Seit Ende 2019 laufen die vielfältigen Vorbereitungsveranstaltungen des G20 Gipfels. Das Thema Frauen spielt dort eine Rolle. Den Weltfrauentag nutzte man als Plattform für neue Ankündigungen: „Der Wandel geht weiter“.
G20 Vorbereitungskonferenzen
Die Vorbereitungskonferenzen zu den verschiedensten Bereichen für den G20-Gipfel in Riyadh am 21./22. November 2020 finden in rascher Folge statt. Die Ergebnisse werden in den Medien ausführlich kommentiert, die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit ist ausgezeichnet. Die saudische G20 Präsidentschaft läuft vom 1.12.2019 bis zum 30.11.2020. In dieser Zeit werden unter Einbeziehung internationaler Medien noch weit über 100 Veranstaltungen stattfinden, meist in Riyadh und Jeddah. Dazu gehören Minister-Treffen und Treffen von Mitgliedern der Zivilgesellschaft. Ziel ist, den eigentlichen G20 Gipfel, auf dem internationale Wirtschaftsbeziehungen diskutiert werden, vorzubereiten. Zu den Themen auf ministerieller Ebene gehören z. B.: Finanz- und Geldpolitik, Finanzregulierung, Steuerpolitik. Die „Sherpa“- Treffen befassen sich mit sozioökonomischen Themen wie Landwirtschaft, Korruptionsbekämpfung, Klimawandel, Digitalisierung der Wirtschaft, Bildung, Beschäftigung, Energie, Umwelt, Gesundheit, Tourismus, Handel, Investitionspolitik. Interessant sind auch die Expertengruppen. Dies sind unabhängige Institutionen, die von dem Gastgeberland eingeladen werden. Sie arbeiten mit anderen Organisationen von G20 Ländern zusammen und erarbeiten Vorschläge für die Regierungen der G20-Staaten. Diese Expertengruppen sind: “Business 20” (Schwerpunkt Privatsektor), “Civil 20” (repräsentiert NGOs), “Labor 20” (enthält Gewerkschaften), “Women 20” (Interessenvertreter der Frauen), „Think 20“ (Netzwerk für Think Tanks und Forscher), „Urban 20“ (Stadtentwicklung), „Science 20“ (vertritt wissenschaftliche Interessen) und „Youth 20“ (Plattform für junge Führungskräfte). Im Anschluss an jedes Treffen wird das Ergebnis - mit entsprechendem Gruppenfoto - veröffentlicht.
Frauen auf der Prioritätenliste
Der Weltfrauentag am 08.03.2020 wurde auch in Saudi-Arabien mit zahlreichen Veranstaltungen gefeiert - schließlich hat kaum ein anderes Land einen solch sensationellen Wandel und damit einhergehend so viel wachsende Frauenpower zu verzeichnen. Außerdem ist die Frauenförderung ein wichtiges Anliegen der Vision 2030 des Kronprinzen. Zahlreiche Medien hatten Sonderaktionen vorbereitet, wie z. B. die Vorstellung erfolgreicher Frauen in den verschiedensten Berufen. In diesem Zusammenhang wird auch gern auf Prinzessin Reema bint Bandar Al Saud hingewiesen, die sich stark für Frauenrechte einsetzt und im vergangenen Jahr zur ersten saudischen Botschafterin in USA ernannt wurde.
Wirtschaftsunternehmen und die Börse feierten ihre weiblichen Angestellten. Immer wieder wurde betont, dass Frauen in Saudi-Arabien von keiner Tätigkeit ausgeschlossen sind, sie bekommen für die gleiche Arbeit gleiche Gehälter wie ihre männlichen Kollegen. Sogar Jobs bei Polizei und Militär stehen Frauen offen, die in zunehmendem Maße nicht nur Autos lenken, sondern im Flughafen-Tower auch Flugzeuge steuern - und Pilotinnen gibt es auch. Vielleicht wird es eines Tages sogar eine Ministerin geben. Hochschulprofessorinnen, Anwältinnen, Ärztinnen und weibliche Vorstände in Wirtschaftsunternehmen gibt es schon länger. In zunehmendem Maße trifft man auch auf junge, sehr gut ausgebildete Prinzessinnen in Führungspositionen wichtiger Institutionen. Dr. Awwad Al-Awwad, Präsident der Saudi Human Rights Commission und ehemaliger saudischer Botschafter in Berlin betonte Frauenrechte und Schutz der Frauen als oberste nationale Prioritäten in KSA. In den letzten Jahren bekamen Frauen immer mehr Rechte und das wird fortgesetzt. „Über 50 Prozent unserer Studienabsolventen sind Frauen. Wir werden ihre Talente fördern, in ihre produktiven Fähigkeiten investieren und so dazu beitragen, dass sie einen entscheidenden Beitrag zur Entwicklung unserer Gesellschaft leisten - entsprechend der Vision 2030 des Kronprinzen“, sagte er bei einer Veranstaltung am 8. März 2020. Allerdings ist noch viel zu tun. Chancen werden sich auch bei den neuen technologischen Entwicklungen wie Industrie 4.0, Künstliche Intelligenz, Robotertechnik, Internet der Dinge, Erneuerbare Energien und ihre Speicherung etc. ergeben.
Wandel auch bei den Ministerien
In den letzten Wochen gab es viel Bewegung bei verschiedenen Behörden und Ministerien. Aus drei früheren Behörden wurden Ministerien, nämlich Tourismusministerium, Sportministerium und Investitionsministerium. Finanzminister Mohammed Al-Jadaan übernimmt zusätzlich die Aufgaben des Wirtschaftsministers. Al-Jadaan hatte Ende 2019 in Berlin beim Saudi-German Business Forum brilliert. Unverkennbar sind das Verjüngungskonzept und die sich abzeichnende Strategie, meist an US-Universitäten bestens ausgebildete Prinzen mit ausgezeichneten Englisch-Kenntnissen, die schon Erfahrung auf internationalem Parkett gesammelt haben, in Schlüsselpositionen zu bringen.
Text: Barbara Schumacher, Beiratsmitglied der Deutsch-Arabischen Gesellschaft (DAG). Fotos: Barbara Schumacher (2), G20 Saudi Arabia (1), SPA (4)
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