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23.11.2018

 

Michael Lüders, Armageddon im Orient

 

Wie die Saudi-Connection den Iran ins Visier nimmt C.H.BECK PAPERBACK München 2018 272 Seiten, 1 Karte Klappenbroschur € 14,95, E-Book € 11,99 ISBN 978 3 406 72791 7

 

Der Autor, Präsident unserer Gesellschaft, war viele Jahre Nahost-Korrespondent der Wochenzeitung „DIE ZEIT“. Er hat sein Wissen zum Krisenherd Naher und Mittlerer Osten bereits in vier bei  C.H. BECK München erschienenen Werken dokumentiert: „Tage des Zorns - Die arabische Revolution verändert die Welt“ (2011); Iran: „Der falsche Krieg – Wie der Westen seine Zukunft verspielt“ (2012); „Wer den Wind sät – Was westliche Politik im Orient anrichtet“ (2015); „Die den Sturm ernten – Wie der Westen Syrien ins Chaos stürzte“ (2017).

 

Nunmehr veröffentlicht C.H. BECK zur aktuellen Situation dieser Region das neueste Werk von Michael Lüders: Armageddon im Orient. Der Name des mythischen Ortes, an dem nach der Offenbarung des Johannes (16,14.16) die Dämonengeister die Könige der ganzen Erde für den großen Krieg versammeln, wird heute im politischen Sprachgebrauch für ‚Katastrophe’ verwendet. Warum die Konstellation – Königreich Saudi-Arabien versus Islamische Republik Iran -  auf eine solche Eskalation zutreiben könnte, will Michael Lüders in seinem Werk hinterfragen. Elf Kapitel mit anschaulichen Untertiteln führen den Leser durch das komplexe Thema, in das wir im Folgenden kurze Einblicke geben.

 

Der Nahe und Mittlere Osten ist seit Jahrzehnten unter ‚Mitarbeit’ des Westens ein Kriegsschauplatz; er ist verschiedenen Mächten ausgesetzt, die um Vorherrschaft kämpfen. Milizen, Ultranationalisten, religiöse Fanatiker und Stellvertreterkriege nennt Michael Lüders eine tödliche Mischung.     

 

Michael Lüders beginnt seine Erläuterungen mit der Religionsspaltung im Islam –„Nicht Religion trennt Sunniten und Schiiten, sondern Machtpolitik“ folgert er. Der Großteil der Bevölkerung im Königreich Saudi-Arabien gehört der Glaubensrichtung der Sunniten an, in der Islamischen Republik Iran hingegen der Schiiten. Er legt die Geschichte des Hauses Saud dar und die Wurzeln des Wahhabismus, dem dieses angehört. Wir erfahren viel von den politischen und wirtschaftlichen Verbindungen des amerikanischen präsidialen Bush-Clans mit der saudischen Führung, die heute von Präsident Trump und seinem Schwiegersohn Jared Kushner gepflegt werden. Stetes Leitmotiv: Waffen gegen Öl.

 

Michael Lüders stellt zur Diskussion, ob die Abstempelung des Iran zum ‚Schurkenstaat’ durch die USA, wie es George W. Bush im Jahre 2002 erklärte, wirklich berechtigt ist. Teheran fordere „Tod den USA“ und „Tod für Israel“. (Es sei von der Rez. bemerkt, dass 2004 in Teheran an der Mauer der ehemaligen US-Botschaft persische und englische Graffiti zu lesen waren: „Nieder mit den USA“ oder „Der Staatsfeind Nr. 1 ist noch vor den USA das Besatzungsregime der Heiligen [Stätte]“ -   = Israel mit Jerusalem). Der Autor entrollt kurz die jüngere Geschichte des Iran seit dem Zweiten Weltkrieg mit dem demokratisch gewählten Mossadegh als Premierminister. 1951 verstaatlichte dieser die Erdölindustrie, er wurde 1953 gestürzt und Schah Reza Pahlevi eingesetzt. Doch 1979 triumphierten Khomeinis Revolutionstruppen und der Schah verließ das Land. Heute herrscht in der Islamischen Republik ein ständiges Ringen zwischen Ultrakonservativen und Reformern. – Die politische Lage wird extrem verschärft durch das von Präsident Trump im Mai dieses Jahres gegen den Willen der Europäer gekündigte Atomabkommen von 2015. Michael Lüders zeigt die Hintergründe auf und warnt vor drohenden Auswirkungen.

 

Der Kriegsschauplatz Jemen wird nicht ausgespart. Das Armenhaus der Arabischen Halbinsel wurde seit der arabischen Revolte 2011 von Unruhen geschüttelt; seit 2014 greifen die Huthi-Rebellen nach der Macht. Saudi-Arabiens Kriegseintritt mit der Blockade des Landes 2015 löste die zur Zeit weltweit schlimmste humanitäre Katastrophe aus.    

 

Auch Damaskus steht am Pranger und Michael Lüders fragt, wer schießt auf wen? Im seit  2011 andauernden Syrienkrieg stehen sich zwei Lager gegenüber: hier USA, EU, Türkei, Saudi-Arabien, die Golfstaaten und Israel, dort Iran mit zwei mächtigen Verbündeten: Russland und China.

 

Wie lange kann und wird das Kriegsgeschehen im Nahen Osten weitergehen? Zahlen sprechen für sich: Das Pentagon hat für 2018/19 ein Budget von 15,3 Milliarden US-Dollar für die Anti-IS-Mission in Irak und Syrien eingeplant. Deutschland lieferte 2017 für 254 Millionen Euro Waffen nach Saudi-Arabien und so weiter…       

 

Michael Lüders zieht das Fazit, dass die Zeit drängt, es ginge um Frieden:  „… denn die Folge eines Waffengangs gegen den Iran würde sich nicht nur auf die Region des Nahen und Mittleren Ostens beschränken…“.

 

Beschließen möchten wir die Besprechung mit Worten des deutschen Humanisten Erich Mühsam, die Michael Lüders seinem aufrüttelnden Werk voranstellte:

 

„Wann wird Tag? O wann erwacht der milde Weltenfriede?“.  Niemand wünscht ihn sehnlicher als die unsäglich leidende Bevölkerung.

 

Helga Walter-Joswig

 

   

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