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06.11.2017

 

Palästinensische Gewalt

 

In Deutschland werden Palästinenser vorwiegend im Kontext von Israel bzw. ihrem Widerstand gegen Israel wahrgenommen. Spätestens seit den 1970er Jahren, also nach den Anschlägen von München, Entebbe, Mogadischu und anderen terroristischen Aktionen, wurde der Begriff ‚Palästinenser’ häufig mit ‚Terrorist’ oder generell mit Gewalt konnotiert.   Daher eilt Palästinensern immer noch ein Ruf voraus. Wenn man in Deutschland erzählt, man reise nach Israel (und – oh Schreck – womöglich noch „und nach Palästina“ hinzufügt), ist eine der ersten Fragen, ob man denn keine Angst habe vor den ständigen Anschlägen.   In Israel wird das Bild vom gewaltbereiten Palästinenser und vom ‚arabischen Feind’ bereits im Kindergarten, etwa bei Ausflügen ins Militärmuseum, gestärkt. In ihrer Studie Palestine in Israeli School Books beschreibt die israelische Sacharow-Preisträgerin Nurit Peled-Elhanan, wie Schülern von klein auf das Bild der einfachen, ländlichen, ungebildeten muslimischen Araber vermittelt wird, die wenig anderes im Sinn haben, als Juden zu vernichten, kurz: Araber = Muslime = potentielle Terroristen.   Bereits zur Zeit der Balfour-Deklaration 1917 wurden Palästinenser, die von Briten und jüdischen Einwanderern generell als ‚Araber’ bezeichnet wurden, nicht als Volk betrachtet. In Israel, seit der Staatsgründung 1948, wurden sie auf Grund ihrer (tatsächlichen und konstruierten) Gewaltaktionen oft dehumanisiert (es ist in Israel nicht unüblich, sie als ‚Tiere’ zu bezeichnen), wie die beiden berühmten Zitate von Golda Meir verdeutlichen: siehe Bilder.

 

Quelle: relatably.com / flickr.com

Quelle: relatably.com / flickr.com

Quelle: Ha’aretz

Quelle: Visualizing Palestine

Blumen statt Steine – Gewalt konterkariert: Banksys Portrait des Blumenwerfers im Walled Off Hotel in Bethlehem (Foto: privat)

Geschichte des gewalttätigen Widerstandes

 
Die jüdische Einwanderung nach Palästina erfolgte seit 1880 in Wellen. Nachdem die Briten sich 1922 als Mandatsmacht in Palästina etabliert hatten (s. Sykes-Picot-Abkommen und Balfour-Deklaration) und die USA seit 1924 Einwanderung aus Osteuropa nicht mehr zuließen, wuchs die Zahl der jüdischen Einwanderer massiv – und mit ihnen die jüdische Besiedlung (Jischuw). Gegen das Ziel einer jüdischen Heimstätte auf ihrem Boden und den Verlust der Selbstbestimmung wehrten sich die Palästinenser massiv. Bereits im März 1925 kam es zum Generalstreik. Erfolglosigkeit friedlicher Mittel und die religiöse Aufladung des Konflikts führte zu gewalttätigen Anschlägen seitens der Palästinenser, die im Massaker von Hebron im August 1929 gipfelten und von den Briten gewaltsam niedergeschlagen wurden. 133 Juden und 116 Araber verloren ihr Leben, etwa 200 wurden jeweils auf beiden Seiten verletzt.
 
