Verlag C.H.Beck Harvard UP, München 2016 (deutsche Ausgabe)
1002 Seiten mit 54 Abbildungen und 24 Karten
Leinen € 49,95, E-Book € 41,99
ISBN 978 3 406 64104 6
In Zusammenarbeit mit der Harvard University Press ediert der Verlag C.H.Beck eine sechsbändige Geschichte der Welt (Herausgeber Akira Iriye und Jürgen Osterhammel), von verschiedenen Historikerinnen und Historikern aus Deutschland und den USA erarbeitet. Die Intention des umfangreichen Werks ist eine Geschichtsschreibung mit neuen Ansatzpunkten. Beispielsweise stellt diese die Errungenschaften des Westens in einen größeren Zusammenhang zu gleichzeitigen Entwicklungen in anderen Teilen der Welt. Die Ergebnisse von mehreren Jahrzehnten internationaler Forschung zur Vorgeschichte der Globalisierung und zur Entwicklung von Gesellschaften und politischen Ordnungen auf allen Kontinenten werden zusammenfassend dargestellt.
Es erschienen bisher folgende Bände:
Frühe Zivilisationen - Die Welt vor 600;
Agrarische und nomadische Herausforderungen 600-1350 sowie
Weltreiche und Weltmeere 1350-1750 (an dieser Stelle bereits vorgestellt).
Nunmehr liegt der vierte Band vor; die beiden letzten werden folgende Themen umfassen: Weltmärkte und Weltkriege 1870-1945 und Die globalisierte Welt 1945 bis heute.
Die Herausgeber des vierten und vorliegenden Bandes sind Sebastian Conrad, Professor für Neuere Geschichte an der Freien Universität Berlin und Jürgen Osterhammel, Professor für Neuere Geschichte an der Universität Konstanz. Beide haben in diesem Verlag schon weitere Werke veröffentlicht.
Dieser Band soll eine Epoche darstellen und diskutieren, „die bis heute wie keine zweite als eine Zeit des Umbruchs und des Übergangs verstanden wird“, so in der gemeinsam verfassten Einleitung.
Die Grundzüge der Arbeit sind wie folgt definiert: „Zwischen 1750 und 1870 wurde aus einer Welt, die - bei aller Vernetzung - im Großen und Ganzen noch regional strukturiert war, eine immer enger zusammenhängende Einheit. Seitdem sind die unterschiedlichen Teile des Globus nicht nur über Kriege und Handel miteinander verbunden; auch kulturelle Entwicklungen, politische Reformen und soziale Veränderungen waren immer häufiger aufeinander bezogen.“
Das komplexe Thema wird in vier umfangreichen Beiträgen, jeweils mit mehreren Untertiteln, aufbereitet: ‚Regionen und Reiche in der politischen Geschichte des langen 19. Jahrhunderts (1750-1924)’ von Cemil Aydin, ‚Möglicher Überfluss, beharrliche Armut. Industrialisierung und Welthandel im 19. Jahrhundert’ von R. Bin Wong, ‚Eine Kulturgeschichte globaler Transformation’ von Sebastian Conrad sowie
’Hierarchien und Verknüpfungen. Aspekte einer globalen Sozialgeschichte’ von Jürgen Osterhammel.
Es versteht sich von selbst, dass in diesen Betrachtungen auch die „Islamische Welt“ eingebunden ist. Der Begriff „Islamische Welt“ wird als ‚Neuschöpfung’ bezeichnet, entstanden durch die globalen Herausforderungen des späten 19. Jahrhunderts’, mit der Vorstellung einer ‚zusammenhängenden muslimischen Sphäre’, der umma. (S. 474). Viele Aspekte zum Islam in der behandelten Epoche finden sich passim in den Texten, wie auch in den Registern. Beispielsweise der Kolonialismus, Status der muslimischen Länder unter europäischer Imperialherrschaft; Reformdiskurse und Erneuerungsbewegungen; Panislamismus, Dschihad und viele weitere.
Der 165 Seiten starke Anhang bietet eine Fülle weiterer Informationen in den Anmerkungen und einer aufgeschlüsselten Bibliografie. Ein umfangreiches Personen- Orts- und Sachregister erleichtert die Suche.
Das gewichtige Werk ist eine anspruchsvolle Lektüre; es liest sich flüssig, die Texte werden durch zahlreiche Abbildungen, historische Fotos und Karten, anschaulich, z.B. zur Stadtentwicklung Kairos von 1869/70, das koloniale Afrika oder die Bevölkerungen in ‚The Moslem World’ (New York 1908). Es bietet durch die neuen Ansatzpunkte bemerkenswerte Einblicke in eine umwälzende Epoche der Weltgeschichte. Für die Edition sei Autoren,Verlegern und Herausgebern gedankt.
Helga Walter-Joswig
< Mathias Rohe, Der Islam in Deutschland – Eine Bestandsaufnahme