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31.10.2016

 

Das tragikomische Drama des semitischen Antisemitismus

 

Reuvens Brief - Jerusalem, 13.10.2016

 

Liebe Freundinnen und Freunde,

 

nicht wenige Freunde haben sich bezüglich meiner Begegnungen mit Abgeordneten und Mitarbeitern der Bundeskanzlerin Hoffnungen gemacht. Was mich anbelangt, wurde ich wieder konfrontiert mit der automatischen Gleichschaltung beglich der Solidarität mit der unsäglichen israelischen Politik.

Angesichts meiner Zweifel oder Verzweiflung, wage ich aus meinem Buch: Ein Leben für Wahrheit, Gerechtigkeit und Frieden, zu zitieren.

"Die Weisheit Israels ist die Weisheit, wie Krieg zu führen ist und nichts anderes". (Ben Gurion am 8. Januar 1948).

Ein paar Jahre danach schreibt der zweite Ministerpräsident Moshe Sharett: "Ich habe gelernt, dass der israelische Staat in unserer Generation ohne Betrug und abenteuerlichen Geist nicht regiert werden kann.  Dies sind historische Fakten, die nicht zu verändern sind.  Es mag sein, dass die Geschichte die Betrugsstrategien bestätigen wird, genauso wie die abenteuerlichen Aktionen [er meint damit die blutigen Vergeltungsaktionen].  Was ich, Moshe Sharett, weiß,  ist, dass ich nicht fähig bin, so zu handeln, deshalb bin ich auch nicht fähig, diesen Staat zu regieren." 

"Meine Frage aber war: Macht man so Frieden?

Indem man den demokratisch gewählten Präsidenten Mahmud Abbas völlig ignoriert, ohne den Versuch, mit seiner Seite zu verhandeln? Arrogant ging man davon aus, dass die Palästinenser einen ungestörten Abzug ermöglichen, was in der Tat geschehen ist.

·        Indem man die Siedlungen dem Erdboden gleich macht, ohne den Versuch zu unternehmen, den Palästinensern  mit der Übergabe von z.B. Schulen und Gästehäusern ein Sprungbrett für die weitere gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung anzubieten? Stattdessen ließ man absichtlich die Synagogen stehen, um die Palästinenser vorzuführen als kriminelle Bande, die Heiligtümer schändet. Dabei weiß jeder Durchschnittsjude, dass eine Synagoge ohne Mesusa und ohne Thorarollen keine heilige Stätte mehr ist.

·        Indem man versucht, im Gazastreifen knapp anderthalb Millionen Menschen in ein Gefängnis einzusperren? Sie haben keine Möglichkeit, auf dem See- oder Luftweg herauszukommen, während an den Grenzübergängen israelische Soldaten weiter bestimmen, wer passieren darf und wer nicht. Absolut herzlos  hinderte man bald Tausende von Palästinensern daran,  durch die Risse in der Mauer zu schlüpfen, um ihre Verwandten und Freunde hinter der Grenze in Ägypten zu treffen. Diese Wege könnten ja für Waffenschmuggel missbraucht werden... 

Condoleezza Rice musste von Washington einfliegen, um ein Abkommen (oder ein Diktat?) auszuarbeiten, womit der Übergang zwischen Rafah und Ägypten wieder eröffnet wird, drei Monate nach dem Rückzug aus Gaza! Zu begrüßen ist die Tatsache, dass an der Überwachung des Übergangs Vertreter der EU teilnehmen werden. Ein hoffnungsvoller Schritt, der seit Jahrzehnten von meiner Regierung verhindert worden ist.

·        Indem man von Abu Mazen (Mahmud Abbas) fordert, dass er mit Gewalt gegen die gewalttätigen Terrorgruppen vorgehe, während man doch systematisch die dazu erforderlichen Polizeikräfte,  Verwaltungs- und Wirtschaftsstrukturen zerstört hat?

