Vom 24. September bis 18. Dezember 2019 findet erstmals eine marokkanische Biennale in Rabat statt. Das Besondere: In der Hauptausstellung werden nur Werke von Künstlerinnen zu sehen sein.
Bisher war Marrakech Ort der marokkanischen Biennalen, aber zuletzt fand sich dort niemand mehr zur Finanzierung. Die neue Biennale in Rabat wird von der gemeinnützigen Organisation „National Foundation of Museums in Morocco“ finanziert.
Kurator ist Abdelkader Damani, ein algerischer Kunsthistoriker. Er folgt dem bewährten Konzept von Marrakech, nämlich verschiedene Biennalen-Orte innerhalb der Stadt einzubeziehen. In Rabat bietet sich als zentraler Ort das großartige, 2014 eröffnete Mohammed VI Museum für moderne und zeitgenössische Kunst an. Das Motto der Biennale lautet: „An Instant Before the World“.
„Einer neuen Biennale steht in der existierenden saturierten Biennalen-Landschaft (es gibt etwa 200 weltweit) auch etwas ganz Neues gut zu Gesicht, deshalb habe ich mich entschieden, für die Hauptausstellung nur Künstlerinnen einzuladen - ich fühle mich Ihnen ganz besonders verpflichtet“, meint Damani.
Insgesamt werden Werke von 64 Künstlerinnen ausgestellt, darunter sind berühmte Namen wie zum Beispiel Mona Hatoum (Palästina), bekannt für ihre Multimedia-Installationen, Ghada Amer (Ägypten), die sich einen Namen mit speziellen Stickereien gemacht hat, Etel Adnan (Libanon) mit einem Projekt, das Poesie und Malerei miteinander verbindet und Zaha Hadid, die bekannte irakisch-britische Stararchitektin (die 2016 starb) mit Architekturzeichnungen. Dazu passt, dass Zaha Hadid, die u. a. die Architektur des Gebäudes “The Opus” in Dubais Business Bay ersonnen hat, dafür in diesem Jahr für den World Architecture Preis nominiert wurde, der bei der Veranstaltung World Architecture Festivals Awards verliehen wird.
Werke von männlichen Künstlern werden auch zu sehen sein, dazu hat der marokkanische Künstler Mohamed El Baz eine Kollektivausstellung mit sechs Video-Künstlern geplant und der Straßenkünstler Futura wird im Hassan II Park der Stadt seine Werke enthüllen.
Neben Museum und Park ist auch noch das historische Rottembourg Fort (Borj Lakbir) aus den 1860-er Jahren, direkt am Meer gelegen, in die Biennalen-Orte einbezogen. Rabat ist eine interessante Stadt mit zahlreichen Sehenswürdigkeiten, die immer einen Besuch lohnen. Inzwischen ist auch der Hassan-Turm, der jahrelang renoviert wurde, fertig gestellt. Schon allein die Biennalen-Orte sind sehenswert, erst recht dann, wenn sie im Mittelpunkt einer Biennale stehen.
Text und Fotos: Barbara Schumacher, Beiratsmitglied der Deutsch-Arabischen Gesellschaft (DAG) und Journalistin
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