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07.01.2018

 

Philosemitismus: Die andere Seite der Antisemitismus-Medaille

 

Von Abraham Melzer, DAG-Mitglied

 

Viele werfen mir vor, ich würde den Antisemitismus verharmlosen. Ich frage mich ernsthaft, was es da zu verharmlosen gibt. Was ist denn eine im Grunde harmlose Demonstration von meist arabischen Demonstranten, die anti-israelische Parolen skandieren im Vergleich zu den judenfeindlichen Gemetzeln im Mittelalter oder zu den Pogromen in Osteuropa zu Beginn der Neuzeit? Wie müssen sich Juden in Frankreich während des Dreyfus-Prozesses gefühlt haben, und welche Angst hatten Juden in Deutschland, als die Nazis ihre judenfeindlichen Parolen skandierten? Davon sind wir doch heute meilenweit entfernt, auch wenn unverantwortliche jüdische Zentralratsvorsitzende und fanatische jüdische Publizisten ein Bild an die Wand malen, als ob der nächste Holocaust vor der Tür steht. Sie sind es, die bei jüdischen Bürgern Furcht und Angst säen. Haben sie wirklich nicht bemerkt, dass die Welt sich geändert hat? Ich habe in meinem ganzen Leben seit ich 1945 geboren wurde, nicht ein Bruchteil der Angst gehabt wie mein Vater in den zwanziger Jahren in Berlin.

Deutschland von heute ist nicht zu vergleichen mit Deutschland der 1920er Jahre wie auch ganz Europa von heute ein vollkommen anderes Europa ist. Zwar ist in der Politik alles möglich, auch das Unmögliche, aber so liberal und vermischt wie Europa und Deutschland heute sind, kann man sich nicht vorstellen, dass der Nationalismus wieder erwacht und gefährlich wird, und schon gar nicht für die Juden. Die Juden stehen auch nicht im Mittelpunkt der Debatten, obwohl sie immer wieder versuchen, an die Spitze zu drängen und so zu tun, als ob es in der Welt nur ein Problem gibt, nämlich den Antisemitismus. 

Wir sind heute umgeben von unzähligen innenpolitischen und außenpolitischen Problemen, für die es keine oder sehr schwierige Lösungen gibt. Da ist der Nahost-Konflikt nicht der einzige, wenn auch vielleicht der Gefährlichste. Es kocht und brodelt in Korea, in Pakistan und Afghanistan, auf der Krim und in der Ukraine, in Spanien, wenn wir an die Gefahr der Abspaltung von Katalonien denken, in fast allen arabischen Staaten und selbst in den USA. Seit Donald Trump im Amt ist, wurden die USA vollkommen unberechenbar, und die Konflikte innerhalb Amerikas wurden sichtbar. Und in Deutschland haben wir seit mehr als hundert Tagen nach der Wahl immer noch keine funktionierende Regierung. Angesichts dieser Probleme ist doch der lächerliche Antisemitismus, oder das was man uns als Antisemitismus verkaufen will, geradezu absurd.

Was für eine Bedeutung hat es da noch, wenn aufgeregte, frustrierte und wütende Palästinenser in Berlin eine Papierfahne verbrennen? Wem hat es wehgetan und wer wurde beschädigt? Wurde Israels Existenz delegitimiert? Muss sich Israel, mit seinen 200 Atombomben davor fürchten, wenn einige Dutzend palästinensische Jugendliche auf den Straßen von Berlin rufen: „Tod den Juden“? Jeder, der sich im Nahost-Konflikt auskennt, weiß doch, dass damit nicht „die Juden“ gemeint sind, sondern die Israelis, die sich ja selber als „Juden“ bezeichnen und nicht als Israelis. So zumindest steht es in meinem israelischen Personalausweis. Demnach bin ich kein Israeli, sondern Jude. Wie absurd dieser Eintrag ist, zeigt die Tatsache, dass in keinem deutschen Personalausweis die Bezeichnung Katholik, Protestant, Muslim, Jude, Buddhist oder sonst eine Religionsbezeichnung steht. Nur in Israel gibt es diesen Rassismus, der die Religionszugehörigkeit erwähnt.

Und warum schreibt bei uns keine Zeitung darüber, dass in Israel permanent „Tod den Araber“ und „Araber ins Gas“ skandiert und auf Wänden geschmiert wird? Da besteht doch viel eher die Gefahr, dass es umgesetzt wird. Es gibt in Israel (noch) keine Gaskammern für Palästinenser und auch keine Konzentrationslager, aber immerhin sitzen zehntausende Palästinenser in Gefängnissen und Konzentrationslager-ähnlichen Lagern, zum Teil Kinder ab 14 Jahren, die Steine auf Besatzungssoldaten geworfen haben, was ihr gutes Recht war und ist. So zumindest sagt es das internationale Völkerrecht, den auch Israel ratifiziert hat. Und keine deutsche Zeitung schreibt über die Ghetto-ähnlichen Zustände im Gaza-Streifen.

Israel will der Staat der Juden sein, am liebsten aller Juden auf der ganzen Welt und vereinnahmt alle Juden, ohne sie zu fragen. Und dann regen sich israelische Politiker und dumme jüdische Gemeindevorstehen auf, die sich nicht von Israels Politik distanzieren, dass auch auf der anderen Seite alle Juden vereinnahmt und in Sippenhaft mit der brutalen Politik Israels genommen werden. Das ist nicht die Schuld der Palästinenser, sondern einzig und allein die Schuld von Benjamin Netanjahu, der aus allen Juden, ob sie wollen oder nicht, potentielle Israelis macht. Da nützt es nicht wenn in den USA, England und Frankreich, wo große jüdische Gemeinden gibt, Anzeigen in den großen Zeitungen erscheinen mit dem Slogan: NOT IN OUR NAME – nicht in unserem Namen. Verantwortlich für solche Anzeigen sind jüdische, antizionistische Organisationen. In Deutschland steht der Zentralrat der Juden, wie er oft genug bekanntgab, ohne Wenn und Aber hinter Israel.

