchaus nicht nur mittel- und arbeitslose Schiiten, wie oft zu vernehmen ist, sondern sehr viele friedliche, gebildete, wohlhabende und gastfreundliche Schiiten, die einen wichtigen Anteil am gesellschaftlichen Leben haben. Die Schiiten stellen die Mehrheit der Bevölkerung. Die meisten Einwohner des Landes sehen sich als Bahrainis und nicht als Schiiten oder Sunniten.  Viele wohlhabende  Schiiten sind Unternehmer und haben Prachtvillen, umgeben von großen Parks (und hohen Mauern). „Der Unterschied zu den Sunniten ist, dass die Sunniten solche Häuser von der Regierung geschenkt bekommen, während die Schiiten hart dafür gearbeitet haben. Während die meisten Regierungsposten an Sunniten vergeben werden, haben kreative Schiiten viel interessantere Aufgaben, z. B. als Besitzer international operierender Unternehmen, die auch in internationalen Wirtschaftsmedien zu Wort kommen. Wer arbeitet, kann es zu etwas bringen. Das gilt für beide Geschlechter“, so Jaffar und er bietet an, den Besuch bei der ihm bekannten Unternehmerin Nada Alawi zu arrangieren.

Riyadat Centre
Ziel ist das in einem sicheren Villenviertel gelegene, aus viel Glas bestehende, ultramoderne Riyadat Centre, das im November 2013 eröffnet wurde. Auf den ersten Blick sieht es wie ein luxuriöses Einkaufszentrum in einer paradiesischen Umgebung aus. Jaffar kann Gedanken lesen und erklärt: „Riyadat ist ein einzigartiges Projekt auf der arabischen Halbinsel. Hier sind nur Unternehmerinnen tätig, die in diesem Gebäude ihr Firmenbüro haben und gleichzeitig die Waren, die sie produzieren, oder die Dienstleistungen, die sie anbieten, vermarkten und verkaufen. Es handelt sich um ein Projekt des 2001 gegründeten „Supreme Council for Women“ (SCW), mit Chairwoman Sheikha Sabeeka Bint Ibrahim Al-Khalifa,  Ehefrau des Königs, der als Präsident des Supreme Council for Women fungiert“. Im Informationszentrum von SCW, gleich gegenüber dem Eingang, erfährt man Näheres: „SCW hat mindestens 16 weibliche Mitglieder. Das sind bekannte Persönlichkeiten, die sich in Frauen-Angelegenheiten auskennen, oft Unternehmerinnen. Ihre dreijährige Mitgliedschaft kann verlängert werden. Unsere Vision ist gleichberechtigte Partnerschaft für eine kompetente Gesellschaft“. Daten und Fakten über Rechte und Pflichten, die Zusammenarbeit mit verschiedenen Ministerien und anderen Institutionen, einzelne Projekte und internationale Kontakte findet man unter www.scw.bh.

