Mohammed Bin Salman (MBS) hatte bauernschlau erkannt, dass es in Washington nur auf zwei Spielmacher ankommt, was den Nahen und Mittleren Osten betrifft: US-Präsident Donald Trump und seinen Schwiegersohn Jared Kushner.
Entsprechend bereitete der Kronprinz dem Präsidenten und seiner Entourage einen triumphalen Empfang während ihres zweitägigen Besuches in Riad im Mai 2017. Vertreter aus fünfzig arabischen und muslimischen Staaten waren vom großen Geldgeber aus diesem Anlass eher einbestellt als eingeladen worden.
Pomp und Gloria hatte MBS versprochen, und so kam es auch. Gleich nach Trumps Ankunft wurden Verträge über Rüstungseinkäufe in den USA im Wert von 110 Milliarden US-Dollar unterzeichnet, verbunden mit Absichtserklärungen über weitere Einkäufe von insgesamt 350 Milliarden US-Dollar im Verlauf von zehn Jahren: das wohl größte Waffengeschäft in der Geschichte der Menschheit, wenn es in dieser Größenordnung tatsächlich zustande kommt. Trump revanchierte sich mit einer Rede, in der er nicht ein einziges kritisches Wort über den Wahhabismus und seine ideologische Nähe zu Dschihadismus und islamistischem Terror verlor.
Ebenso schwieg er zu den Verbindungen zwischen Saudi-Arabien und Al-Qaida. Stattdessen warb er für Riads Initiative einer gemeinsamen (amerikanisch-sunnitischen) Anti-Terror-Allianz. Denn es gäbe da, so Trump, ein Regime, "das für so viel Instabilität in der Region verantwortlich ist", "das seit Jahrzehnten konfessionelle Konflikte schürt und den Terror anheizt", "das offen von Massenmord spricht, Israel zerstören will, Amerika den Tod wünscht". "Ich rede natürlich vom Iran." Als ob es dieser Klarstellung bedurft hätte. Erstaunlich ist eher, dass Trump nicht Teheran für 9/11 verantwortlich gemacht hat. Diese Geschichtsklitterung ist gefährlich, weil sie der saudischen Führung einen Freibrief erteilt hat, ihren pathologischen Hass auf die Schiiten zur politischen Waffe zu schmieden. Leichtfertig hat sich Trump vor den Karren sunnitischer Extremisten spannen lassen – und mit ihm die USA.
Michael Lüders war lange Nahost-Korrespondent für die "Zeit". Er ist Präsident der Deutsch-Arabischen Gesellschaft, in Nachfolge des verstorbenen Peter Scholl-Latour.
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