























Von der Kolonialzeit bis zur Gegenwart, C.H.BECK WISSEN, (www.chbeck.de) München 2025, Taschenbuch, ISBN 978 3 406 82951 2, 128 Seiten mit 3 Karten, € 12,--
Der Nahe Osten ist in unserer Zeit schon wieder - immer noch - in allen Nachrichten präsent. So hat Verlag C.H. BECK in diesem Jahr dankenswerterweise bereits drei neue Werke zu diesem Thema herausgebracht, die wir nacheinander vorstellen werden. Sie werden uns einen schärferen Blick auf das aktuelle Geschehen gewähren.
Das erste, „Geschichte des Nahen Ostens“ ist eine geraffte Zusammenstellung der wichtigsten Ereignisse zwischen Marokko und dem Irak seit der Kolonialzeit bis in die Gegenwart. Der Autor, Professor, lehrt Neuere und Neueste Kulturgeschichte Nordafrikas an der Universität der Bundeswehr München. Er zeigt in seinen Ausführungen, weshalb der Nahe Osten auch im 21. Jahrhundert nicht zur Ruhe kommt. Drei Landkarten veranschaulichen die geografische Lage: „Der Nahe Osten im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts“, „Der Nahe Osten 1922“ und „Der Nahe Osten heute“.
Jakob Krais erläutert in seiner Einleitung den Begriff „Naher Osten“ in verschiedenen Auslegungen, ethnischen Gegebenheiten oder geografischen Grenzen. Die Ausführungen sind in vier große Teile gegliedert mit etlichen Untertiteln.
Teil I weist „Wege in die Moderne“ mit staatlichen Reformen im 19. Jahrhundert, so in Ägypten unter Muhammad Ali Pascha sowie Tunesien und das Osmanische Reich. Unter das Kapitel „Religiöse Erneuerungsbewegungen“ fallen die Entstehung Saudi-Arabiens, die islamische Reformbewegung seit dem späten 19. Jahrhundert sowie Anstöße von außen, nämlich Christliche Mission und Zionismus. Das dritte Kapitel schließlich nennt der Autor „Das Zeitalter der Beschleunigung“ unter den Begriffen „Medien und Bildung“ sowie „Verkehr und Globalisierung“.
Teil II beschreibt zunächst „Die koloniale Ära“ mit der Aufteilung Nordafrikas anhand der Länder Algerien als Siedlungskolonie, Marokko als Protektorat und Ägypten unter formalem und informellem Kolonialismus. Danach das Mandatssystem in Westasien – der Autor schlägt in der Einleitung vor, den Nahen Osten in zwei geografischen und neutralen Benennungen „Nordafrika und Westasien“ zu vereinen. Dieser Teil enthält die Entwicklung von der osmanischen zur europäischen Herrschaft, stellt die Frage „ist der Irak eine Erfolgsgeschichte oder ein künstlicher Staat?“ und stellt Syrien und Libanon zwischen Nationalismus und Konfessionalisierung vor.
Teil III „Die Zeit der Nationalstaaten und Ideologien“ enthält im ersten Kapitel „Arabischer Nationalismus und Antiimperialismus“ den Israel-Palästina-Konflikt, der inzwischen bekanntlich zum Ausbruch eines schrecklichen Kriegs führte, den algerischen Unabhängigkeitskrieg, dessen Vorläufer – Aufstände und Entstehung von Parteien – der Autor in Teil II beschrieb. Im zweiten Kapitel „Revolutionen und arabischer Sozialismus“ werden folgende Themen dargestellt: Ägypten unter Gamal Abdel-Nasser, die Baath-Partei in Syrien und Irak, Libyen unter Mu’ammar al-Gaddafi sowie wachsender Feminismus in verschiedenen Ländern. Das letzte Kapitel „Islamismus und Konfessionalismus“ lenkt das Augenmerk auf die Muslimbruderschaft, den libanesischen Bürgerkrieg, schließlich den transnationalen Dschihadismus und algerischen Bürgerkrieg.
Der letzte Teil „Der Nahe Osten im 21. Jahrhundert“ stellt Aufstände und Umbrüche dar, anhand der Beispiele 9/11, der Krieg gegen den Terror und den Irak-Krieg, den Arabischen Frühling und die Bürgerkriege in Syrien, Libyen und Jemen. Zum Schluss zeigt Jakob Krais den Nahen Osten heute, mit Monarchien als Erfolgsmodell und die Golfstaaten als Global Player sowie Perspektiven.
Bewegende Geschehnisse aus von Leid überzogenen Landen in knapp zwei Jahrhunderten werden uns in Erinnerung und nahegebracht. Literaturhinweise und ein Personenregister sind selbstverständlich. Dank an Autor und Verlag.
Helga Walter-Joswig
< Joseph Croitoru, Die Hisbollah