Verlag C.H.Beck, München 2016
334 Seiten mit 16 Abbildungen und 2 Karten
Gebunden € 26,95, E-Book € 21,99
ISBN 978 3 406 69693 0
Der Autor ist Professor für Islamwissenschaft und Turkologie an der Universität Kiel. Von ihm liegen zahlreiche Veröffentlichungen zum vormodernen Islam sowie dem Islam in der Gegenwart vor.
In vorliegendem Werk entrollt Lutz Berger dem interessierten Leser eine Epoche der Weltgeschichte, die vom Entstehen einer neuen Religion geprägt war, dem Islam. Wie dieser in den hundert Jahren seit seiner Gründung - in der Zeittafel wird das Jahr 610 als traditionelles Datum für die Berufung Mohammeds zum Propheten“ geführt - expandierte und sich schließlich als Universalreligion etablierte. Die geographischen und politischen Gegebenheiten und Entwicklungen in jener Zeit lassen sich auf zwei farbigen, doppelseitigen Landkarten eindrucksvoll nachvollziehen.
Lutz Berger möchte „die Geschichte frühislamischer Gesellschaften als Beispiel für die Entstehung von Imperien darstellen und sie dabei in ihre zeitgenössische Umwelt einbetten.“
Dazu stellt er einige zentrale Fragen: Warum wurden die Bewohner der Arabischen Halbinsel nicht Christen wie die meisten anderen Gruppen an der Peripherie des Römischen Reiches in der Spätantike? Weshalb gelang die in mehreren Wellen erfolgte umfangreiche Expansion von weiten Teilen der Welt zwischen Zentralasien und dem Atlantik? Spielten die politischen Strukturen und sozialen Verhältnisse der unterworfenen Länder eine Rolle? Und letztlich, in welcher Beziehung stand dies zum Wandel der Gesellschaften der Mittelmeerwelt zwischen 550 und 750, d. h. in der Zeit des Übergangs von der Antike zum Mittelalter?
Die Antworten des Autors gliedern sich in sechs große Kapitel: I. Gesellschaft und Religion in der Spätantike; II. Die antiken Großreiche im 6. Jahrhundert; III. Die Krisenperiode des 6. und 7. Jahrhunderts; IV. Die Einigung der Arabischen Halbinsel; V. Die muslimische Expansion. Diese ging nicht überall reibungslos vonstatten, allenthalben waren große Widerstände zu überwinden. Auch bei der Eroberung der nordafrikanischen Regionen sind Kämpfe überliefert. Daran nimmt auch eine Frau aus einem Berberstamm teil. (Als Freiheitsheldin aus den Bergen Algeriens wird die legendäre al-Kahina noch heute verehrt, - die Rez.) Es folgt die Einvernahme Spaniens, von den Besatzern al-Andalus genannt, wobei der Autor mögliche Erklärungen zur Entstehung dieses Namens liefert. – Das letzte Kapitel widmet Lutz Berger der Entstehung der muslimischen Welt mit Krisen und Bürgerkriegen um die Führung der Gemeinde, dem Kalifat. Kurzgefasst, dem Islam auf dem Weg zur Universalreligion.
Als realistischen Ausblick dieses fundierten Werks eignen sich die Worte des Autors in der Einleitung: „Macht und Reichtum brachten auch für die Muslime Konflikte mit sich, deren Folgen sie zum Teil noch heute spalten“.
Mit zahlreichen Untertiteln vermitteln die Ausführungen einen spannenden Gang durch hundert Jahre Weltgeschichte; sie sind auch in ihrer Wissenschaftlichkeit verständlich und einprägsam formuliert. Der umfangreiche Anhang mit der Zeittafel und einer kommentierten Liste weiterführender Literatur vervollständigt das Werk. Es reiht sich adäquat in das Beck’sche Verlagsprogramm zum Thema Islam ein.
Helga Walter-Joswig
< Carlo Masala, WELTUNORDNUNG – Die globalen Krisen und das Versagen des Westens