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15.02.2018

 

Visionär verbindet Kulturen

 

Begegnungen mit André Azoulay, Berater des Königs von Marokko, Presidente Delegado der Fundación Tres Culturas und Organisator von WOCMES 2018

 

André Azoulay 2005

Essaouira André Azoulay und Gattin

Essaouira

Essaouira Gnaoua Festival

Essaouira Fischereihafen

Essaouira Gasse Altstadt

Essaouira Kunstgalerie

Mohamed Tabal Buch

André Azoulay-blauer Schal in der Stiftung

André Azoulay 2016

Zum ersten Mal traf in André Azoulay im Jahr 2005 anlässlich des Gnaoua-Festivals in Essaouira. - Ohne ihn wäre Essaouira nicht, was es heute ist: Der malerischste Ort an der Atlantikküste Marokkos mit vielfältigem Kulturangebot, das er visionär ersonnen hat und mit Beharrungsvermögen und Überzeugungsgabe Jahr für Jahr durchsetzt. Am berühmtesten ist das Gnaoua-Festival, das der weiß/blauen Stadt mit dem portugiesischen Fort und einem malerischen Fischereihafen jährlich mehr als eine halbe Million Besucher beschert. André Azoulay ist nicht nur Berater des Königs, sondern auch Mitglied der Königlichen Akademie von Marokko und Kommandant der französischen Ehrenlegion. Er gehört zu den bekanntesten und angesehensten Persönlichkeiten des Landes. Mehrfach hat er mit den von ihm geäußerten souveränen Ansichten in Fernsehsendungen über Marokko auch deutsche Zuschauer beeindruckt. André Azoulay nutzt die Kultur als Mittel zur Völkerverständigung und zum interreligiösen Dialog. Kunst spielt in Essaouira eine große Rolle, es gibt zahlreiche Kunstgalerien und sogar die Gnaoua haben ihren eigenen Maler: Mohamed Tabal. In letzter Zeit engagiert sich André Azoulay in zunehmendem Maße für den Bereich der Kunst, er war Ehrenpräsident der 6. internationale Kunst-Biennale, die im Februar 2016 in Marrakech stattfand und obwohl Biennalen-Kunst für ihn Neuland bedeutete, diskutierte er vor Ort mit vielen Künstlern jeden Alters und jeder Kunstrichtung. „Ich spüre die Kraft der Kunst mit ihren oft durchaus kritischen gesellschaftspolitischen Aussagen. Kritische Kunst ist in der heutigen Zeit wichtiger denn je“, meinte er dazu bei einem Treffen im Bahia Palast, zu dem er auch seine Frau mitgebracht hatte. Sie stammt wie ihr Mann aus Essaouira und ist Schriftstellerin. Seine Tochter Audray war in Frankreich Kulturministerin bevor sie am 13. Oktober 2017 zur Generaldirektorin der UNESCO avancierte. -  Seit 2017 ist André Azoulay Ehrenmitglied des Euro-Mediterran-Arabischen Ländervereins (EMA). Seine Person ist auch insofern interessant, als die Stiftung „Fundación Tres Culturas” in Sevilla, dessen “Presidente Delegado” er ist, den 5. World Congress for Middle Eastern Studies in Sevilla vom 16.-22. Juli 2018 ausrichten wird, worüber sich auch der Präsident des WOCMES International Advisory Council, Prof. Dr. Guenter Meyer freut: “WOCMES ist der prestigeträchtigste Kongress der Welt für Middle Eastern Studies; nach früheren Kongressen in Mainz (2002), Amman (2006), Barcelona (2010) und Ankara (2014) wird diese Veranstaltung nunmehr zum zweiten Mal in Spanien stattfinden“. Prof. Meyer ist DAG-Beiratsmitglied.

 

Gern schildert André Azoulay seinen bisherigen Lebensweg:  „Ich wurde 1941 in Essaouira geboren. Nach dem Abitur ging ich von 1959 bis 1963 nach Paris um dort Wirtschaft, Internationale Beziehungen und Journalismus zu studieren. Paris war auch meine erste berufliche Station im Bankenwesen, diese Tätigkeit war mit zahlreichen Auslandsaktivitäten in West-Afrika, dem Mittleren Osten und dem Maghreb verbunden und ich wurde dann Executive Vice-President bei der Bank Paribas. Diese Position bekleidete ich von 1979 bis 1990. Seit 1991 bin ich Berater des Königs von Marokko. Neben anderen Aufgaben im universitären und privatwirtschaftlichen Bereich bin ich zugleich Mitglied des Aufsichtsrats der Zentralbank von Marokko. Ich würde mich selbst als Pluralist bezeichnen, glaube an Konsens und Respekt hinsichtlich anderer Menschen und bin daher Aufsichtsratsmitglied und Präsident des Exekutivkomitees der Stiftung „Die drei Kulturen und die drei Religionen“ (Muslime, Christen, Juden), die ihren Sitz im spanischen Sevilla hat. In diese Richtung geht auch ein von mir 1974 in Paris gegründeter Verband namens „Identität und Dialog“ der sich um den Dialog zwischen Juden, Muslimen, Palästinensern und Israelis kümmert“.

 

Sie sind unter anderem Präsident des von Ihnen 1991 gegründeten Verbandes Essaouira-Mogador. Haben Sie in dieser Funktion den Erhalt des kulturellen Erbes dieser Stadt gefördert?

André Azoulay: „Ja, aber ausschlaggebend war das Engagement des Königs, der mit der Einweihung des Orson Welles Platzes eine kulturelle Bewegung in Essaouira in Gang gesetzt hatte, die damit begann, dass Orson Welles hier seinen Film Othello drehte“.

