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28.02.2014

 

»Nichtregistriertes Land ist leichte Beute für Israel«

 

Bis heute sind zwei Drittel des Bodens im Westjordanland nicht offiziell eingetragen – Unternehmer Khaled al-Sabawi will das ändern. Im Interview erklärt er, wie sein Immobilienprojekt TABO die Palästinenser zu Häuslebauern machen soll.

 

Khaled Al-Sabawi

Khaled al-Sabawi
ist ein kanadisch-palästinensischer Unternehmer. Der 30-Jährige ist Gründer und Präsident von MENA Geothermal und Union for Construction and Investment (UCI). Das Projekt »TABO« startete 2009 als erstes palästinensisches Projekt zur Vergabe von Land und Besitzurkunden im Westjordanland.


Interview: Samira Sammer


zenith: Herr al-Sabawi, Ihr Projekt »TABO« hat sich eine Umverteilung des Landbesitzes zur Aufgabe gemacht. Wie sieht es auf dem palästinensischen Immobilienmarkt denn aus?
 
Khaled al-Sabawi: Es gibt große Probleme. Die schlechten Lebensbedingungen sowie Übergriffe von Siedlern in den von Israel kontrollierten Gebieten zwingen viele Palästinenser dazu, in die größeren Städte zu ziehen. Dadurch schießen die Grundstückspreise in die Höhe und werden für die Mehrheit der Palästinenser unbezahlbar.
 
Wie haben sich die Preise entwickelt?
 
Die Preise im Stadtteil Al-Masyoun in Ramallah beispielsweise bewegen sich zwischen 800.000 und einer Million US-Dollar pro Dunam (entspricht einem Quadratkilometer, d. Red.). In dem Städtchen Abu Qash bei Ramallah liegen die Preise zwischen 200.000 und 250.000 US-Dollar. Außerhalb der Städte stellen sich aber noch größere Probleme: Das Land ist nicht eingetragen, es gibt keine Besitzurkunden und die Grenzen sind unklar. Wegen hoher Grundstückspreise und dem Fehlen offizieller Besitzzeugnisse werden die Palästinenser in ihrem eigenen Land ihres Bodens beraubt.

Und Sie haben also eine Lösung für diesen Missstand gefunden?

Wir haben nach einer Lösung gesucht, um den Boden bezahlbar zu machen und alle Käufer mit offiziellen Besitzurkunden zu versehen, damit in Zukunft niemand ihr Eigentumsrecht in Frage stellt. Wir starteten unter dem Slogan: »Besitze dein Land, für dich und für dein Kind«. Das Projekt ist nach dem osmanischen Wort für »Besitzurkunde« benannt, da sich alle Palästinenser die Bedeutsamkeit dieses Dokuments bewusst machen sollten. Nur so schützen wir unseren Grund und Boden.
 
Was passiert denn mit nichtregistriertem Land?
 
Nichtregistriertes Land ist leichte Beute für israelische Landkonfiszierungen. Es ist bekannt, dass Israel bei der Besetzung des Westjordanlandes und des Gaza-Streifens im Jahr 1967 das gesamte Land überprüfte, um herauszufinden, welche Grundstücke eingetragen waren und welche nicht. Auf dieser Grundlage wurden dann Siedlungen errichtet. Israel beruft sich auf ein osmanisches Gesetz, wonach die Regierung nichtregistrierte Ländereien, die längere Zeit weder landwirtschaftlich genutzt noch bewohnt worden sind, übernehmen darf. Sie missbrauchen dieses Gesetz, um ihre Siedlungen in der von Israel verwalteten Zone C zu rechtfertigen. Doch nach internationalem Recht ist das illegal. Keine Eintragung bedeutet ja nicht kein Besitzer.
 
Über wie viel nichtregistrierten Grund und Boden reden wir hier?

 
70 Prozent des Bodens im Westjordanland sind nicht registriert. In einem Gebiet, in dem sich der Konflikt um Land dreht, ist das inakzeptabel. Darum haben wir beschlossen, in Grundstücke außerhalb der palästinensischen Städte zu investieren, wir führen Infrastrukturarbeiten durch und vermessen die Grundstücke.
 
Wie gehen Sie dabei vor?
 
