Als der britische Abenteurer, Schriftsteller und Forscher Sir Wilfred Thesiger in den 1950-er Jahren mit seinen Beduinenbegleitern auf dem Kamel reitend aus den Liwa-Oasen in Abu Dhabi Stadt eintraf, war das Al Hosn Fort, umgeben von Sand und wenigen Barasti-Hütten, das einzige, herausragende, schneeweiße Gebäude. Schon auf alten s/w Luftaufnahmen ist das Fort gut zu erkennen – mit Innenhof und integrierten Wachtürmen. Anfang 2013 wurde der 250. Geburtstag dieses Forts gefeiert. Es diente u. a. als Wohnsitz von Staatsgründer Sheikh Zayed. Da der Innenhof zugänglich war, konnte man über viele Jahre das schwere Holzeingangstor unter einer Keramikfläche, die Gebäude des Forts und die Wachtürme besichtigen, vom Dach hatte man eine schöne Aussicht auf die Stadt. Seit einigen Jahren sind um das weiträumig abgesperrte Fort Renovierungsmaßnahmen im Gange, um die Innenräume des Forts erstmals als öffentliches Museum einzurichten. Das Al Hosn Fort ist das letzte Fort der VAE, das in ein Museum umgewandelt wird, in den übrigen Emiraten sind die Forts schon seit vielen Jahren beliebte Publikumsmagnete mit Ausstellungen aus den Bereichen Geschichte, Wohnkultur, Kunsthandwerk, Folklore, Archäologie, Tradition des Perlentauchens, etc. Das „Qasr (= Fort) Al Hosn“ nimmt ein beträchtliches Areal mitten in Abu Dhabi Stadt ein.
Um die historische Bedeutung dieses Bauwerks dreht sich das alljährliche Qasr Al Hosn Festival, das in diesem Jahr besonders viel Aufmerksamkeit erfährt: nicht nur, weil während der laufenden Renovierungsarbeiten ein Teil des Forts bei geführten Touren und speziellen Bildungsveranstaltungen für die Jugend zugänglich ist, sondern der Organisator, die Abu Dhabi Tourism and Culture Authority (TCA) ein bisher für dieses Festival nie dagewesenes, reiches Kultur-Programm anbietet. Zu den Höhepunkten gehört die erstmals und speziell für das Festival adaptierte, von Cirque du Soleil Mitgründer Normand Latourelle präsentierte, Show „Cavalia“, in der neben 40 besonders trainierten Araber Pferden auch Schauspieler und Musiker auftreten. Sheikh Sultan bin Tahnoon Al Nahyan, Chairman der Abu Dhabi Tourism and Culture Authority, formuliert es so: “Das Fort repräsentiert die Gründung der Hauptstadt der VAE. Mit dem Festival soll seine stolze Geschichte gefeiert werden und das Festival soll das Restaurierungsprojekt im Bewusstsein der Bevölkerung verankern. Das für die Öffentlichkeit erstellte Programm reflektiert unsere Kulturvision, die unser Kulturerbe lebendig hält, die Pflege architektonisch und archäologisch wichtiger Bauten und Stätten umfasst und sich um die Entwicklung der schönen Künste, von Theater, Literatur und Dichtung kümmert, mit dem Ziel die Identität der Emiratis zu erhalten“. – Weitere, einzigartige Höhepunkte für die Festival-Besucher sind angekündigt, z. B. die der Fort-Mauer benachbarte historische National Consultative Council Chamber, wo viele wichtige politische Entscheidungen getroffen wurden. Im Qasr Al Hosn Centre können die Besucher in einer speziellen Ausstellung etwas über die Geschichte des Forts erfahren und es werden auch Geschichten über Land und Leute vorgetragen. Die Cultural Foundation, derzeit geschlossenes, modernes Nachbargebäude auf dem Fort-Gelände wird während des Festivals zugänglich sein und die Besucher mit kleinen Theaterstücken, Gedichtvorträgen und Filmen junger, Emiratischer Nachwuchstalente unterhalten. Auch das früher viel besuchte und sehr beliebte Beduinenzelt im ersten Stock der Cultural Foundation wird wieder für die traditionelle Kaffee (Gahwa)-Zeremonie genutzt. Das gesamte Festival Areal um das Fort präsentiert die verschiedenen Aspekte der Geschichte und Kultur des Emirats in vier Bereichen: Wüste, Oase, Meer und Insel Abu Dhabi und die interaktiven Programme wollen alle Besucher ansprechen mit Kulturerbe Workshops, traditionellen Vorführungen in traditioneller Kleidung, besonders schön bei den Frauen, wenn sie zur Festkleidung den traditionellen Goldschmuck tragen, geführten Touren, Ausstellungen und den beliebten Auftritten der Nationalen Folkloregruppe. Ein Team Emiratischer “Botschafter” – Mitarbeiter/innen verschiedener Bildungseinrichtungen aus dem ganzen Land – wird sich um die Besucher kümmern mit dem Ziel, Top-Informationen zur Verfügung zu stellen und die Festival-Besucher durch das reichhaltige Programm zu führen.
Text und Fotos: Barbara Schumacher
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