C.H.Beck Verlag München
3. aktualisierte u. erweiterte Auflage, 2016
208 Seiten mit 3 Karten
broschur € 12.95, E-Book € 9,99
ISBN 978 3 406 68798 3
Der Autor gehört international zu den besten Kennern des Irak. Er lehrt als Professor am Historischen Seminar der Universität Hamburg und ist Direktor des GIGA Institut für Nahost-Studien Hamburg. Unter seinen zahlreichen Publikationen zur neuesten Geschichte und Politik des Vorderen Orients ist auch vorliegendes Werk höchst aktuell.
Henner Fürtig legt im Vorwort nieder, dass der vorliegende Band nicht als akademisches Fachbuch konzipiert ist, das Vollständigkeit anstrebt, sondern als ein – allerdings wissenschaftlich fundierter - Abriss der Geschichte des modernen Irak. Anhand der wichtigsten historischen Protagonisten und Zäsuren in dem behandelten Zeitfenster sollen heutige Ereignisse beleuchtet und verständlich gemacht werden. Wobei der rote Faden des Buches von einer Frage bestimmt wird: „Wer hat den Irak zu dem gemacht, was es heute ist?“
Das umfangreiche Material ist prägnant in vier große Kapitel gegliedert. Die allfällige Einführung weist auf die historischen Fundamente des modernen Irak: Die altorientalischen Reiche ab dem 4. Jahrtausend v. Chr., die arabisch-islamische Blütezeit vom 7. Jahrhundert n. Chr. bis zum Ende des Abbasidenkalifats im Jahre 1258, das heißt mit der Eroberung Bagdads durch den Mongolenherrscher Hülägü. Drittens die osmanische Herrschaft durch die Eroberung Bagdads im Jahre 1534 und der Eingliederung des Zweistromlandes (Mesopotamien) in das Osmanische Reich.
Kapitel I „Vom Königreich zur Republik (1920-1958)“ führt in die Gründung des modernen Irak ein, nach dem Ersten Weltkrieg mit dem legendären ‚Aufstand in der Wüste’. Es folgt die Zeit im Zweiten Weltkrieg und schließlich das Ende der Monarchie am 14. Juli 1958 mit der „Errichtung einer vom Volk regierten Republik“. Treibende Kraft war u.a. Brigadegeneral Abd al-Karim Qasim, zum Ministerpräsidenten ernannt und von der Ba’thpartei am 9. Februar 1963 standrechtlich erschossen. (Henner Fürtig verwendet die offizielle Umschrift, wogegen seinerzeit die Presse von ‚General Kassem’ berichtete. - d. Rez.)
Kapitel II „Von der Republik zur Diktatur (1958-1979)“ beginnt mit den Versuchen der neuen Regierung, die Lage umgehend zu stabilisieren und dem Land eine andere politische Ausrichtung zu geben: U. a. Auflösung der „Arabischen Föderation“ und Hinwendung zu Ostblockstaaten. Vorherrschend hier ist die Rolle der Ba’thpartei in einer fragilen Republik.
In Kapitel III „Von der Diktatur zum Neubeginn (1979-2003)“ übernimmt Sadam Hussein die Macht und beginnt mit 22 vollstreckten Todesurteilen sein Schreckensregiment. Es folgen Auswirkungen des irakisch-iranischen Kriegs (Erster Golfkrieg) und die Annexion Kuwaits, Auslöser des Zweiten Golfkriegs. Henner Fürtig stellt die Frage: Ist das irakische Volk „mitgefangen, mitgehangen?“ und schließt mit der „Sezierung einer Diktatur“.
Kapitel IV „Das neue Jahrhundert: Die staatliche Existenz steht auf dem Spiel“ beleuchtet den „Irak im Visier des Anti-Terror-Kriegs der USA“ und „Die staatliche Rekonstruktion nach der Stunde Null“. „Der ISIS wirft den Fehdehandschuh“ heißt der das Kapitel und die Ausführungen abschließende Untertitel, in dem Henner Fürtig noch einen Blick auf die derzeitigen gesamtirakischen Kräfteverhältnisse wirft.
Die folgende detaillierte Zeittafel gibt mit den Landkarten einen sehr guten Überblick zu Henning Fürtigs Text; ebenso aufschlussreich sind die Angaben zu Abkürzungen, die Anmerkungen und Literaturhinweise zu einzelnen Kapiteln sowie das Personenregister. - Das Buch wurde ein aufrüttelnder Abriss der jüngsten Geschichte des Irak und zugleich ein wichtiger Beitrag für die Zusammenhänge der politischen Brennpunkte, die auch uns in Deutschland berühren.
Helga Walter-Joswig
< Helga Walter-Joswig: Reinhard Schulze, Geschichte der Islamischen Welt von 1900 bis zur Gegenwart