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06.03.2017

 

Saudi-Arabien: Neue Rollen und Realitäten

 

 

Majid Al-Faiz

Summit Teilnehmer

Ibrahim Alotaibi

Die Royals

Summit Pause

Fahd Al-Rasheed MBSC

Delegation im Auditorium MBSC

Diskussionsteilnehmerin MBSC

Die Wirtschaft in den arabischen Ölstaaten muss sich mit dem Gedanken an die Post-Öl Ära vertraut machen – alte Geschäftsmodelle sind dem Untergang geweiht, die Region ist an einem Wendepunkt angelangt. Neue Realitäten tun sich auf mit jungen Führungskräften, die als Change Agents agieren, denn der Wandel, der das gesamte Geschäftsleben beeinflusst, ist unaufhaltsam. Die Ära des Überflusses ist zu Ende. Da hilft nur Pragmatismus und der Wille, auch ohne Öl den Wohlstand zu halten. Saudi-Arabien ist  mit der im April 2016 veröffentlichten Vision 2016 als letztes Land der arabischen Golfstaaten auf dem richtigen Weg. Noch bis vor zwei Jahren hatte man z. B. wegen des Ölreichtums keinerlei Interesse an erneuerbaren Energien gezeigt, das hat sich, wie vieles andere auch, grundlegend geändert. Vokabeln wie KMU, Unternehmer, Start-ups, … waren bisher fast unbekannt und um diese zu realisieren, ist vieles nötig: In Saudi-Arabien gibt es derzeit eine Fülle von Wirtschafts-Veranstaltungen, die sich mit dem Thema der Privatisierung der Wirtschaft befassen – diese ist ein wichtiger Punkt in der Vision 2030. Auch im akademischen Bereich gibt es entsprechende Innovationen. Spricht man mit gebildeten, jungen Saudis, dann entsteht der Eindruck, dass mit der Vision 2030 tatsächlich eine Welle des Wandels durch das Land geht und die junge Generation – Frauen und Männer gleichermaßen – begriffen hat, dass nur Wandel und Fortschritt das Land retten können und dafür will man hart arbeiten, am besten, indem man sich mit innovativen Geschäftsideen selbstständig macht. Das praktiziert gerade Majid Al-Faiz. Er hatte nach abgeschlossenem Studium als Ingenieur bis vor wenigen Monaten bei einem Elektrizitätswerk gearbeitet, als er sich mit einer innovativen Geschäftsidee im Uhrenbereich selbstständig machte. Inzwischen hat er in seiner Firma fünf Mitarbeiter und kann sich vor Interessenten auf seinem Stand beim Janadriyah Festival kaum retten.

 

Privatisierung der Wirtschaft

Bei einer vierwöchigen Reise durch Saudi-Arabien im Januar/Februar 2017 wird deutlich: Die Vision 2030 ist  d a s  Gesprächsthema im gesamten Königreich. Eine umfassende Informationskampagne mit Plakaten und Leuchtkästen an den Flughäfen und in den Straßen sorgt dafür, dass die Saudis darüber Bescheid wissen, wenigstens in den großen Städten. Natürlich gibt es Kritiker und Befürworter. In der Wirtschaft werden die Zukunftsplanungen weitgehend unterstützt und man ist bemüht, Ratschläge aus dem Ausland einzuholen und diese auch zu befolgen, um die Ziele der Vision 2030 zu erreichen.

 

Der „Saudi Privatization Summit“ (www.saudiprivatizationsummit.com), der am 22./23. Februar 2017 im Marriott Hotel in Riyadh in Englischer Sprache (!) stattfand, lockte über 100 Fachleute aus dem Privaten und Öffentlichen Sektor an. Auf der Agenda standen Vorträge und Podiumsdiskussionen zu Public Private Partnerships (PPP) in Bereichen wie Gesundheitswesen, Bildung, Flughäfen, Kulturtourismus, u. v. m.  Gastgeber des Workshops Nispana Innovative Platforms gelang es, eine professionelle Mischung aus in- und ausländischen Experten zusammenzubringen. So war zu erfahren, dass in den saudischen Ministerien für Justiz, Gesundheit, Telekommunikation, Bildung und Informationstechnologie bereits mit Privatisierungsprogrammen begonnen wurde. Ibrahim Alotaibi, Director General des Office of Strategic Management im Justizministerium wird konkret: „Wir wollen 80 Prozent unserer Arbeit an private Anwaltskanzleien ausgliedern“. Er gilt als Fachmann für verschiedene Bereiche wie Strategy Development, Knowledge Management, Change  Management.

 

Den saudischen Entscheidungsträgern ist bewusst, dass die Privatisierungsbestrebungen auch Ängste hervorrufen und sie saugen gierig gute Ratschläge für das Verhalten im Privatsektor auf, die von westlichen Unternehmern vor allem aus den USA kommen. Schließlich sind die Forderungen nach Excellence, Transparenz und Kommunikationsbereitschaft für viele Saudis durchaus revolutionär.

