Die Modernisierung des Königreichs in Wirtschaft und Kultur schreitet in rasantem Tempo voran. Seit 2019 hat sich das Land dem internationalen Tourismus geöffnet und die vielen im Bau befindlichen Giga-Projekte stehen ganz im Zeichen des Tourismus. Da macht die Bewerbung für die EXPO 2030 in Riyadh Sinn.
Inzwischen hat das bis 2019 verschlossene Land in Rekordzeit gelernt, internationale Gipfel, Konferenzen und Messen zu innovativen Wirtschafts- und Finanzthemen sowie internationale Sport- und Musikveranstaltungen mit Tausenden von Teilnehmern auszurichten - die gesamte Infrastruktur dafür kann man als perfekt bezeichnen. Wo es bis vor vier Jahren kein einziges Kino gab, blüht nun sogar eine eigene Filmindustrie. Dazu passt auch die Entwicklung in Wissenschaft und Forschung. Saudische Universitäten, allen voran die King Abdulaziz University for Science and Technology (KAUST) stehen an der Spitze hinsichtlich Forschung und Entwicklung bei wichtigen Zukunftsthemen wie AI, Cybersecurity, etc. Von KAUST geht auch die Initiative aus, dass Hochschulen sich stärker engagieren sollen. Dr. Tony Chan, Präsident der KAUST, sagte, dass die Universitäten viel radikaler auf die menschliche und ökologische Notlage reagieren müssten. "Die Universitäten und andere Bereiche der Gesellschaft gehen größtenteils nach dem Motto "Business as usual" vor. Wir befinden uns in einer Klima- und Nachhaltigkeitskrise, und die Universitäten auf der ganzen Welt müssen anfangen, entsprechend zu handeln." An der KAUST gibt es dazu internationale Fachkonferenzen in rascher Folge.
Siebzig Prozent der saudischen Bevölkerung sind unter 30 Jahre alt, haben eine ausgezeichnete Bildung und sprechen Englisch. Und angesichts des Welt-Frauen-Tags am 8. März stellt man fest, dass den saudischen Frauen akademische Bildung im In- und Ausland, alle gewünschten Berufe und selbstverständlich auch Führungspositionen offen stehen. Unter der rasant ansteigenden Zahl von Start-ups sind viele Frauen. Männer und Frauen bekommen für die gleiche Arbeit das gleiche Gehalt. Auch im diplomatischen Bereich nimmt die Zahl der Frauen kontinuierlich zu - es gibt derzeit fünf saudische Botschafterinnen. In verschiedenen Ministerien haben sie bereits stellvertretende Ministerposten erobert. Saudi-Arabien strebt in allen Bereichen eine internationale Führungsrolle an und verfolgt eine konsequente Politik „weg vom Öl - hin zu einer diversifizierten, nachhaltigen Wirtschaft mit attraktiven Arbeitsplätzen“.
Riyadh hat sich für die Ausrichtung der EXPO 2030 beworben - auch weil gerade diese EXPO wegen der VISION 2030 des Kronprinzen ganz besondere Bedeutung hat. Vom 4.-10. März 2023 befand sich eine Delegation des Bureau International des Expositions (BIE) in Riyadh mit dem Ziel, die Bewerbung von Riyadh um die Ausrichtung der EXPO 2030 zu bewerten. „Wenn das Königreich den Zuschlag für die EXPO 2030 erhält, wird sie vom 1. Oktober 2030 bis zum 1. April 2031 stattfinden. An der Riyadh EXPO 2030 würden 196 Länder und 29 internationale Organisationen teilnehmen, über 40 Millionen Besucher würden erwartet und wir planen die Einführung des ersten Virtual-Reality-Portals, das voraussichtlich 1 Milliarde Besucher im Metaversum erreichen würde. Die Riyadh EXPO 2030 soll unter dem Motto "Die Ära des Wandels: Gemeinsam für ein vorausschauendes Morgen" stattfinden“, so Fahd Al-Rasheed, CEO der Royal Commission for Riyadh City.
Die Delegationsmitglieder trafen den Kronprinzen und zahlreiche Minister. Sie sahen das geplante EXPO-Gelände und prüften den Masterplan des 338 Hektar großen Veranstaltungsortes im Nordosten von Riyadh im Wadi Al Sulai. Selbstverständlich machten sie sich ein Bild am Modell der neuen Stadt Diriyah - erklärt von Jerry Inzerillo (CEO der Diriyah Gate Development Authority), genossen die Lichtinstallationen von Riyadh Art in JAX District sowie die renovierten, historischen Orte, die derzeit allen VIPs mit Stolz gezeigt werden, nämlich At Turaif (Diriyah) und Al-Bujairi. Die erhaltenen Informationen werden in den Bewertungsbericht einfließen, der dem BIE-Exekutivausschuss vorgelegt wird. - Im Wadi Al Sulai ist auch das deutsche Unternehmen Bödeker Landschaftsarchitekten mit einem wichtigen Wasser-Management Projekt in Kooperation mit der Stadtentwicklungsbehörde von Riyadh tätig.
Saudi-Arabien treibt seine Pläne voran, die Hauptstadt Riyadh in eine bedeutende Weltmetropole zu verwandeln. Das Königreich will die Größe und die Einwohnerzahl seiner Hauptstadt verdoppeln und dafür rund 800 Milliarden Dollar investieren. Fahd Al-Rasheed sagte, dass die 8 Milliarden Dollar für den Bau des EXPO-Geländes im Vergleich zur Gesamtsumme an Bauinvestitionen, die derzeit in der Acht-Millionen-Einwohner-Stadt getätigt werden, vernachlässigbar seien. "Wir bauen das größte Verkehrsnetz der Welt, wir bauen den größten Flughafen der Welt, und mehr als 30 Megaprojekte werden gerade gebaut, so dass die Stadt ein Zentrum wirtschaftlicher Aktivität ist", sagte Al-Rasheed. „Sollte Riyadh den Zuschlag für die Ausrichtung der Expo 2030 erhalten, wäre die Stadt bereit. Der Ausbau, der bis 2030 zusätzliche 120.000 Hotelzimmer vorsieht, ist in jedem Fall notwendig, um die Tourismusziele der VISION 2030 zu erreichen“.
Das Land, das die EXPO 2030 ausrichten darf, wird im November 2023 in Paris bekannt gegeben. Und wer konkurriert mit Riyadh um die EXPO 2030? Die italienische Hauptstadt Rom, Busan (Südkorea) und Odessa (Ukraine). (Quellen: SPA, BIE)
Text: Barbara Schumacher, Beiratsmitglied der Deutsch-Arabischen Gesellschaft (DAG). Fotos: SPA (5) und BS (2)
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