Nadja Frenz von der Produktionsfirma Vincent TV hatte die Idee dazu – erstaunlicherweise noch vor der Veröffentlichungen der Vision 2030 von Kronprinz Mohammed bin Salman im April 2016. Eine Woche lang war sie im Februar 2016 in Riyadh, um die Drehgenehmigung zu beantragen, die dann im Oktober 2016 einging. Schon im November 2016 begannen die Dreharbeiten – 5 Wochen lang waren das Frauenteam und das Männerteam im Land. Für die Luftaufnahmen wurden Drohnen eingesetzt, die Szenen von den Heiligen Stätten Mekka und Medina wurden angekauft.
Nur wer Saudi-Arabien kennt, wird einige Fehler feststellen, so ist z. B. im zweiten Film die Rede von Saudi-Aramco, die Drohne fliegt jedoch über das von Saudi-Aramco finanzierte spektakuläre, neue, auf einem Hügel gelegene Kulturzentrum in Dammam, dessen offizielle Eröffnung für die Öffentlichkeit noch bevorsteht, das jedoch schon mit zahlreichen internationalen Kulturveranstaltungen von sich reden macht. Beeindruckend ist die durchweg positive Berichterstattung und man erfährt etwas über die neuen Entwicklungen in Wirtschaft und Kultur und über das Leben saudischer Bürger. Viel Raum wird den neuen Aktivitäten der saudischen Frauen gewidmet, sie kommen an mehreren Stellen zu Wort und an konkreten Beispielen wird der Wandel des Königreichs deutlich. Seit November 2016 haben sich die Ereignisse überstürzt und eine ganz aktuelle Filmserie würde noch unglaublichere Szenen zeigen, die bis vor zwei Jahren undenkbar waren: Frauen jubelnd und Fahnen schwenkend im Fußballstadion (früher war der Zugang verboten), Männer und Frauen in Riyadh, die sich zusammen eine musikalische Showveranstaltung anschauen und in der Öffentlichkeit zusammen tanzen und mitsingen (früher waren Musikveranstaltungen verboten und es herrschte Geschlechtertrennung), Saudische Ingenieurinnen, die bei einem internationalen Ingenieurskongress in Riyadh standing ovations bekommen (auch von saudischen Männern), u.v.m. - Sehr lobenswert, dass auch das Thema Kunst angesprochen wird. In der zweiten Folge wird die junge Künstlerin Fatima Al Qahtani vorgestellt. Eine Kunstszene und international bekannte Künstler gibt es in Saudi-Arabien seit den 1950-er Jahren, im eigenen Land waren sie nur nicht bekannt, weil sich niemand für Kunst interessierte. Das ist nun anders seit den Pionierleistungen der Gruppe „Edge of Arabia“, die seit 15 Jahren international und nun auch im eigenen Land tätig ist. Besonders viele junge Künstlerinnen fallen auf, die die sozialen Medien kreativ und erfolgreich für die Umsetzung ihrer Vorhaben nutzen. Dabei liegt Instagram ganz vorn.
Die erste Folge der Fernsehfilme beginnt in Jeddah und der Zuschauer wird von Sami Nawar durch die Geschichte der Altstadt geführt, die im Juni 2014 UNESCO-Weltkulturerbe wurde. Keiner kennt die Altstadt so wie er und obwohl der Abriss drohte hat er sich unermüdlich für den Erhalt eingesetzt, zuletzt mit der Unterstützung der Saudi Commission for Tourism and Heritage (SCTH) und ihrem rührigen Präsidenten Prinz Sultan bin Salman. So führte Sami das Fernsehteam auch in eine renovierte alte Moschee der Altstadt. Man muss Sami viele Jahre lang kennen, dann kommt man in den Genuss der Besichtigung des Hauses seiner Familie, in dem einige Zimmer mit Holzschnitzereien, Wand- und Deckenmalereien von der einstigen Pracht erzählen. - Die Fernsehsendungen sind auch interessant im Hinblick auf die in Kürze zu erwartende neue Visapolitik des Königreichs, die es jedermann erlaubt, im Rahmen einer kulturellen Gruppenreise die Höhepunkte zu entdecken, wie z. B. die Nabatäerstadt Madein Saleh. Die touristische Infrastruktur ist dank SCTH ausgezeichnet.
Text und Fotos: Barbara Schumacher, Beiratsmitglied der Deutsch-Arabischen Gesellschaft
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