 

Das Zusammentreffen von Tradition und Fortschritt wird beim Auftritt von Mitgliedern des Saudischen Königshauses ersichtlich. Früher hätten Veranstaltungsteilnehmer sämtliche Mobiltelefone abgeben müssen, die Royals hatten Begleitschutz. Niemand durfte den Raum betreten oder verlassen, nachdem die Mitglieder der Königlichen Familie ihren Platz eingenommen hatten. Heute richtet sich ein Tagungsprogramm zwar immer noch nach dem tatsächlichen Erscheinen der illustren Gäste, aber sie geben sich wie „normale“ Bürger. Nachdem Seine Königliche Hoheit Dr. Abdulaziz Bin Nasser Al Saud, Chairman des nach ihm benannten Center for Research & Strategic Studies und Schirmherr des Saudi Privatization Summit die Teilnehmer in Arabisch begrüßt hat, spricht sein Sohn Nasser Bin Abdulaziz Al Saud über das Thema „Innovation in Privatization“ sowohl in Arabisch als auch in Englisch mit amerikanischem Akzent. Wie viele der jungen Prinzen hat er in den USA studiert. Er hat sein eigenes Unternehmen Green Co Group, das er im Sinne der Vision 2030 führt und spricht  offen von der Notwendigkeit des Wandels und davon, dass die in den Ministerien Beschäftigten oft nur zu 50 Prozent wirklich arbeiten. „Die jungen Leute brauchen qualifiziertes Training nicht nur für qualifizierte Berufe sondern auch für Führungspositionen. Wir haben im Energiebereich den großen Fehler gemacht, nicht rechtzeitig über erneuerbare Energien nachzudenken. Es gibt Projekte, für die nicht eine einzige saudische Firma qualifiziert ist, nur dank der deutschen Firma SIEMENS können wir derzeit solche Projekte realisieren“, so der junge Prinz, der sich in den verschiedensten Bereichen wie Verteidigung, Bauwesen, Immobilien, erneuerbare Energien und App Entwicklung auskennt. Selbstverständlich diskutieren Vater und Sohn mit den anwesenden Fachleuten.  Es wird betont, dass internationale Investoren willkommen sind und dass staatliche Firmen tatsächlich privatisiert werden. „Die saudische Wirtschaft muss diversifiziert werden und das politische Umfeld muss fortschrittlich sein, eine liberale Einwanderungspolitik fördern und somit eine robuste Wirtschaft ermöglichen“, ist man sich einig.  

 

Studienziel: Privatunternehmer

Für die Zukunft ist im Rahmen der Vision 2030 auch die Wichtigkeit der akademischen Bildung ausgemacht. Saudi-Arabien verfügt bereits über eine Vielzahl ausgezeichneter Universitäten, an denen zum großen Teil Hochschullehrer aus dem Ausland – die meisten aus den USA – lehren. Forschung spielt eine große Rolle und es sind bereits beachtliche Forschungsergebnisse, z. B. im Bereich der Erneuerbaren Energien zu verzeichnen. In der King Abdulaziz Economic City (KAEC) existiert bereits seit einigen Jahren die renommierte King Abdullah University of Science and Technology (KAUST). Zusätzlich gibt es nun erstmals – ebenfalls in KAEC – ein ganz besonderes, bisher einmaliges College: Das Prince Mohammed bin Salman College of Business and Entrepreneurship (MBSC). Die Vision 2013 hat nämlich eine Lücke ausgemacht zwischen den Qualifikationen, die bisherige Hochschulabsolventen mitbrachten und den tatsächlichen Erfordernissen auf dem Arbeitsmarkt und genau diese Lücke soll das neue College schließen. Es steht unter der Schirmherrschaft von Kronprinz Mohammed bin Salman bin Abdulaziz, dem Stellv. Kronprinz Mohammed Bin Salman Al Saud, auch zweiter Stellv. Premierminister und Verteidigungsminister sowie der Mohammed bin Salman Foundation und KAEC. Man verkündet stolz die Kooperation mit dem US-Amerikanischen Babson College und Lockheed Martin, eine führende Unternehmensgruppe.  „Wir wollen erreichen, dass die  College-Absolventen den Sektor der KMU stärken durch Innovation und Kreativität und dass diese jungen Leute ihre eigenen unternehmerischen Pläne als Unternehmer in spe realisieren können und somit zum wirtschaftlichen Wachstum beitragen“, so Fahd Al-Rasheed, Group CEO und Managing Director von KAEC sowie Vizepräsident des Board of Trustees des College. Das College hat Anfang 2017 seinen Betrieb aufgenommen, wegen des innovativen Konzeptes und neuartigen Curriculums ist es derzeit attraktives Ziel von Besuchern aus dem In- und Ausland. Auch eine Wirtschaftsdelegation war dort am 30.01.2017 zu Gast, durfte akademische Luft im Auditorium schnuppern, erlebte eine rege Diskussion, an der sich saudische Besucherinnen aktiv beteiligten und ging mit der Gewissheit, Zeuge der Implementierung einer bedeutenden Initiative für die Privatwirtschaft in Saudi-Arabien zu sein.

 

Text und Fotos: Barbara Schumacher, Beiratsmitglied der Deutsch-Arabischen Gesellschaft

 

   

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