Eine Institution der Kunst in Dubai schließt am 16. Oktober 2020 für immer: Die 1979 gegründete Majlis Gallery, älteste Kunstgalerie der VAE im Stadtteil Al Fahidi, die mehr als 40 Jahre lang Künstler und Kunstszene in Dubai maßgeblich geprägt hat.
Seit 1994 besuche ich die Vereinigten Arabischen Staaten regelmäßig und in Dubai ist Al Fahidi am Dubai Creek stets meine bevorzugte Gegend. Grund: Hier findet man das ursprüngliche Dubai um das Fort Al Fahidi, heute Dubai Museum, den traditionellen Souq und vor allem das historische Bastakiya Viertel - mit den vielen Windturmhäusern, der XVA Galerie mit Hotel, pittoresken Cafés und Restaurants - das seit einigen Jahren Ort der Sikka Art Fair ist. Außerdem ist hier eine Anlegestelle für die den lebhaften Dubai Creek überquerenden Wassertaxis („abras“), z. B. nach Shindaga mit seinen zahlreichen Museen. Der erste Gang führte mich regelmäßig in die Majlis Gallery, die schönste in Dubai.
Die Gründerin und Besitzerin Alison Collins (Britin) war meist anwesend und es gab immer interessante Gespräche, hatte sie doch die gesamte Entwicklung in Dubai erlebt und verfügte zu einem sehr frühen Zeitpunkt über Kontakte zu emiratischen Künstlern. Diese gibt es schon seit vielen Jahrzehnten, aber Collins sorgte mit dafür, dass sie aus ihrem Schattendasein hervortraten und sich mehr und mehr Emiratis für Kunst interessierten und Kunstwerke kauften, bis die Kunst mit Etablierung der Kunstmesse Art Dubai und der Eröffnung namhafter Kunstgalerien im Dubai International Financial District einen nie gekannten Aufschwung nahm. Inzwischen hat Dubai ein weiteres Kunstviertel in Al Quoz und insgesamt ca. 120 Kunstgalerien. Die internationale Kunstmesse Art Dubai gilt als Mekka der Kunst in der arabischen Welt.
„Wir haben seit ungefähr 10 Jahren Probleme“, sagt Alison Collins, die Mitte der 1970er Jahre erstmals als Innenarchitektin in die VAE kam. „Die Gewinne der Galerie decken die Kosten für Löhne, Miete, etc. immer weniger und die Pandemie hat die Situation so verschlimmert, dass ich aufgeben muss“. Ursprünglich war die attraktive, weiße Villa - mit schönem Innenhof und atemberaubendem Blick über den Dubai Creek vom Dach - das Wohnhaus ihrer Familie, entwickelte sich aber nach und nach zu einem „Haus der Kunst“ und ab 1989 zu einer vollwertigen Kunstgalerie. Die Ausstellungen wurden immer beliebter und zogen daher im Laufe der Zeit auch die berühmtesten Künstler, wie den bekannten, in Dubai ansässigen Maler Abdul Qader Al Rais an. „The Majlis Gallery is honoured to be associated with Abdul Qader, working with him is a delight”, heißt es auf der Website (www.themajlisgallery.com). Die Vernissagen waren gesellschaftliche Ereignisse. Es gab sogar ein „Artists in Residence“-Programm, in dem Künstler eingeladen wurden, in der Villa zu wohnen, die VAE zu erkunden und Werke zu schaffen, in denen sie ihre Eindrücke künstlerisch verarbeiteten - in Gemälden und Skulpturen.
Im Laufe der Jahre hat sich der rasante Fortschritt Dubais jedoch negativ auf das Geschäft ausgewirkt. Als Al Fahidi Touristenziel wurde, begann sich die Rolle der Majlis Gallery zu ändern: "Wir haben uns zu einer Touristenattraktion entwickelt, aber Touristen kaufen keine Kunst", sagt Collins. „Hier war einst das Zentrum der Stadt. Unser Motto war daher "Kunst im Herzen von Dubai"- aber während der Tourismus gewann, blieb die Kunst auf der Strecke“.
Derzeit veranstaltet die Majlis Gallery einen „Swan Song Sale“, der Werke von 50 Künstlern umfasst und bis Freitag, den 16. Oktober 2020 dauert. „Der Abschlussverkauf umfasst Werke aller unserer großen Künstler, die uns wirklich unterstützt haben und daher mache ich diese Abschlussveranstaltung zu einem fulminanten Ereignis“, meint Alison Collins.
Text und Fotos: Barbara Schumacher, Beiratsmitglied der Deutsch-Arabischen Gesellschaft (DAG) - Plakat und Galerie-Geschichte finden Sie im Anhang.
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