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18.07.2013

 

Peter Scholl-Latour diskutierte in Würzburg über den Syrien-Konflikt

 

Kurz vor Veranstaltungsbeginn sitzt Peter Scholl-Latour allein in der ersten der Stuhlreihen, die im Toscanasaal der Würzburger Residenz aufgestellt sind, und liest in einem Nachrichtenmagazin. Doch als der inzwischen 89-Jährige wenige Minuten später ans Rednerpult tritt und über die arabische Welt spricht, gibt er nicht das wieder, was er irgendwo in einem Korrespondentenbericht gelesen hat. Um die Probleme eines Landes zu verstehen, muss man es gesehen haben, ist er überzeugt. Nach dieser Maxime lebt und arbeitet der ehemalige Fernsehjournalist, der fast alle Länder der Welt bereist hat, bis heute und ist wohl deswegen ein gefragter Gesprächspartner, nicht nur, wenn es um die Region geht, in der die politische Stagnation mit dem Beginn des Arabischen Frühlings zwar ein Ende nahm, deren Zukunft jedoch völlig offen scheint. Deswegen, und weil er kein Blatt vor den Mund nimmt.

 

Kurz vor Veranstaltungsbeginn sitzt Peter Scholl-Latour allein in der ersten der Stuhlreihen, die im Toscanasaal der Würzburger Residenz aufgestellt sind, und liest in einem Nachrichtenmagazin. Doch als der inzwischen 89-Jährige wenige Minuten später ans Rednerpult tritt und über die arabische Welt spricht, gibt er nicht das wieder, was er irgendwo in einem Korrespondentenbericht gelesen hat. Um die Probleme eines Landes zu verstehen, muss man es gesehen haben, ist er überzeugt. Nach dieser Maxime lebt und arbeitet der ehemalige Fernsehjournalist, der fast alle Länder der Welt bereist hat, bis heute und ist wohl deswegen ein gefragter Gesprächspartner, nicht nur, wenn es um die Region geht, in der die politische Stagnation mit dem Beginn des Arabischen Frühlings zwar ein Ende nahm, deren Zukunft jedoch völlig offen scheint. Deswegen, und weil er kein Blatt vor den Mund nimmt.

Was das angeht, ist Scholl-Latour an diesem Abend in guter Gesellschaft. Die Deutsch-Arabische Gesellschaft, deren Präsident Scholl-Latour ist, hatte zu ihrem Sommerfest nach Würzburg geladen. Festredner ist der nicht als kleinlaut bekannte CSU-Mann Peter Gauweiler. Das anschließende Podiumsgespräch, an dem neben Gauweiler und Scholl-Latour die FDP-Europaabgeordnete Alexandra Thein und der syrische Unternehmer Bassam Helou teilnehmen, moderiert der Journalist Ulrich Kienzle.

Beherrschendes Thema der Diskussion, die sich eigentlich der Frage „Ein neuer Naher Osten?“ widmen soll, ist fast ausschließlich Syrien. Einen Tag zuvor hatten die USA erklärt, die syrische Opposition nun mit Waffen beliefern zu wollen. Man habe Beweise für einen Giftgaseinsatz des Assad-Regimes; die „rote Linie“, vor der Präsident Barack Obama gewarnt hatte, wäre damit überschritten. Unweigerlich werden Erinnerungen an die vermeintlichen Beweise für Massenvernichtungswaffen Saddam Husseins wach, die der ehemalige US-Außenminister Colin Powell 2003 im UN-Sicherheitsrat präsentierte – und die sich später als falsch erwiesen.

Scholl-Latour scheint auch im Jahr 2013 nicht von der US-Regierung überzeugt. „Der Einsatz von Giftgas wäre schließlich für Baschar al-Assad verheerend“, zweifelt er und verweist auf Obamas Warnung – Stichwort „rote Linie“ –, um dann im typischen Scholl-Latour-Nuscheln beiläufig, aber vielsagend anzufügen: „Doch das weiß auch die syrische Opposition.“ Gauweiler verteidigt unterdessen die Haltung der Bundesregierung, die gegen eine militärische Unterstützung der Gegner Assads sei, und warnt vor einer Wiederholung der Ereignisse im Irak vor knapp zehn Jahren: „Es ist eine große Verrücktheit, ein Pulverfass stabilisieren zu wollen, indem man noch ein paar Mal reinschießt.“ Im Übrigen seien inzwischen 50, dem BKA namentlich bekannte Salafisten von Deutschland nach Syrien gereist, um gegen Assad zu kämpfen. „Sollen wir die jetzt mit Waffen versorgen?“