Sieben Jahre später kam es neben einem erneuten palästinensischen Generalstreik erneut zu größeren Gewaltausschreitungen. Heiko Flottau, langjähriger  Nahostkorrespondent der SZ, schreibt dazu in den Nachdenkseiten: "Von 1936 bis 1939 rebellierten die Araber gegen die massenweise jüdische Einwanderung und gegen die britische Mandatsmacht. Der Aufstand – der eigentlich als erste palästinensische Intifada charakterisiert werden muss – wurde niedergeschlagen, weil [...] die britische Mandatsmacht die Rebellion militärisch erstickte.“
 



Gewalttätiger Widerstand seit der Staatsgründung 1948

 
Bereits im November 1947 reagierten Palästinenser auf den Teilungsplan der UNO mit Demonstrationen: Die Juden, etwa ein Drittel der damaligen Bevölkerung, sollten über die Hälfte des Landes bekommen, während zwei Drittel, also etwa 1,2 Mio. Palästinenser, sich mit 43% des Landes zufrieden geben sollten. Die Palästinenser sahen ihre Rechte nicht hinreichend berücksichtigt. Zeitgleich begann die Säuberung arabischer Dörfer durch jüdische Milizen, auf die wiederum mit Gewalt seitens der Palästinenser reagiert wurde.
 
Nach der Staatsgründung erklärten die benachbarten arabischen Staaten Israel den Krieg; bis zum Kriegsende im März 1949 waren etwa 750.000 Palästinensern vertrieben, ihre rund 450 Dörfer zerstört; 20.000 Menschen starben, etwa ein Drittel davon Israelis. Israel regierte von nun an über 78% des Landes.
 
Nach der verlustreichen, demoralisierenden Niederlage der arabischen Armeen und den Waffenstillstandsabkommen, die getroffen wurden, dauerte es eine Weile, bis sich palästinensischer Widerstand erneut formierte. Der bewaffnete Arm der PLO konzentrierte sich seit den späten 60ern auf Anschläge und Geiselnahmen im Ausland und Koalitionen mit linksradikalen Terroreinheiten wie der RAF in Deutschland.
 
Während der Ersten Intifada (1987 – 1993), dem palästinensischen Aufstand, flogen Steine, Molotowcocktails und andere tödliche Geschosse, die insgesamt 58 Israelis töteten. Israel wehrte sich – und tötete im selben Zeitraum 1.100 Palästinenser. (Quelle: B’tselem).  Das Oslo-Abkommen, das den Anschein einer Friedenslösung hatte und die Palestinian Authority einführte, ermöglichte in Wirklichkeit den Siedlungsausbau, die Aufteilung der Westbank in Zonen und dem israelischen Militär de facto die komplette Kontrolle über alle Belange palästinensischen Lebens, was letztlich zur totalen Frustration der palästinensischen Bevölkerung führte und schließlich – nach einem provozierenden Besuch Ariel Sharons auf dem Tempelberg – die Zweite Intifada auslöste.
 
Die Zweite Intifada (hier ein Beitrag dazu im Deutschlandfunk) war deutlich blutiger als die Erste. Diesmal spielten bewaffnete Milizen wie die Al-Aqsa Brigaden, der Islamische Djihad, der militante Arm der Hamas und andere militante Splittergruppen eine entscheidende Rolle, indem sie Bombenanschläge und Selbstmordattentate planten und durchführten. Die palästinensische Gewalt forderte auf israelischer Seite mehr als 1.000 Todesopfer; durch Vergeltungsmaßnahmen der israelischen Streitkräfte kamen über 3.000 Palästinenser ums Leben.

 

Dritte Intifada?

 
Israels Regierung hat durch den Bau der Mauer und die zahlreichen physischen und bürokratischen Hürden, mit denen Palästinenser tagtäglich stundenlang beschäftigt sind, ein wichtiges strategisches Ziel erreicht: Palästinenser sind im besetzten Westjordanland mittlerweile viel zu sehr damit beschäftigt, ihren Alltag zu bewältigen, als dass sie sich zu einem weiteren Aufstand organisieren könnten. In Gaza ist die Lage derart prekär, dass man sich fast wundern muss über nicht stattfindende Raketenangriffe.
 
Zwar sprechen viele von einer Dritten Intifada, einem Aufstand, der diesmal nicht mit Steinen, nicht mit Bomben, sondern nur mit dem Verstand geführt würde. Doch außer Angriffen von Einzeltätern, die mit Autos in Menschenmengen rasen oder mit Messern schwer bewaffnete Soldaten oder vereinzelt Zivilisten angreifen, kann momentan nicht von gewalttätigem oder gar militantem Widerstand die Rede sein. Vielmehr sieht die israelische Regierung mittlerweile die gewaltlose von Palästinensern initiierte Boykott-Kampagne (BDS) als ihren wichtigsten Gegner an.

