Mohammad Khalid Alsuwaiket ist Präsident der SRO. Gleich nach dem freundlichen Empfang präsentiert er die seit November 2014 monatlich erscheinende Zeitschrift „Zug“– ein professionell gemachtes Hochglanzmagazin für die Passagiere. Darin geht es nicht nur um einen Blick „hinter die Kulissen“ bei der Bahn und den Mitarbeitern, sondern es gibt auch Artikel zu Wirtschaft, Kultur, Museen, Lifestyle und einen Veranstaltungskalender – ganz so, als hätte man sich die DB-Zeitschrift zum Vorbild genommen. „In jeder Zeitschrift bringen wir ein s/w-Foto aus den Anfängen der Bahn. Als 1951 der erste Güterzug von Dammam nach Riyadh fuhr, gab es weder eine Eisenbahnbehörde noch ein Transportministerium – nichts! 1966 kam der Personenzugverkehr hinzu und Saudi Aramco hatte von Anfang an das Management übernommen und die ersten Züge aus den USA besorgt. Heute transportieren spezielle Containerzüge 600.000 Container pro Jahr“, so Alsuwaiket.
Die Deutsche Bahn ist seit drei Jahren involviert. Ziel und Zweck: Die Sicherheit mit Hilfe von SMS (Safety Management System) zu erhöhen. Von der Erstellung der Sicherheitsregeln bis zum Trainingscenter und entsprechendem Trainingsmaterial wird alles aus Deutschland übernommen und soll bis 2017 komplett implementiert sein.
Als das Gespräch auf das wohl ehrgeizigste Bahnprojekt kommt, schildert Alsuwaiket nähere Einzelheiten. „Von den zahlreichen, von der DB betreuten Projekten ist das „Supervision Project“ der elektrifizierten Hochgeschwindigkeitsstrecke „Al Haramain (= zwei Heilige Stätten)“ – ein 56 Mrd. Rial Projekt - besonders anspruchsvoll. 5 Stationen wird es geben: Jeddah City, King Abdulaziz Airport Jeddah, King Abdullah Economic City (KAEC), Mekka nach Medina. Länge der Strecke: 450 km.. Bis Ende 2015 soll die 1. Phase abgeschlossen sein, die den Bau der Gleisanlage, vieler Brücken und der Bahnstationen umfasst. In der 2. Phase kommt dann die DB zum Zuge, wenn es um die Elektrik, die Signaltechnik, die Einrichtung der Kontrollzentren, etc. geht. Die Züge (Talgo), die mit einer Geschwindigkeit von 300 km/h fahren werden, kommen aus Spanien. Der Vertrag für die Wartung, etc. läuft über 12 Jahre“. An die Züge und die Gleise werden hohe Anforderungen gestellt, resultierend aus Hitze, Luftfeuchtigkeit, Staub und Sandstürmen, sodass sogar der Schotter eine Spezialfarbe erhält. Den ersten Zug für Testzwecke gibt es schon (Foto von SRO). Die Strecke von KAEC nach Medina soll Ende 2015 fertig sein, für die Strecke von KAEC nach Jeddah wird als Fertigstellungstermin Mitte 2016 angegeben. Allein für die 2 Stunden dauernde Reise zwischen Mekka und Medina schätzt man die zukünftige Zahl der Fahrgäste mit jährlich 20 Millionen Pilgern ein.
Präsident Alsuwaiket schildert Metro-Projekte in Jeddah, Riyadh, Mekka, Medina und Dammam und die jeweiligen Bahnanschlüsse. Die Infrastruktur des Königreichs soll mit Hilfe der Bahn verbessert werden, dabei sind auch die Häfen eingeschlossen. „Für 2030 haben wir uns das Ziel gesetzt, insgesamt 15.000 km Eisenbahnstrecke zu haben, die auch die Logistikzentren und touristische Gegenden erschließt. Unsere Consultants arbeiten an entsprechenden Plänen“. Abschluss des Besuchs ist die Besichtigung von Bahnhof, Kontrollraum und Zugwerkstatt in Dammam, unweit des SRO-Gebäudes.
(Internet: www.saudirailways.org)
Text und Fotos: Barbara Schumacher
< Chaos in Libyen