Belgiens Entwicklungsministerin Caroline Gennez (Vooruit, flämische Sozialdemokraten, Foto) hat mit einer Aussage in einem Interview mit "De Morgen" einen diplomatischen Streit mit Israel ausgelöst. In diesem Interview sagte sie, dass "ganze palästinensische Dörfer von den Israelis von der Landkarte gelöscht werden". Eine Aussage, die in Israel nicht gut ankam, die die Ministerin aber nicht bereut.
"Ich bin schockiert über die verleumderischen Aussagen von Caroline Gennez", schreibt die israelische Botschafterin in Belgien auf X, dem ehemaligen Twitter. Diese Reaktion kommt nach einem Interview von Entwicklungsministerin Gennez mit der Zeitung "De Morgen".
"Dörfer, die von der Landkarte verschwunden sind"
In diesem Interview sprach sie über den Fokus der belgischen Hilfsorganisationen für die kommenden Jahre. Gennez sagt, dass viele Organisationen - zu Recht - der Situation in der Ukraine Aufmerksamkeit schenken, prangert aber an, dass anderen Krisenherden in der Welt wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird. Als Beispiel führt sie die Situation in den palästinensischen Gebieten an.
"Dort wird die Situation immer auswegloser", sagt sie in dem Interview. "Ganze Dörfer werden von den Israelis von der Landkarte gelöscht. Die Phasen der Gewalteskalation sind kürzer als früher, aber häufiger und intensiver. Das lässt der Bevölkerung keinen Raum zum Verschnaufen. Seit Beginn dieses Jahres sind bereits mehr Palästinenser durch Gewalt verletzt und getötet worden als im gesamten Jahr 2022."
Nach den Äußerungen von Gennez wurde der belgische Botschafter in Israel zur Rede gestellt. Auch die israelische Botschaft richtete ein offizielles Protestschreiben an die Ministerin und das belgische Außenministerium.
Als Reaktion auf den Vorfall hat Ministerin Gennez die israelische Botschafterin in unser Land für die kommende Woche einberufen.
"Kein Bedauern"
Gennez bedauert die Stellungnahme nicht, teilte sie unserer Redaktion über ihre Sprecherin mit. "Belgien steht für eine nachhaltige Zweistaatenlösung in Israel-Palästina", bekräftigte sie. "Wenn Demokratie und Menschenrechte unter Druck geraten, egal wo auf der Welt, dann verurteilen wir das. 2023 ist bereits das tödlichste Jahr seit langem im israelisch-palästinensischen Konflikt, mit Opfern auf beiden Seiten - aber leider auf palästinensischer Seite auch 34 Kinder."
"In den letzten Monaten haben wir eine systematische Zerstörung von Infrastrukturen erlebt, die teilweise durch internationale Solidarität finanziert wurden (Schulen, Wohnviertel, ...). Dadurch werden ganze Bevölkerungsgruppen im Westjordanland aus ihren Dörfern vertrieben. Ein normales Leben wird de facto unmöglich gemacht. Wir prangern dies an, auch aus Respekt vor dem belgischen Steuerzahler und den Bemühungen der internationalen Gemeinschaft."
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