Der 72-Jährige stemmte eine Aluminiumtür auf und entkam aus der Geiselhaft. Seine Bewacher schliefen gerade oder waren beim Gebet.
Dem dritten der am 15. Mai in Nordsyrien von Dschihadisten entführten Mitarbeiter der Hilfsorganisation Grünhelme ist in den frühen Morgenstunden am Mittwoch die Flucht aus der Geiselhaft geglückt. In einem mehrstündigen Fußmarsch konnte er sich zur Kleinstadt Darqush an der türkischen Grenze durchschlagen, wo örtliche Rebellen ihn versorgten und über die Grenze in die Südtürkei brachten.
Der ursprünglich aus Syrien stammende 72-jährige Ingenieur Ziad Nouri und zwei deutsche Kollegenwaren nachts aus ihrem Haus im Ort Harem verschleppt worden, wo sie ein Krankenhaus aufbauen wollten. "Mir geht es gut, Gott sei Dank", sagte er seiner Tochter in München in einem ersten Telefongespräch. Diese konnte zunächst kaum glauben, dass es tatsächlich ihr Vater ist, der anruft.
Nachdem den beiden anderen Entführten Anfang Juli die Flucht aus einem improvisierten Gefängnis gelungen war, verließen die Kidnapper das Quartier und zogen sich mit ihrer Geisel in ein Lager in den Bergen zurück. In mehreren Schreiben verlangten sie 25 Millionen Euro Lösegeld für Ziad Nouris Freilassung, wochenlange Verhandlungen verliefen ergebnislos.
Nun gelang ihm die Flucht. Er konnte eine Aluminiumtür aufbrechen und weglaufen, während die Geiselnehmer schliefen oder zum Morgengebet in der Moschee waren.
Das Auswärtige Amt hat mittlerweile die Ausreise des Deutschen in die Türkei bestätigt. "Wir sind erleichtert, dass es auch in diesem Fall zu einem guten Ende gekommen ist", sagte ein Mitarbeiter der Behörde.
Die Hilfsorganisation Grünhelme e.V. engagiert sich weltweit in Krisenregionen beim Wiederaufbau zerstörter Einrichtungen. Sie wurde im Jahr 2003 gegründet und hat ihren Sitz in Troisdorf bei Bonn.
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