Nach drei Jahren harter Arbeit haben wir die Änderung eines Gesetzes auf den Weg gebracht, das den Verkauf von mehr als fünf Dunam untersagt. Wir bieten jetzt mehr als 200 Grundstücke mit je einem Dunam an, vermessen und registriert durch TABO. Die Grundstückspreise variieren zwischen 13.900 und 22.000 US-Dollar pro Dunam, zahlbar in Raten über zwei bis drei Jahre ohne Zinsen. Die Möglichkeit, Land in Raten zu kaufen und einen offiziellen Eigentumstitel zu erwerben, hat in Palästina vorher nicht existiert. Darüber hinaus übernimmt unsere Firma Union for Construction and Investment (UCI) die volle Verantwortung, den Besitz auf die neuen Eigentümer zu übertragen, sobald der Vertrag mit einem Kunden abgeschlossen ist. Auf diese Weise erspart UCI seinen Kunden die leidige Eintragung ins Grundbuch und die Übertragungsformalitäten. So stellen wir unseren Kunden bereits die fertige Besitzurkunde für ihr Land aus.

 

»Wir benötigen keine Finanzspritzen, aber wir fordern einen fairen Wettbewerb«

 
Woher kommt die Mehrzahl Ihrer Kunden? Aus Palästina oder dem Ausland?

 
Ein Drittel unserer Kundschaft sind Palästinenser, die im Ausland leben – mehrheitlich in den Golfstaaten. Viele von ihnen konnten sich so ihren Traum erfüllen, Land in Palästina zu besitzen. Das Projekt gestattet jedem Palästinenser den Besitz, selbst wenn er oder sie keine palästinensischen Papiere besitzt oder woanders lebt. Auf unserer Webseite können sie sich ein Grundstück aussuchen und alle Details dazu erfahren. Die meisten Menschen, die sich über TABO Land aneignen, sind allerdings Palästinenser, die in Palästina leben.
 
Was für Land kann Ihre Firma genau erwerben? Ist das herrenloses Land – und wofür wird es derzeit genutzt?
 
Nein, das Land gehört Erben, die ihren Besitzanspruch auf das Land lediglich durch ein Erburkunde beziehungsweise Geburtsurkunde belegen können. Sie sind jedoch in keinem Grundbuch als Besitzer eingetragen – und haben somit keinen offiziellen Beleg in der Hand. Dabei haben wir es in erster Linie mit Wohnfläche zu tun, also mit Grundstücken, die sich zum Bauen eines Hauses eignen. Einige Grundstücke gehören Bauern, die das Land nutzen. Von diesen und den übrigen Erben wird das Land aufgekauft, vermessen, in der palästinensischen Katasterbehörde mit den genauen Abgrenzungen registriert und dann zum Verkauf freigestellt.
 
Wie viel Land konnte bislang über TABO registriert werden?

 
Durch TABO wurden zum ersten Mal in der Geschichte mancher palästinensischer Städte Besitzurkunden ausgestellt. In weniger als einem Jahr haben wir unsere erste Bebauungstranche vollständig verkauft, mit 90 Grundstücken in Kufar Ein, 94 Parzellen in Farkha und 44 Grundstücken in Broqeen – das sind alles kleinere Dörfer im Norden von Ramallah. Wir konzentrieren uns auf den vernachlässigten Grund und Boden in den Dörfern. Wir haben auf eigene Kosten Straßen gebaut und gepflastert, außerdem haben wir Mustervillen errichtet. Denn unser Ziel lautet nicht allein, das Land zu registrieren, sondern ebenso, neue Städte zu bauen. Darüber hinaus sind wir stolz darauf, den Prozess der Landvermessung hier angestoßen zu haben und gleichzeitig profitabel zu wirtschaften. Wir haben einen finanziell nachhaltigen Weg gefunden, der uns von Spenden unabhängig macht. Darin liegt die Essenz nachhaltiger wirtschaftlicher Entwicklung für unsere Volkswirtschaft, in der 40 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus Hilfsgeldern stammt.
 
Der palästinensische Investor Baschar Masri hat ein weiteres Projekt entwickelt: Rawabi, die erste Planstadt Palästinas mit voraussichtlich 6.000 Wohneinheiten. Ist dieses Projekt vergleichbar und konkurrenzfähig mit TABO?
 
Nein, überhaupt nicht. Während die Palästinensische Autonomiebehörde Eigentumsbewilligungen für Rawabi ohne Probleme ausstellte, musste ich mich einem täglichen Kampf mit der Bürokratie stellen. Zudem erhielt Rawabi finanzielle Unterstützung von USAID, der Regierung von Katar und anderen Geberländern, während wir für Infrastruktur und alles andere selbst aufkommen. Wir brauchen keine Finanzspritzen, aber wir fordern einen fairen Wettbewerb.
 
Wie stehen die Zukunftsaussichten für TABO?

 
Ausgehend von unseren Erfahrungen aus den letzten zwei Jahren, sind wir sehr optimistisch. 2013 haben wir unser zweites Büro in Jerusalem eröffnet. Das wird definitiv neue Kunden anziehen.

 

Quelle: zenith

 

   

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