Nada Alawi: Von Öl und Gas zu Kunst und Seide
Mit dem gläsernen Fahrstuhl geht es in den ersten Stock, vorbei an vielen neu eingerichteten, eleganten Büros und Geschäften mit Glasfassaden, durch die man die ungewöhnlich phantasievolle Dekoration sehen kann. Weibliche Angestellte bedienen Computer oder dekorieren die Auslagen. Alle Unternehmen sind in Besitz von Frauen. Am Ende eines von mehreren Gängen betreibt Nada Alawi ihr Unternehmen „Annada“. Das einzige Verkaufsprodukt sind Seidentücher – in vielen Größen, quadratisch und rechteckig, die etwas gemeinsam haben: die Motive aller Tücher sind Gemälde zeitgenössischer Bahrainischer Künstler. Durch die Dekoration fühlt man sich in ein Kunstatelier versetzt. Ihren bisherigen Werdegang und die Entstehung der Geschäftsidee schildert Nada so: „Ich wurde in Bahrain geboren, meine Eltern gehören zur Mittelschicht (ein Elternteil ist Schiit, eines Sunnit). Sie schickten mich in die Public School, ich schloss als 6. beste Schülerin ab und erhielt ein Stipendium für das Studienfach Computer Science an der University of Bahrain. Als sich die Chance bot, in den USA zu studieren, zögerte ich keine Sekunde, ging für drei Jahre nach Houston (Texas) und machte meinen Bachelor in Management Information Systems. Danach bekam ich sofort einen Job in einem Öl- und Gaskonzern. Da ich meinen Master machen wollte, arbeitete ich morgens und besuchte abends die Phoenix University in Houston. Nachdem der Master Degree geschafft war, ging ich im September 2003 zurück nach Bahrain. Mein Vater hatte mich darum gebeten, ihm bei Projekten zum Thema Gesundheit und Sicherheit im Rahmen eines neu gegründeten Familienunternehmens zu helfen. Zum ersten Mal im Leben übernahm ich in einem Familienunternehmen einen Berater-Job im Bereich Sicherheits-Management beim Bahrain Financial Harbour. Die Firma wuchs und die Projekte reichten bis nach Russland, das größte war „Mechanical Construction“ in Gasunternehmen und Ölraffinerien nahe Japan. Mein Vater war vor Ort und ich managte alles von Bahrain aus; inzwischen waren weitere Projekte auf der arabischen Halbinsel und in Afrika dazugekommen. Seit 2011 macht mein Bruder diesen Job, denn ich wollte nach all den Jahren härtester Arbeit mit technisch anspruchsvollen Projekten „etwas mit Kunst“ machen. Die Idee dazu war jahrelang gereift, nachdem ich den Bahrainischen Kunstmaler Abbas Al-Mosawi kennengelernt hatte – im Jahr 2007 im Nationalmuseum bei einem der vielen beeindruckenden UN Friedens-Malprojekte des Künstlers, für die er international bekannt ist. Darüber hinaus hatte ich seine Auftritte im Fernsehen verfolgt. Ich fasste mir ein Herz und bat ihn, mich im Malen zu unterrichten. Das tat er, aber ich hatte Probleme damit - ich bin eben Unternehmerin. Als ich 2011 zu einem Kongress nach China eingeladen wurde, kam mir die „zündende Idee“: Seide! Ich fuhr nicht nach China und stellte stattdessen Abbas Al-Mosawi meine Geschäftsidee vor, Seidentücher mit Gemäldemotiven zu produzieren. Dafür wollte ich zusammen mit meiner Schwester Noor eine Firma gründen. Wir hatten alles genau überlegt und durchgerechnet. Abbas war damit einverstanden, dass wir einige seiner Gemälde (wie „Henna Night“) als Motive verwenden konnten. Dann ging alles sehr schnell. Die Firmengründung erfolgte im September 2011. Die ersten 90x90 cm Seidentücher wurden auf der Messe „Jewellery Arabia“ (Messe für Luxus-Accessoires) im November 2011 präsentiert, es war ein großer Erfolg. Jedes Tuch hat seine eigene Geschichte, die dem Tuch als kleine Broschüre beiliegt – in Luxusverpackung. Inzwischen ist die Produktion auf globaler Ebene rasant gewachsen. Um die beste Seide zu finden, haben wir etwa 100 Firmen in China ausprobiert. Nach einigen Experimenten stellten wir fest, dass die beste Druckqualität in der Türkei erfolgt. Die Vermarktung läuft über internationale Messen und durch unseren Online-Shop. Es gibt nun Schals und Tücher in verschiedenen Größen und inzwischen beliefern wir namhafte Kaufhäuser, wie Saks Fifths Avenue, weltweit. Wir sind auf allen wichtigen Mode- bzw. Accessoiremessen vertreten, vor allem auch in Rom und Paris. Bei Gulf-Air sind die Tücher seit März 2014 im Bordverkauf. Von den Kunden hören wir, dass diese Tücher eine einmalige Verbindung von drei „Kunstrichtungen“ darstellen: Kunst der Mode, Kunst der Romantik und Kunst des Schenkens. Besonders stolz bin ich darauf, dass wir bisher 12 bahrainische Künstler gewinnen konnten, unsere Tücher mit den Motiven ihrer Gemälde zu bedrucken“. Die Qualität des Druckes ist so ausgezeichnet, dass man die Seidentücher auch einrahmen und an die Wand hängen kann. - Auf die Frage nach den Bedingungen für Büroraum im Riyadat Centre erklärt Nada: „Die Gründung der Firma durch die Unternehmerin sollte etwa zwei Jahre her sein. Die Geschäftsidee muss Erfolg versprechen. Die Regierung liefert dann Unterstützung für maximal drei Jahre, d. h. in dieser Zeit ist die Büromiete im Riyadat Centre extrem günstig. Danach muss man sich dann ein neues Domizil für sein Unternehmen suchen. Ich bin sicher, dass ich etwas Geeignetes finden werde, Büroraum gibt es in Bahrain genug“. – Passendes Geschenk zum Abschied ist ein Exemplar der Jahresendausgabe 2013 von „Rowad“. „In dieser Ausgabe des ersten bahrainischen Fach-Magazins für kleine und mittlere Unternehmen sind neben der Vorstellung von Riyadat viele unglaubliche Erfolgsgeschichten von überaus kreativen Unternehmerinnen in Bahrain zu lesen“, meint Nada. Das Titelbild besteht aus den Portraits von 30 Unternehmerinnen im Passbildformat. Nada und ihre Schwester sind auch dabei. (Anm.: Seit  Februar 2011 ist Nada Alawi Board Member der Börse in Bahrain und Direktorin des Executive Committee, dem 3 Frauen und 5 Männer aus Regierung und Privatwirtschaft angehören.  Vier Monate später wurde sie erste und jüngste Präsidentin des Rotary Clubs Bahrain.)  (www.annadaonline.com)

Text: Barbara Schumacher, Fotos: Barbara Schumacher und Annada (Nada Alawi und Tuch)

 

   

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