Der unermüdliche Einsatz von Sheikh Dr. Sultan bin Muhammad Al-Qasimi, Herrscher von Sharjah, wird durch diesen Ende Juni 2017 verliehenen UNESCO Titel belohnt. Der Emir hat Pionierarbeit in seinem Emirat geleistet, indem er die nationalen und regionalen Verlage unterstützte und ihnen mit der ältesten Buchmesse in den Emiraten eine jährlich wachsende Plattform auf internationalem Niveau bietet. Die Eröffnung der Buchmesse erfolgt durch ihn persönlich und ist großes Medienspektakel. Sharjah, die Hauptstadt des gleichnamigen, drittgrößten Emirats hinter Abu Dhabi und Dubai war in den letzten Jahren Hauptstadt der Arabischen Kultur (1998), Hauptstadt der Islamischen Kultur (2014) und Hauptstadt des Arabischen Tourismus (2015), hat also Erfahrung mit ähnlichen Auszeichnungen. Diese wurden in kluger Weise genutzt, sich entsprechend zu präsentieren und Nachhaltiges zu schaffen, wie z. B. das Sharjah Art Museum und das Museum für Islamische Kunst und Kultur. Eine passende Skulptur hat Sharjah bereits: ein riesiges, aufgeschlagenes Buch inmitten des Kultur (Buch)-Roundabouts.
Der Emir als Schriftsteller
Der Emir von Sharjah ist der einzige Herrscher seiner Generation mit akademischer Bildung in den VAE. Bei allen kulturellen Institutionen, die er im Laufe seiner Regentschaft gegründet hat, spielt vor allem die Bildung eine große Rolle und in jedem der über 30 Museen gibt es spezielle Bildungsprogramme für Kinder und Jugendliche. Ausgezeichneten Ruf genießt die auf Initiative des Emirs 1997 gegründete, in Sharjah’s University City gelegene, American University of Sharjah (AUS), die unter den besten 10 Unis der arabischen Welt rangiert. 2016 wurde der Plan bekannt, bis 2021 AUS zur besten Forschungsuni der arabischen Welt zu machen, dafür will die Regierung von Sharjah fast 500 Mio. Euro investieren - schon in diesem Jahr wurden 70 Mio. Euro für wissenschaftliche Forschung zur Verfügung gestellt. „AUS Enterprises“, das Investment Unternehmen der Uni will einen Forschungs-, Technologie- und Innovationspark als Freizone etablieren. - Es verwundert nicht, dass ein Herrscher, der sich in dieser Weise für Bildung einsetzt, der selbst über Bildung verfügt, der sich mit der Geschichte des Landes bestens auskennt und persönlich die neuere Geschichte der VAE erlebt hat, auch als Schriftsteller tätig ist. In vier Bänden beschreibt er die Ereignisse von seiner Kindheit bis zum Tod des Gründers der VAE, Sheikh Zayed, im Jahr 2004. Wenn von einem Herrscher mit schriftstellerischen Fähigkeiten Informationen aus erster Hand zu bekommen sind, dann hat das besondere Qualität. Sein zuletzt erschienenes Buch befasst sich mit dem Titel „Unter der Flagge der Besatzer“ mit der britischen Vorherrschaft in den Golfstaaten im 19. Jh. Die deutsche Übersetzung der Bücher des Emirs sind im Georg Olms Verlag (www.olms.de) erschienen, in den letzten Jahren wurde jeweils ein neuer Band von Sheikh Dr. Sultan bin Muhammad Al-Qasimi am Olms-Verlagsstand auf der Frankfurter Buchmesse präsentiert – im Beisein des Emirs, der seit vielen Jahren keine Frankfurter Buchmesse auslässt. Im Gegenzug nimmt der Georg Olms Verlag, dessen Verleger Dr. h.c.mult. W.Georg Olms eine langjährige Freundschaft mit dem Emir verbindet, an der Sharjah Buchmesse teil.
Warum fiel die Wahl auf Sharjah?