·        Indem man in der Westbank trotz einer längeren Phase ohne Anschläge die brutalen  Maßnahmen gegen angeblich Verdächtige  fortgesetzt hat? Hausdurchsuchungen, Festnahmen, vorzugsweise nachts, "gezielte Hinrichtungen" von führenden Palästinensern, auch solchen, die sich  öffentlich  für einen längeren Waffenstillstand   und politische Mitwirkung im Rahmen der entstehenden Demokratie ausgesprochen hatten?

·        Indem man sich noch immer nicht bereit zeigt, die fast 10 000 politischen Gefangenen  freizulassen, die angeklagt sind, blutrünstige Mörder zu sein? Die Frage der Gefangenen ist für die Mehrheit der Palästinenser einer der schmerzhaftesten, neuralgischen Punkte, was von außen nicht immer angemessen wahrgenommen wird: Man nimmt den Eltern die Ehre, einen Sohn zu haben, der Widerständler ist, wenn man ihn einen Kriminellen und Mörder nennt.

·        Indem man fieberhaft weiter die Mauer und den Zaun baut, über die grüne Linie hinaus weit ins Palästinenserland hinein? Statt 320 km, nämlich die Länge der Green Line, wird das monströse Bauwerk 708 km lang, weil es jüdische Siedlungen einbeziehen, arabische ausgrenzen soll.

·        Indem man neuerdings offiziell Apartheidstraßen einführt, die den Palästinensern  die Möglichkeit nehmen, mit ihren Nachbarn zu verkehren? Sie waren gedacht als Repressalie  für einen palästinensischen Anschlag, der wiederum  eine Vergeltung für Hinrichtungen war.

·        In dem man heftig den Ausbau der Siedlung  Ma´ale Adumim auf einer Fläche betreibt, die größer ist als der ganze zurückgegebene Gaza-Streifen? Und dies nur, um die Kontinuität eines eventuellen palästinensischen Staates zu verhindern; ein arabisches Dorf ist dafür völlig zerstört worden.

Und dies alles geschah öffentlich, während die Aufmerksamkeit der Welt durch den strategisch glänzend gelungenen Rückzug aus Gaza abgelenkt war und während Sharon sich bei den Vereinten Nationen dafür als Friedensengel beklatschen ließ. In Israel meinten manche im Scherz, manche im Ernst, dass Sharon für diese Tat den Friedensnobelpreis erhalten solle."

Zum Jom Kippur Tag

Inzwischen feierten wir Juden das neue Jahr und den allerheiligsten Buß- und Gebetstag, Jom Kippur. Der ganze Elul-Monat ist Verzeihungsgebeten gewidmet in der Hoffnung vom Himmel weiter geschützt zu werden und zu überleben. Der Jom Kippur Tag ist auch der Tag der Verzeihung. In den Gebeten von Rosh ha Shana (man vermutet dass der Ausdruck: einen guten Rutsch ins neue Jahr daher kommt) und Jom Kippur, bekennt sich jeder gläubige Jude zu Hunderten von Sünden mit der Versprechung sie nicht zu wiederholen. Mehrere Hundert Male bekennt man sich zu den Sünden. Da es aber keinen Gerechten gibt, der nicht sündigt, insbesondere in der Beziehung zwischen den Menschen und seinen Mitmenschen (Hebr.: Chaver) (in der Bibel als Freunde bezeichnet), verpflichtet der Allermächtigste jeden seinen Freund oder Mitmenschen um Verzeihung zu bitten. Was die meisten Juden anbelangt, passiert es oft, dass man nicht den Mut aufbringt um Verzeihung zu bitten, auch wenn man bewusst ist mit nicht wenigen Sünden belastet zu sein. Darum gibt es das Gesetz, das Sünden zwischen Gott und Mensch durch Gott verzeiht werden, Sünden aber, zwischen Mensch und Mensch werden vergeben nur, wenn die Streitenden um Verzeihung bitten, auch wenn einer von denen sich weigert zu der Sünde zu stehen. Die Verzeihungsgebete werden von  einem Faustschlag aufs Herz begleitet.

