Rede von Außenministerin Annalena Baerbock auf der Hochrangigen Geberveranstaltung zur humanitären Krise in Jemen
27.02.2023 - Rede
Über 400.000 Jungen und Mädchen, die jeden Abend hungrig zu Bett gehen und von akuter Unterernährung bedroht sind.
15 Millionen Menschen, die keinen zuverlässigen Zugang zu Trinkwasser, sanitärer Versorgung und Hygieneinfrastruktur haben.
Über 21 Millionen Menschen, die humanitäre Hilfe zum Überleben brauchen.
Dies sind erschütternde Zahlen aus Jemen, wo seit acht Jahren eine der schrecklichsten humanitären Krisen unserer Zeit wütet.
Hinter jeder dieser Zahlen steht das Leid von Frauen, Männern und Kindern.
Angesichts solcher Not stehen wir als internationale Gemeinschaft in der Verantwortung zu handeln.
Deshalb sagt Deutschland Jemen heute weitere 120 Millionen Euro an Unterstützung zu – zusätzlich zu den etwa 1,4 Milliarden Euro, die wir in den letzten vier Jahren zur Verfügung gestellt haben, um den Menschen in Jemen zu helfen.
Unsere humanitäre Unterstützung geht Hand in Hand mit unserer Entwicklungszusammenarbeit und unseren Bemühungen um Frieden. Dabei haben wir alle ein gemeinsames Ziel: das Leid der Männer, Frauen und Kinder in Jemen zu beenden.
Wir fordern alle an diesem Tisch auf, einen Beitrag zu leisten.
Damit wir dieses Ziel erreichen können, sind zwei Punkte zentral:
Erstens müssen die Akteure der humanitären Hilfe die notleidenden Menschen erreichen können – und zwar jeden und jede Einzelne.
Im Norden Jemens jedoch werden Frauengesichter von Werbeplakaten gekratzt, Huthi-Rebellen verweigern Frauen den Zugang zu Universitäten, Frauen werden daran gehindert, humanitäre Arbeit zu leisten, und die Voraussetzungen für Hilfslieferungen sind so schwierig wie nie zuvor.
Das ist nicht hinnehmbar. Unsere Hilfe ist an klare humanitäre Grundsätze geknüpft. Wenn diese Grundsätze nicht eingehalten werden, wenn die De-facto-Behörden im Norden Frauen und Mädchen aus dem öffentlichen Leben drängen und sie dann von lebensrettender Hilfe abschneiden, dann können wir – wie der EU-Kommissar gesagt hat – die Maßnahmen nicht mittragen.
Zweitens wird das Leid der Menschen in Jemen erst dann enden, wenn dieser Konflikt beendet ist.
Deshalb unterstützt Deutschland voll und ganz die Bemühungen des Sondergesandten Hans Grundberg für eine umfassende politische Lösung.
Der erste Schritt in diese Richtung ist ein stabiler Waffenstillstand. Wir begrüßen die direkten Kontakte zwischen Saudi-Arabien und den Huthi sowie ihre Bemühungen, eine Einigung in dieser Hinsicht zu erzielen.
Um anhaltenden Frieden zu schaffen, brauchen wir aber das Engagement aller Beteiligten. Zu einer dauerhaften Lösung muss gehören, dass Ressourcen und Macht unter den verschiedenen Parteien und Regionen gerecht aufgeteilt werden. Und diese Lösung muss von den Vereinten Nationen vermittelt sein.
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
es ist an uns, an Ihnen allen, jetzt zu handeln.
Für die 400.000 Jungen und Mädchen, die jeden Abend hungrig zu Bett gehen.
Für die Millionen von Frauen und Männern, die jeden Tag leiden müssen.
Sie alle verdienen, wonach sich jeder Mensch sehnt:
ein Leben in Sicherheit, in Frieden und in Würde.
https://www.auswaertiges-amt.de/de/newsroom/baerbock-geberkonferenz/2584784
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