Wenn die Juden (und viele Nichtjuden) tatsächlich wollen, dass sich der angebliche Antisemitismus, der ja in erster Linie ein Antizionismus ist, beruhigt, dann sollten sie sich lieber heute als morgen von der Politik Israels distanzieren oder sie zumindest kritisieren. Solange sie aber der Meinung sind, dass sie Israel, „wrong or right“, unterstützen müssen und jedes Vorgehen gegen die Palästinenser decken und gut heißen, solange wird es anti-israelische Demonstrationen geben, auf denen auch anti-jüdische Parolen skandiert werden. Der Ball liegt beim Zentralrat der Juden und nicht bei den aufgewühlten und enttäuschten palästinensischen Jugendlichen, denen Israel nicht nur die Heimat und das Land, sondern auch die Zukunft gestohlen hat. Und deutsche Politiker und Journalisten sollten endlich kapieren, dass diese sogenannte „anti-jüdischen Parolen“ sich in Wirklichkeit nur gegen Israel und Israels Politik richten und nicht gegen „die Juden“.

In einem Antragsentwurf der Bundestagsfraktion von CDU und CSU heißt es, das Parlament solle die Bundesregierung auffordern, bei den Ländern auf eine konsequente Anwendung des Aufenthaltsgesetzes zu dringen. Wer zum Hass gegen Juden aufrufe, jüdisches Leben in der Bundesrepublik ablehne oder das Existenzrecht Israels infrage stelle, könne keinen Platz in Deutschland haben.

Was soll denn das wieder sein? Eine Meinungspolizei? Will man Deutsche aus Deutschland vertreiben, weil sie kritisch Israels Politik beurteilen? Und was ist mit den Juden, die zum Hass gegen Araber aufrufen, werden sie auch aus Deutschland vertrieben? Und was ist mit den deutschen Juden oder jüdischen Deutschen, die, wie ich, Israels Politik hart und scharf kritisieren? Werden wir auch entsorgt?

Und wer gegen die Besatzung der Krim durch Russland protestiert, wird bleiben dürfen? In beiden Fällen wird doch gegen eine völkerrechtswidrige Besatzung protestiert. Aber offensichtlich gibt es in Deutschland zweierlei Recht und doppelte Moral. Gegen Russland zu protestieren und die Annektierung der Krim zu kritisieren, ist im Sinne der Bundesregierung, obwohl Russland einen legitimeren Anspruch auf die Krim hat als die Juden auf Palästina.

Nein, ich will das Rad der Geschichte nicht zurückdrehen. Israel existiert und soll weiter existieren, aber in Übereinstimmung mit dem Völkerrecht, mit der jüdischen Ethik und mit der Unabhängigkeitserklärung Israels, die seit ihrer Ausrufung, am 15. Mai 1948, täglich verletzt und gebrochen wird.

Als Daniel Barenboim vor etlichen  Jahren in der Knesset, dem israelischen Parlament, einige Sätze aus dieser Erklärung, die den Rang einer Verfassung hat, vorgelesen hatte, verließen einige rechtsradikale Minister und Abgeordnete den Saal und warfen ihm vor, antiisraelische Propaganda vorzutragen. Sie kannten wohl ihre eigene „Verfassung“ nicht.

Leider wird diese Debatte von Anfang an von unwissenden Personen begleitet. Es sind gutgläubige und das Gute-wollende Nichtjuden (wie z.B. Stefanie Galla), denen man aber Erich Kästners Worte in Erinnerung bringen sollte: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. Und beim Tun werden sie schon merken, welchen absurden Unsinn sie von sich gaben. Und es sind fanatische jüdische Zionisten, wie zum Beispiel Anetta Kahane (nur eine von vielen), die keine Ahnung vom Konflikt haben, aber eine Meinung, die sie bei der israelischen Hasbara (Propaganda) abgeschrieben haben.

Man kämpft wie einst Don Quichotte gegen Windmühlen der Unwissenheit, der Selbstgerechtigkeit, der Arroganz (wie im Fall der Süddeutschen Zeitung) und Selbstgefälligkeit. Und obwohl wissenschaftliche Studien, wie die von Professor Wilhelm Kempf von der Universität Konstanz oder Michael Kohlstruck und Peter Ullrich vom Zentrum für Antisemitismusforschung oder der Bericht des unabhängigen Expertenkreises Antisemitismus, von anderen Zahlen und Statistiken berichten und der ehemalige israelische Botschafter in Deutschland, Avi Primor, es in einem Satz ausdrückte: Es ist weniger der Antisemitismus, der zugenommen hatte, als die Sympathie zu Israel, die abgenommen hat, weigern sich alle zu sehen und zuzugeben, dass der König (Antisemitismus) nackt ist.

Man betet blind und taub das Goldene Kalb, den sie Antisemitismus nennen, an und beachtet gar nicht, dass damit eine andere Schlange hervorkriecht, die Philosemitismus heißt. Dabei ist Philosemitismus nur die andere Seite derselben Medaille, die als Antisemitismus präsentiert wird.

Quelle: der-semit.de

 

   

< Briefe des Ägyptologen Georg Steindorff online zugänglich