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19.08.2019

 

Republik Sudan: Zukunft ohne politischen Islam?

 

 

In der Friendship Hall

Ahmed Rabia links

Ahmad Rabia 2.v.r.

Jubel Khartoum Innenstadt

Jubel in Khartoum

Die „Khartoum Constitutional Declaration (KCD)“ zwischen dem militärischen Übergangsrat und der Opposition wurde am 17. August 2019 unterzeichnet. Dies ist zweifelsohne ein historischer Tag.

 

Feier in der Friendship Hall

Vor 15 Jahren erlebte ich in der Friendship Hall, der größten Halle in Khartoum ein ausverkauftes Konzert mit Yussuf Islam (Cat Stevens vor seiner Konvertierung zum Islam). Nun war diese, von den Chinesen gebaute Mehrzweck-Halle wieder voller erwartungsvoller Menschen. Dabei handelte es sich neben Vertretern der Opposition und des Militärs auch um internationale Zeugen, die der Unterschriftsaktion beiwohnten. Zu diesen internationalen Gästen gehörten einerseits die Afrikanische Union und Politiker aus Äthiopien, die sich in den letzten Monaten als Vermittler Verdienste erworben hatten und andererseits Ägypten sowie die beiden Golfstaaten Saudi-Arabien und die VAE als Geldgeber von insgesamt 3 Mrd. USD zur Stützung der Wirtschaft. Immerhin könnte KCD der Beginn dazu sein, demokratische Verhältnisse in das Land zu bringen, das seit der Unabhängigkeit von den Briten im Jahr 1956 von wechselnden Militärdiktatoren, die sich an die Macht geputscht hatten, regiert wurde.

 

Fast genau acht Monate vorher, nämlich am 18. Dezember 2019 hatte die Revolution recht bescheiden begonnen, aber dann schnell Fahrt aufgenommen und einen großen Teil der Bevölkerung mobilisiert, zum Schluss Menschen aus allen Gesellschaftsschichten und jeden Alters, auch besonders viele Frauen. Heute ist bekannt, dass dies nur möglich war, weil kluge Köpfe sich hinter einem besonders umsichtigen Lenker und Planer versammelt hatten. Ahmed Rabia (42), College Lehrer für Mathematik und Physik hatte bereits vor fünf Jahren heimlich die Sudanese Professionals Association (SPA) gegründet und - verborgen vor den Augen des am 11. April 2019 abgesetzten Generals Omer Al-Bashir (Mitglied eines Ablegers der ägyptischen Muslimbrüder) - immer mächtiger gemacht, bis sie soweit war, die Revolution zu organisieren. Folgerichtig hat er deshalb für die Seite der Demonstranten (die auch noch weitere Gruppierungen umfasst) die KCD unterschrieben. Zu Journalisten soll er danach gesagt haben: “As Sudanese, we will never again be fooled by anyone acting in the name of religion. We will not be ruled again by someone using religion as a political tool.”

39 Monate soll es nun dauern, bis demokratische Wahlen stattfinden. Interessant ist, dass 40 Prozent Frauen an der Regierung der Zukunft beteiligt sein sollen. Was inzwischen geschehen soll, ist ebenfalls Gegenstand der Vereinbarung. Vor allem müssen Ruhe und Sicherheit herrschen. - Einen neuen Übergangs-Premierminister gibt es inzwischen auch. Es ist Abdullah Hamdouk, der auf eine 40-jährige Karriere sowohl in der Sudanesischen Regierung als auch in verschiedenen UN-Bereichen zurückblickt.

 

Mehr als drei Jahre ist eine lange Zeit, in der noch viel passieren kann, zumal in Darfur und Süd-Kordofan Rebellen aktiv sind, die sich ausgeschlossen fühlen. Die Situation im ganzen Land ist höchst komplex. Außerdem gibt es im Land immer noch viele Bashir-Anhänger, die es gilt, für die neue Politik zu gewinnen. Es mehren sich bereits jetzt Stimmen, denen die KCD nicht ausreicht. Der Kampf gegen die Korruption hat noch nicht einmal begonnen. Positiv zu werten ist die Hilfe von Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Beiden Ländern liegt viel an einer Stabilität des Landes ohne politischen Islam. Man kann nur hoffen, dass die von diesen Ländern zur Verfügung gestellten finanziellen Mittel der am Boden liegenden Wirtschaft wirklich auf die Beine helfen und kurzfristig bewirken, dass es genügend Benzin gibt, sodass die Menschen wieder zur Arbeit fahren können, die Lebensmittelpreise stabil bleiben und die Bürger Geld von ihren eigenen Bankkonten abheben können. Die KCD war jedoch zunächst Grund für fröhliches Feiern in und um Khartoum.

 

Was kann die Weltgemeinschaft tun?

Neben den offenen politischen und wirtschaftlichen Fragen stehen noch viele andere Themen im Raum, wie zum Beispiel: Was passiert mit den etwa 30 bedeutenden internationalen archäologischen Ausgrabungsprojekten, die in den letzten Jahren von Qatar finanziert worden waren und wie entwickeln sich die touristischen Ambitionen der Insel Suakin, wo die Türken die Führungsrolle übernommen hatten? Beide Themen sind wichtig für die Zukunft des Tourismus im Land, der eine bedeutende und nachhaltige Einnahmequelle wäre.

 

Noch wichtiger wäre es allerdings, wenn die USA die Sanktionen vollständig aufheben würden, damit endlich internationale Finanztransaktionen möglich werden. Das Land braucht dringend internationale Investoren. Bisher müssen Investoren Säcke mit Bargeld mitbringen. Und eine weitere Hürde besteht darin, dass die USA immer noch den Vorwurf der Unterstützung von Terrorismus aufrechterhalten. Entsprechende Gespräche sind allerdings im Gange.

 

Vor diesem Hintergrund ist es durchaus als erstaunlich und mutig zu betrachten, dass - angesichts des tatsächlich vorhandenen Reichtums der Republik Sudan an Bodenschätzen, landwirtschaftlichen Nutzflächen und Nutztieren - die gute Tradition von Wirtschaftsdelegationsreisen deutscher Unternehmer in den Sudan wieder auflebt: Der erste Termin ist bereits für 29.02.-04.03.2020 angekündigt https://mena-business.com/projekte-normal/sudan-09-2019/ 

 

I have a dream: Sollte der politische Islam eines Tages wirklich Geschichte sein, dann wäre das der richtige Zeitpunkt, Verhandlungen mit Süd-Sudan aufzunehmen mit dem Ziel der Wiedervereinigung beider Länder. Ohne Zweifel würden davon alle Sudanesen profitieren, wenn in beiden Ländern demokratische Verhältnisse herrschen und man bereit ist, sich auf die Vergangenheit zu besinnen, als 192 Stämme  mit unterschiedlichen Sprachen, Kulturen und Religionen friedlich zusammengelebt haben. Immerhin war der Präsident von Süd-Sudan zur Unterzeichnung der KCD in der Friendship Hall anwesend und fand versöhnliche Worte vor dem Hintergrund der gemeinsamen Geschichte bis zur Abtrennung im Jahr 2011.

 

Seit 15 Jahren war ich fast jedes Jahr - meist im Dezember - im Sudan. Es sieht so aus, als ob dies auch in Dezember 2019 möglich sein wird.

 

Text: Barbara Schumacher, Beiratsmitglied der Deutsch-Arabischen Gesellschaft (DAG). Fotos: SUNA. Quellen: SUNA, WAM, SPA.

 

   

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