Olof Palme-Preis 2015 für Dr. Mitri Raheb und Gideon Levy
Sehr geehrte Herren Doctores Stegemann,
in Ihrem (unter dem Logo Ökumene – des World Council of Churches) an den EKD-Vorsitzenden und den Schweizerischen Kirchenbund Präses gerichteten Offenen Brief vom 4. Juni 2013 (http://www.audiatur-online.ch/2013/06/04/offener-brief-an-sek-und-edk/) monieren Sie anklagend die Feststellungen der Beiruter Konferenz, dass seit Gründung Israels die indigene Bevölkerung Palästinas systematisch enteignet werde und Jerusalem eine besetzte Stadt sei.
Sie nehmen Anstoß daran, dass der aus der belagerten Stadt Bethlehem, der Stadt hinter Mauern stammende Pfarrer, der Träger des Deutschen Medienpreises, Dr. Mitri Raheb gelobt wurde. Rahib hat die Dar al-Kalima – Universität gegründet, die jungen Menschen die Möglichkeit bietet, ihre palästinensische Identität zu erforschen und arbeitet zugleich für die Lutherische Kirche. Soll Mitri Raheb etwa auch Buße tun für die schrecklichen zum Himmel schreienden Grausamkeiten an den Juden, derer sich das deutsche Volk in den zwölf Jahren der Naziterrorherrschaft schuldig gemacht hatte? Muss sein Volk hierfür stellvertretend den Preis zahlen? Ist das Ihre theologische Position?
Sie werfen offenbar diesem Mann vor, der in seiner Geburtsstadt unter der im siebten Jahrzehnt andauernden Besatzung leben muss, vor, dass er diesen gegen sämtliche diesbezügliche UN-Resolutionen verstoßenden Militärterror der IDF, nicht devot als gottgegeben aushält, sondern gegen dieses schreiende Unrecht Israels an seinem Volke von der Kanzel aus revoltiert. Dafür wurde er soeben zusammen mit dem liberalen israelischen Journalisten Gideon Levy, Haaretz für den «mutigen und unermüdlichen Einsatz gegen Besetzung und Gewalt» mit dem schwedischen Olof-Palme-Preis 2015 ausgezeichnet. Das sollte Ihnen Gelegenheit geben, Ihre Position zu überdenken.
Rahebs Mut und seine Arbeit sind vergleichbar mit der des deutschen Reformators Martin Luther, für dessen Kirche Sie beide gearbeitet haben. Luther hatte gegen die Deformierung der Botschaft Jesu gepredigt und gegen die die Freiheit der Christenmenschen einschränkenden Fesseln der Restauration.
Bei seinem Besuch des Heiligen Landes im vergangenen Sommer hatte Papst Franziskus öffentlichkeitswirksam vor der rassistischen betonierten Sperranlage gebetet. Wo bleibt Ihre Stellungnahme vom sicheren Hafen Schweiz & Deutschland? Die anklagende Botschaft Franziskus‘ wurde weltweit verstanden. Ich frage mich, wofür eigentlich predigen Sie? In welcher Tradition verstehen Sie sich?
Mit freundlichem Gruß
Harald Moritz Bock
Generalsekretär
DEUTSCH-ARABISCHE GESELLSCHAFT
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