Kritik kommt dagegen vom Syrer Helou. „Wenn Sie sagen, die deutsche Außenpolitik sei richtig“, sagte er aufgebracht an Gauweiler gewandt, „ist das nur die halbe Wahrheit.“ Es gebe nur eine Lösung: „Russland stoppen.“ Man müsse Druck auf Moskau ausüben, das keinen Hehl daraus macht, dass es das Assad-Regime mit Waffen und Geld versorgt, im Gegenteil: Man unterstütze so die legitime Regierung Syriens und breche damit kein Gesetz, erklärte Präsident Wladimir Putin im Vorfeld des G8-Gipfels.

„Wer im Orient Demokratie sagt, der lügt“.

Dem kurzen Schlagabtausch zwischen Gauweiler und Helou hört Scholl-Latour geduldig zu. Er unterbricht nicht, vermutlich intuitiv wissend, dass Moderator Kienzle ihn ohnehin gleich nach seiner Meinung, der Meinung des großen Analysten, fragt. „Ohne Unterstützung von außen hätte Assad nicht bis heute durchgehalten“, bestätigt Scholl-Latour schließlich und wirkt dabei nicht zum letzten Mal an diesem Abend wie ein Schiedsrichter zwischen den Diskutierenden, der die Wahrheit kennt, einer, dem das letzte Wort gebührt. Über die deutsche Haltung im aktuellen Konflikt urteilt er: Anders als vor dem Fall Gaddafis in Libyen, als man sich auf „törichte Weise isoliert“ habe, handle man nun richtig. „Heuchelei“ sei es jedoch, gleichzeitig Saudi-Arabien mit Leopard-Panzern zu beliefern, ein Land, in das „man nicht mal mit einem Kreuz einreisen“ dürfe.

Unterdessen zeigt sich die Europaabgeordnete Thein gelassen angesichts der geplanten Waffenlieferungen der USA. Beide Seiten würden schließlich ohnehin bereits mit Waffen aus dem Ausland versorgt, erklärt sie. Dass Obamas Ankündigung allerdings nicht nur eine militärische, sondern auch eine diplomatische Dimension hat, bleibt in der Diskussion unerwähnt: Augenblicklich herrschte wegen des Plans der US-Regierung Eiszeit zwischen Weißem Haus und Kreml. Eine echte Einigung brachte auch der G8-Gipfel nicht. Wie es mit Assad weitergeht, wurde auf Druck Moskaus in einer Abschlusserklärung des Treffens nicht erwähnt.

„Nach zwei Jahren Krieg ohne Sieger, bleibt nur eine politische Lösung“, so die FDP-Politikerin weiter. Für eine solche müsse Assad etwas angeboten werden, zum Beispiel eine Garantie, dass die Minderheiten in Syrien weiterhin sicher sein werden. Wie man so etwas garantieren könnte, ist die eine Frage. Ob eine politische Lösung angesichts der zersplitterten Opposition überhaupt noch möglich ist, eine andere. Kommt es aber zum Sturz Assads, dürfte es für die Minderheiten im Land, zu denen auch Christen gehören, ungemütlich werden. „Den Christen ging es im Irak unter Hussein relativ gut“, so Scholl-Latour. „Inzwischen sind 50 Prozent von ihnen geflohen. In Syrien bahnt sich etwas Ähnliches an.“

Das hört sich nach vielem an, aber sicher nicht nach Demokratie. Ob Scholl-Latour dieser eine Chance in der Region einräumt, will Kienzle wissen. „Bismarck hat einmal gesagt: 'Wer Europa sagt, der lügt.' Ich sage: 'Wer im Orient Demokratie sagt, der lügt.'“ Doch dann rudert Scholl-Latour ein bisschen zurück: „Aber ich habe in meinem Leben so viel Pessimismus verbreitet und Recht behalten. Ich enthalte mich meiner Stimme.“ Vielleicht sagt er das, weil er die Hoffnung auf einen friedlichen Nahen Osten und auf Demokratie in der arabischen Welt nicht aufgeben will.

Den vollständigen Artikel aus der Mainpost vom 18. Juni 2013 finden Sie hier.

 

   

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