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24.02.2014

 

Palästinensische Christen: "Gewaltakte verurteilen und Zweideutigkeit vermeiden"

 

Bischof Munib Younan vertritt eine christliche Minderheit in den palästinensischen Gebieten und Ostjerusalem. Offen kritisiert er die Besatzungspolitik der Israelis und Übergriffe radikaler Siedler auf heilige Stätten. "Wer schweigt, hilft den Extremisten", sagt er.

 

SPIEGEL ONLINE: Bischof Younan, Sie sind evangelischer Christ, aber auch Sohn palästinensischer Flüchtlinge, der die israelische Siedlungspolitik verurteilt. Es gibt Kritiker, die behaupten, Sie seien nur zu 10 Prozent Christ, aber zu 90 Prozent Politiker. Stimmt das?


Younan: Ich bin Kirchenführer. Es ist nicht meine Aufgabe, Politik zu machen. Eine Kirche ist nur glaubhaft, wenn sie der Wahrheit verpflichtet ist. Sobald sie anfängt, Machtspiele zu spielen, ist das nicht mehr der Fall.


SPIEGEL ONLINE: Aber Sie ergreifen eindeutig Partei für die Sache der Palästinenser.


Younan: Ich bin palästinensischer Flüchtling und evangelischer Christ, ich trage den Schmerz meines Volkes unter meiner Haut. Ich kann nicht dabei zusehen, wie Menschen unterdrückt werden, und dazu schweigen. Der Theologe und Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer hat gefordert, die Kirche solle das Gewissen des Staates sein. Ich habe täglich mit drei Staaten zu tun: Jordanien, Palästina und Israel. Da muss ich sagen, was richtig und was falsch ist.


SPIEGEL ONLINE: Viele Ihrer christlichen Glaubensbrüder in Jerusalem halten sich zurück, wenn es darum geht, politisch Stellung zu beziehen.


Younan: Sie haben eine Position, aber sie tun nicht genug. Wir Christen aus Jerusalem müssen unsere Stimme erheben für den Friedensprozess. Ich verstehe die deutsche Zurückhaltung wegen des Holocausts und der sehr speziellen Beziehung zu Israel. Wenn ich in Deutschland bin, sage ich meinen Gesprächspartnern immer: Ihr müsste keine doppelte Schuld auf euch laden. Wer wird euch einen Antisemiten schimpfen, wenn ihr auf ein Ende der Besetzung und eine Zweistaatenlösung drängt?


SPIEGEL ONLINE: Ist öffentliche Kritik hilfreicher als diplomatisches Lavieren?


Younan: Wenn man nichts sagt, wird es schlimmer. Immer wieder kommt es zu "Preisschild"-Attacken, bei denen radikale Siedler heilige Stätten schänden. Wer schweigt, hilft den Extremisten. Sie fühlen sich bestätigt in ihrem Tun. Sie wollen aus einem im Ursprung politischen Konflikt einen religiösen machen. Was Extremisten derzeit im Namen der Religion im Nahen Osten und besonders in Syrien an Gräueltaten begehen, ist hochgefährlich und kann auf lange Sicht zu einem Religionskrieg im Nahen Osten führen.


SPIEGEL ONLINE: Wie sollten Christen im Heiligen Land auf Übergriffe regieren?


Younan: Wir müssen jeden einzelnen dieser Gewaltakte verurteilen, weil sie brutal sind und gegen Gott. Wir müssen sehr klar sein und jede Zweideutigkeit vermeiden. Die Behörden haben die Verpflichtung, zu handeln und die Täter zur Verantwortung zu ziehen. Dabei ist die Lösung des Problems keine rein strafrechtliche.


SPIEGEL ONLINE: Sondern?


Younan: Es geht auch darum, den Radikalisierten Bildung angedeihen zu lassen, damit sie verstehen, dass ihr Gegenüber gleich ist und mit gleichen Rechten ausgestattet. Wir brauchen eine nachhaltige Toleranzerziehung an Schulen und Universitäten, in den Kirchen, Moscheen und Synagogen.


SPIEGEL ONLINE: Von einer systematischen Christenverfolgung zu sprechen wäre übertrieben, oder?


Younan: Es gibt manchmal Diskriminierung, aber keine Verfolgung. Noch haben wir weder Militär noch Sicherheitskräfte vor unseren Kirchen stehen. Ich kann mich offen und unzensiert äußern. Aber die Gesamtsituation der Christen ist sehr eng mit der politischen Lage verknüpft.


SPIEGEL ONLINE: Sie selbst stehen einer mit etwa 3000 Gläubigen eher mitgliedschwachen Kirche vor. Hat die christlich-palästinensische Stimme überhaupt Gewicht im Heiligen Land?


Younan: Ich muss mir oft anhören, dass ich einer Minderheit angehöre. Viele Politiker denken, wir hätten keinen Einfluss, weil wir vergleichsweise wenige sind. Aber wir haben Macht und Autorität im interreligiösen Dialog. Wir bemühen uns, eine demokratische, moderne Zivilgesellschaft aufzubauen, in der soziale, politische und religiöse Freiheiten garantiert sind. Dies tun wir mit unserer diakonischen und erzieherischen Arbeit. Und damit beeinflussen wir die Gesellschaft.


SPIEGEL ONLINE: Was war der schlimmste Moment für Sie im Amt als Bischof?


ANZEIGEYounan: Es gab schwierige Momente, weil es nicht leicht ist, immer alle Bälle in der Luft zu halten. Aber man wächst da hinein. Am meisten bekümmert es mich, wenn man nicht mit mir, sondern über mich spricht, ohne vorher meine Meinung gehört zu haben.


SPIEGEL ONLINE: Sie sind Präsident des Lutherischen Weltbundes, 2017 soll mit großem Aufwand das 500-jährige Reformationsjubiläum gefeiert werden. Was bedeutet Luther Ihnen persönlich?


Younan: Sehr viel. Sein Prinzip der göttlichen Gnade ist mir wichtig. Auch wenn ich Fehler begehe, weiß ich, dass der Herr mich umarmen wird, so wie ich bin, denn er ist gnädig.


Das Interview führte Annette Langer

 

Quelle: Spiegel.de

 

   

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