Die UNESCO begründet die Wahl von Sharjah zur Welthauptstadt des Buches mit der Qualität und Vielfalt des Kulturprogramms in Sharjah, das nicht nur zu bestimmten Terminen oder Ereignissen stattfindet, sondern das ganze Jahr über. Neben der Internationalen Buchmesse gibt es Kulturveranstaltungen in den Museen des Emirats, die Biennale von Sharjah hat inzwischen Weltruf, es gibt Kulturorganisationen für Theater, Musik und Kunst – und immer gehören Bildung und Bücher dazu. Selbstverständlich wird Sharjah nun als Welthauptstadt des Buches 2019 ein anspruchsvolles und reichhaltiges Programm für das Jahr 2019 auf die Beine stellen. Dazu sollen spezielle Komitees für Planung und Organisation gebildet werden. Sharjah ist immerhin die 19. Stadt, die diesen Titel erhält und die zweite Stadt in einem arabischen Land nach Alexandria (2002).
Tochter des Emirs ist Leiterin des Organisationskomitees
Es liegt nahe, dass der Herrscher von Sharjah seine Tochter Sheikha Bodour Bint Sultan Al- Qasimi, die schon seit vielen Jahren u. a. als Präsidentin des emiratischen Verlegerverbands fungiert, zur Leiterin des Organisationskomitees ernannt hat. Unumwunden drückt sie ihren Stolz aus darüber, dass Sharjah einen solchen Stellenwert in der Literaturwelt bekommt und der Name der Stadt neben den anderen Namen stehen wird, die in der Welt der Bücher und des Lesens bekannt sind: „Sharjah hat mit der Ernennung einen Punkt erreicht, der die Stadt als Motor für Wissen in der Region auszeichnet“. An attraktiven Veranstaltungsorten für Aktionen rund um das Thema „Buch und Lesen“ mangelt es nicht. Kostproben kann man davon auch beim jährlichen Kinderlesefestival in Sharjah erleben. Das Festival zieht über 300.000 Besucher pro Jahr an. Nach Informationen der Sharjah Book Authority kamen zur Internationalen Sharjah Buchmesse, die sich 2016 zum 35. Mal jährte, rund 2,3 Mio. Besucher. 1681 Verlage waren vertreten mit Ständen auf einer Fläche von 25.000 qm. Die nächste Messe findet vom 1.-11. November 2017 statt. Auch diese 36. Buchmesse wird ein vielfältiges kulturelles Rahmenprogramm für Aussteller und Besucher bieten. Allein in der arabischen Welt werden jährlich Bücher im Wert von fast 1 Mrd. Euro verkauft.
Sharjah Publishing City
Die strategische Vision, den Verlagssektor in der Region in Schwung zu bringen und weiterzuentwickeln, führt zur Etablierung der Sharjah Publishing City, die als globales Drehkreuz geplant ist und 2019 eröffnet werden soll. Die Lage an der viel befahrenen Verbindungsstraße zwischen Sharjah und Dubai ist gut gewählt, die neue Verlagsstadt bietet in der ersten Phase Platz für 180 internationale Verlage, die zweite Phase ist für 400 Verlage geplant. Die Verlagsstadt wird Freizonen-Status haben und nicht nur Verlage, sondern auch Vertriebsgesellschaften, Druckereien, Übersetzerbüros und verwandte Unternehmen beherbergen – vielleicht in Zukunft auch die Buchmesse, da geplant ist, eine mehr als doppelt so große Ausstellungsfläche wie bisher bereit zu stellen.
Start am 23. April 2019
Die Veranstaltungen im Rahmen des „Welt Buch Jahres“ werden am 23. April 2019 in Sharjah beginnen. Das ist gleichzeitig das Datum des Welt Buch und Copyright Tages der UN. Das Motto in Sharjah lautet: „Read – You are in Sharjah“. Wer schon einmal in Sharjah war, weiß, dass dieser Spruch sich an das Motto der Tourismusbehörde anlehnt, das lautet nämlich: “Smile – You are in Sharjah“. Am besten ist es, wenn es beim Lesen etwas zu Lächeln gibt.
Text und Fotos: Barbara Schumacher, Beiratsmitglied der Deutsch-Arabischen Gesellschaft
< Universität Trier: „Europa ist den Terror nicht gewohnt“