 

Innerpalästinensische Gewalt

 
Aufbau und Ausbildung der palästinensischen Polizei im Westjordanland wird von Deutschland unterstützt. Dort, wo sie im Einsatz ist – ausschließlich in den Zonen A – soll sie für Recht und Ordnung sorgen. Dies tut sie, wie am Fall Issa Amro ersichtlich, auch im politischen Sinn der Besatzer. Palästinensischen Gefängnissen eilt ein wenig guter Ruf voraus. Dort soll es immer wieder zu Übergriffen und Misshandlungen kommen. In Gaza werden massive Menschenrechtsverletzungen seitens der dort regierenden Hamas berichtet.
 
In palästinensischen Medien ist immer wieder von Verherrlichung von Gewalt zu hören. So werden Attentäter als ‚Märtyrer’ bezeichnet und Straßen und Schulen nach ihnen benannt. Auch mit verbaler Gewalt wird nicht gespart: Wortreiche Drohungen („bis zum letzten Blutstropfen...“, „ ... die Juden ins Meer werfen...“  „unsere Feinde werden in der Hölle schmoren“) haben allerdings angesichts der realen Ohnmacht eine reine Ventilfunktion. 
 


 

Perspektive

 
Palästinensische Gewalt gibt es seit neunzig Jahren, als Widerstand gegen den Verlust von Autonomie, Landraub und Vertreibung. Dass friedliche Mittel erfolgreicher sein könnten, lässt sich aus der massiven Kampagne der israelischen Regierung gegen die palästinensisch geführte BDS-Kampagne schließen. Die Gewalt wird aber erst dann ihre Motivation verlieren, wenn Israel auf die Palästinenser zugeht, sie für jahrzehntelanges Unrecht um Verzeihung bittet und zu Entschädigung bereit ist. Die Beendigung der Besatzung wäre ein erster Schritt auf diesem Weg. Dafür setzen wir uns ein. 
 


 

Zahlen, Daten, Fakten

 
Hier noch einige Zahlen, die die Gewalt und ihre Folgen veranschaulichen sollen:

Innerpalästinensische Gewalt
 
B’tselem: Opfer der Ersten Intifada
 
Jewish Virtual Library schreibt von etwa 25.000 jüdischen-israelischen Todesopfern seit den Aufständen 1920 bis 2014 und etwa 91.000 arabisch-palästinensischen Toten im selben Zeitraum
 
Kollektive Selbstverteidigung (Das  Zusatzprotokoll I zu den Genfer Abkommen von 1977 erkennt in Artikel 1 Absatz 4  das Zurückgreifen auf „bewaffnete Konflikte, in denen Völker  gegen Kolonialherrschaft und fremde Besatzung sowie gegen rassistische Regimes […] kämpfen", als „Ausübung  ihres Rechts auf Selbstbestimmung“ an.)
 
Monatliche Todeszahlen von 2000 – 2014
 
If Americans Knew beschreibt hier die Zahlen der durch die PLO getöteten Israelis gegenüber der Zahl der getöteten Palästinenser
 
Israel Palestine Timeline listet alle Getöteten auf beiden Seiten auf und stellt persönliche Informationen und Bilder bereit. Dort heißt es:
Diese Website soll an jede einzelne Person erinnern, die getötet wurde, und will uns daran erinnern, dass jeder einzelne Tod das Ende eines Lebens bedeutet, vernichtend und schrecklich für Eltern, Kinder, Geschwister, Freunde, Nachbarn, Zeugen und sogar für ganze Gemeinschaften. Ein ermordeter Nachbar oder Freund ist ein Verlust, der niemals verschwindet.

Quelle: www.bib-jetzt.de

 

 

   

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