Treu dem jüdischen Humor, behauptet man, dass die meisten Betenden gerne auf die Brust von dem Nachbar schlagen. Das ist der Fall von uns Juden in Konflikt mit den Palästinensern, ohne damit zu meinen, dass auch die Palästinenser in dieser oder anderer Weise (eine Mond-Monat totales Fasten, wie Ramadan) nicht auch so verfahren. 
Für mich ist der vergangene Jom Kippur Tag ein Trauertag, wo ich mich in mich selbst zurückzog, mit der Entscheidung nicht in die Synagoge zu ge
hen aber möglichst bei den gegenseitigen Feiertags Grüßen mit Freunden und Verwandten um Verzeihung zu bitten. 

Das tragikomische Drama des semitischen Antisemitismus.

Das ist der Fall und die traurige Wirklichkeit im israelisch-palästinensischen Konflikt seit über hundert Jahren. Nun aber, sind wir Juden in Israel/Palästina frei und letztens genießen wir eine 'absolute Sicherheit', ohne sich dazu zu bekennen. Durch die Lieferung von Milliarden an finanzieller Unterstützung, Waffen und insbesondere die angeblich endgültige Wunderwaffe - die modernsten U-Boote, die von Israel ausgestattet werden können mit ABC-Waffen - ist Israel vorläufig das einzige Land, das eine Waffe besitzt, die noch kein anderer Staat hat. Israel aber, begnügt sich nicht mit dieser Sicherheit und denkt dummerweise, dass die Sicherheit erreicht werden könnte durch die Fortsetzung der Besatzung und durch das araberfrei machen ganz Palästinas. Israels "Sicherheitsbedürfnisse" sind zu einer heiligen Kuh mutiert – ein Mythos, der unablaesslich wiedergekaut wird. 

Die Tragik besteht darin, dass auch wenn Deutschland viel aus der Geschichte gelernt hat, es nicht gelernt zu haben scheint, sich nicht von der schrecklichen und unanständigen Lüge verführen zu lassen. Die Angst als Antisemit verunglimpft zu werden, hat sich bedauerlicherweise eingenistet in die Knochen und ins Bewusstsein, anscheinend in einer Mehrheit des deutschen Volkes. Diese Angst wird von den raffinierten und rücksichtslosen Politikern Israels benutzt als Erpressungsmittel, nicht nur Deutschland gegenüber. Nur so kann man verstehen, wie Barak Obama trotz der Tatsache, dass Netanjahu ihm die Stirn geboten hat, eine Milliarden-Unterstützung genehmigte um die neuesten Kampflugzeuge anzuschaffen.

Tausende von Forschungen, Analysen, Büchern und Seminaren haben versucht, sich mit der Frage dieses Konfliktes und der Antisemitismus- Phobie auseinanderzusetzen. Trotzdem waren sie nicht imstande, die einfache Wahrheit, dass dieser Konflikt die Tragik von zwei semitischen Völkern ist, wahrzunehmen. Wenn Palästinenser Juden hassen, sind sie Antisemiten, wenn semitische Juden semitische Palästinenser hassen, sind sie auch Antisemiten. Der Jüdische Antisemitismus den Palästinensern gegenüber ist jedoch ungeheuer folgenreicher.

Auch wenn man es nicht gerne hört: Deutschland kann sich diesem Drama nicht entziehen. Als demokratischer Staat, als ein Staat, der entstanden ist auf den Ruinen von gegenseitigem Völkerhass, könnte man erwarten oder hoffen, dass Deutschland sich nicht nur gerade im Dienst der jüdischen erfolgreichen Semiten stellt und gleichgültig zusieht wie die Palästinenser schon seit knapp 70 Jahren ein heimatsloses Volk sind. 

Sehr viele Denker, Politiker und Wissenschaftler waren überzeugt, dass nach dem Dritten Reich kein deutscher Staat errichtet werden darf. Die historische Erfahrung hat gezeigt, dass die Wiederherstellung des deutschen Staates richtig war. Warum, kann man fragen, stimmt es auch nicht für die Palästinenser, denn meistens hat ein Volk das einen Krieg verliert, das Recht, einen Staat zu errichten.

Herzlichst, Reuven

Jerusalem 13.10.2016

 

   

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