 

Warum haben Sie sich die Bruderschaft der Gnaoua, die doch nur eine marginale Rolle im Land spielt, für ein jährliches Festival ausgesucht?

André Azoulay: „Es war ein Risiko, aber ich war der Meinung, dass die Gnaoua zur kulturellen Vielfalt Marokkos gehören. Ich wolle das Festival im Kulturerbe und in der Geschichte dieser magischen Musiker verankern“.

 

Das Festival hat eine Größenordnung und Internationalität erreicht, die schon fast beängstigend ist. Birgt das nicht Gefahren?

André Azoulay: „Ich sehe das als Riesenerfolg. Hier ist Woodstock. Das Besondere und das Publikum Faszinierende ist, dass weltbekannte Künstler wie z. B. Cat Stevens (heute Youssif Islam) vom „Essaouira-Fieber“ angesteckt sind und mit den bescheidenen Künstlern der Gnaoua gemeinsam musizieren.“

 

Trotz des Engagements großer (und teurer) Künstler können Sie die Konzerte kostenlos für das Publikum durchführen?

André Azoulay: „Ja, das ist eine Art Gesetz. In Essaouira findet das einzige für das Publikum kostenlose Festival Marokkos statt. Wir können das natürlich nur dank großzügiger staatlicher Hilfen durchhalten. Essaouira gehört seit 2001 zum UNESCO-Weltkulturerbe und uns liegt daran, die Gnaoua-Kultur in diesem Rahmen fest zu verankern.

 

Gibt es in Essaouira noch weitere Festivals?

André Azoulay: „Ja, es gibt drei andere jährliche Festivals, die sich mit unterschiedlichen Arten klassischer Musik befassen. Wenige Menschen wissen z. B., dass sich eine der bedeutendsten Schulen der andalusischen Musik seit dem Ende des 18. Jh. in Essaouira befindet. Die Musik-Kultur ist ein zentrales Element unserer Identität“.

 

Welches sind Ihre Ziele als Präsident des Verbandes “Essaouira-Mogador”?

André Azoulay: „Ich möchte dieser historischen und magischen Stadt eine neue Chance für eine anhaltende Entwicklung geben. Jahrzehnte lang ist Essaouira vernachlässigt worden, sowohl von den Souiris, die in alle Welt auswanderten, als auch von denen, die in anderen Teilen Marokkos eine neue Heimat fanden. Dank des Verbandes befinden wir uns nun in einer Periode der Erneuerung und Essaouira ist eine der aufregendsten Erfolgsstories der Region. Was diese Erneuerung bemerkenswert macht, ist die Tatsache, dass alle unsere Bemühungen und unsere Strategie auf dem Kulturerbe und den kulturellen und geistigen Wurzeln von Essaouira-Mogador beruhen. Außerdem tun wir unser Bestes, um eine Balance zwischen Wirtschaftsaufschwung, Umweltschutz und der Eigenheit der Stadt zu halten, denn, wie Sie wissen, war Essaouira einer der wenigen Orte in der Arabischen und Muslimischen Welt mit Jüdischer Mehrheit. Dies ist zwar bereits lange her, aber noch heute weht durch das tägliche Leben der Stadt der Duft von menschlicher Moderne, von Koexistenz und Toleranz“.

 

Welche Zukunftsziele verfolgen Sie als „Presidente Delegado“ der Stiftung “Die drei Kulturen und die drei Religionen“ und als Präsident von „Identität und Dialog“?

André Azoulay: „Als Präsident des Exekutivkomitees der Stiftung, die in Sevilla beheimatet ist und als Gründer der Jüdischen Intellektuellengruppe „Identität und Dialog“ kämpfte und kämpfe ich für dieselben Werte. Als Jüdische Person kann ich mich nicht frei fühlen, wenn mein Nachbar nicht dieselbe Freiheit, Würde und Gerechtigkeit genießen kann, die ich selbst genieße. Der Nachbar, den ich meine, ist seit 50 Jahren der Palästinenser. Indem ich für eine gerechte und dauerhafte Lösung kämpfe, die dem Palästinensischen Volk ermöglicht, ein Land aufzubauen, eine Nation zu bilden und Teil der Weltgemeinschaft zu sein, gebe ich auch die richtige Antwort auf die legitimen Ansprüche auf Sicherheit, Stabilität und Frieden für das Israelische Volk. Indem ich Frieden und Gerechtigkeit eine Chance gebe mit derselben Überzeugung, derselben Loyalität und demselben Einsatz sowohl für die Palästinenser als auch für die Israelis tue ich genau das, was mein Judentum mich lehrt und was es mir bedeutet.  

 

Haben Sie eine Botschaft für unsere Leser?  

André Azoulay: „Ja. Widerstehen Sie der Versuchung, Islam und Terror zu verschmelzen. Lernen Sie mehr über unsere Geschichte, unsere Kultur, unsere Erinnerung und unsere Geisteshaltung. Die schlimmsten Krankheiten sind Ignoranz und Vorurteile. Wir sind in Marokko, Teil der Arabischen und Muslimischen Welt und wir teilen mit den Europäern dieselben Werte, Hoffnungen und Zukunftsvisionen für unsere Kinder. Meiner Ansicht nach gibt es keinen Zivilisations-Schock, sondern einen beiderseitigen Ignoranz-Schock und der Beitrag dieser Publikation könnte eine große Hilfe sein, diese ideologische und kulturelle Lücke zu schließen“.

 

Text und Fotos: Barbara Schumacher, Beiratsmitglied der Deutsch-Arabischen Gesellschaft

 

   

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