Die vierte industrielle Revolution mit ihrer Verlagerung auf Automatisierung und Datenaustausch hat das Potenzial, eine effizientere und wohlhabendere Zukunft zu schaffen, aber ihre Vorteile werden möglicherweise nicht gerecht auf marginalisierte Gemeinschaften, Entwicklungsländer und Geschlechter verteilt.
Diese Bedenken wurden im Rahmen der Global Goals Week der EXPO 2020 Dubai (vom 15.-22. Januar 2022) geäußert, bei der führende Vertreter von Regierungen, Sozialeinrichtungen, Unternehmen, Hochschulen und zwischenstaatlichen Organisationen die zahlreichen Probleme erörterten. Dabei konzentrierten sie sich auf neu entstehende Technologien und erneuerbare Energien und stellten verschiedene Ansätze zur Überwindung der Hindernisse vor, von wertorientierten Partnerschaften bis hin zum Abbau von Klischees. Die Veranstaltung wollte das Bewusstsein für die Ziele nachhaltiger Entwicklung in einer kritischen Zeit der Unsicherheit inmitten der Pandemie schärfen - als eine der vielen hochkarätigen Veranstaltungen zu Zukunftsthemen auf der EXPO.
Oliver Kraft, Executive Vice President - Expo 2020 Dubai, Siemens, sagte: "In kleinen Gemeinden, ähnlich wie in einem intelligenten städtischen Umfeld wie der Expo 2020 Dubai, bewegen wir uns weg von traditionellen Kunden-Lieferanten-Beziehungen, die auf Spezialisierung basieren, hin zu wertorientierten Partnerschaften. Mit diesem Ansatz schaffen wir Ökosysteme, wie es die Expo mit District 2020 tut, die auch Wettbewerber einschließen können. Heutzutage arbeitet man an einem Tag mit Konkurrenten zusammen und an einem anderen mit Partnern... aber das ist es, was die Zusammenarbeit wirklich vorantreibt, auch in der vierten industriellen Revolution.“
Fahad Alajlan, Präsident des King Abdullah Petroleum Studies and Research Centre (KAPSARC), KSA, meinte, Kohlenwasserstoffe würden auf dem Weg zu einer nachhaltigen Energieversorgung weiterhin eine Rolle spielen, um Entwicklungsländern, die es sich nicht leisten könnten, auf erneuerbare Energien zu setzen, einen ungewissen Übergang zu ersparen.
Ali Zerouali, Direktor für Zusammenarbeit und internationale Entwicklung, Masen, Marokko, zeigte auf, wie innvativ Marokko handelt, um die Herausforderungen in Afrika, wo mehr als 600 Millionen Menschen keinen Zugang zu Energie oder Strom haben, zu bewältigen. Durch die technische, rechtliche und finanzielle Strukturierung von Projekten hat Marokko 20 bilaterale Abkommen mit Ländern geschlossen, die in die Desert-to-Power-Initiative für Afrika einfließen, deren Ziel es ist, 250 Millionen Menschen in der Sahararegion mit Solar-Strom zu versorgen. Die Zusammenarbeit Marokkos mit der Islamischen Entwicklungsbank hat auch zu konkreten Projekten geführt, beispielsweise in Niger und Dschibuti, um die Entwicklung erneuerbarer Energien zu beschleunigen, während die marokkanisch-äthiopische Koalition für nachhaltigen Energiezugang darauf abzielt, das Know-how derjenigen Länder, die im Bereich der Energieerzeugung am weitesten fortgeschritten sind, an die weniger fortgeschrittenen Länder weiterzugeben.
Man war sich einig, dass die Gewährleistung eines gleichberechtigten Zugangs zu Bildung und Arbeitsmöglichkeiten für Frauen Hand in Hand gehen muss mit der Auseinandersetzung mit Stereotypen und kulturellen Normen. Samar Al Shorafa, Gründungs-CEO von She is Arab, VAE, sagte: "In der arabischen Welt gibt es Länder, in denen mehr als 50 Prozent der Absolventen in „MINT“-Fächern Frauen sind, die dann aber arbeitslos werden. Das fehlende Glied in dieser Kette ist die Kultur, und das ist ein großes Hindernis für Frauen, nicht nur in dieser Region, sondern auf der ganzen Welt." Leena Al Olaimy, soziale Innovatorin und Autorin aus Bahrain, fügte hinzu: "Wir müssen das System umgestalten.“ (Quelle: EXPO 2020 Dubai)
Text: Barbara Schumacher, Beiratsmitglied der Deutsch-Arabischen Gesellschaft (DAG). Fotos: Expo Dubai (1), Masen (1), BS (2)
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