Das ganze Jahr 2014 ist das Emirat Sharjah „Islamic Culture Capital“. Aussteller und Besucher der Sharjah International Book Fair, die vom 5.-15. November 2014 im Expo Center Sharjah stattfand, konnten sich auf einem dem Kulturjahr gewidmetem Stand über die vielen kulturellen Veranstaltungen informieren und in einer Broschüre entsprechende Informationen mitnehmen, oder die Gelegenheit des Besuchs der Buchmesse gleich für das Erlebnis exquisiter Ausstellungen nutzen – u. a. im Sharjah Art Museum, im Sharjah Heritage Museum bzw. im Sharjah Museum of Islamic Civilisation. Der Ausstellung „Early Islamic Capitals of Islamic Culture“ im letztgenannten Museum ist ein besonderer Bericht in der o. g. Broschüre gewidmet, mit Fotos ausgewählter Exponate und einem Foto von der Eröffnung, bei der auch Dr. Stefan Weber, der Direktor des Islamischen Museums in Berlin, von dem das Ausstellungskonzept stammt, zusammen mit Sheikh Dr. Sultan bin Muhammad Al Qasimi, dem Herrscher von Sharjah zu sehen ist. Das Islamische Museum in Berlin pflegt seit einiger Zeit eine Kooperation mit dem Shjarjah Museum of Islamic Civilisation.
Mit etwas Glück trifft man im Museum Ulrike Al-Khamis an, sie stammt aus Deutschland, arbeitet seit vielen Jahren als Kuratorin im Sharjah Museum of Islamic Civilisation und hat zusammen mit Kollegen diese Ausstellung kuratiert, die unter der Schirmherrschaft des Herrschers von Sharjah steht. Der Gang durch die Ausstellung ist der Gang durch „The Artistic Legacy of Umayyad Damascus and Abbasid Baghdad (30-340 Hijri)“, wie es im Untertitel heißt. Durch die Dekoration der Wände mit historischen s/w Fotos fühlt der Besucher sich tatsächlich in die Zeit von 650 -950 der ersten Kulturhauptstädte der Geschichte des Islams versetzt und es gibt ausgewählte Kunstschätze zu sehen, wie der wohl meistfotografierte, extravagante Wasserbehälter (aquamanile) in Form eines Adlers, reich verzierte Messingteller oder mit Inschriften versehene Grabsteine. Gerade im Hinblick auf den Eindruck der Bilder aus dem heutigen Damaskus oder Baghdad hinterlässt die Ausstellung tiefe Eindrücke von der Pracht und Schönheit der einstigen Architektur, Kunst und Kultur.
Unvergesslich sind die „Wandtapeten“ in s/w, weil die einzelnen in Glasvitrinen angestrahlten Objekte dadurch eine besondere Wirkung erzielen. Für den Bereich, der Samarra gewidmet ist, interessieren sich offenbar besonders viele Besucher. Samarra war einst eine der größten Städte der Alten Welt mit großartigen Palästen und der einmaligen Großen Moschee, deren außergewöhnliches Spiralminarett, das für das Minarett der Ibn Tulun Moschee in Kairo „Modell stand“, heute noch existiert. Im „Samarra-Raum“ beeindrucken die Fotos und realen Stücke der Stuckarbeiten, die man im Innern von Palästen und Häusern gefunden hat. Sie schmückten die unteren Teile der Wände. Dieser Dekorationstil aus sich wiederholenden, pseudo-pflanzlichen Mustern ist eine Besonderheit von Samarra und aus den informativen Ausstellungstexten lernt man, dass dieser neue Stil später auch auf Holz, Glas und Keramik übertragen wurde und eine starke Auswirkung auf das Architekturdesign in anderen Teilen des Abbasiden-Reichs, wie z. B. in Ägypten, Syrien, Iran und der Arabischen Halbinsel hatte.
Es wäre sehr zu wünschen, wenn diese sensationelle, mit viel Aufwand und Sorgfalt gemachte Ausstellung auch in Deutschland zu sehen sein könnte. Das Buch zur Ausstellung – in englischer und arabischer Sprache – mit großartigen Texten und Fotomaterial existiert schon. Es ist bei Hirmer erschienen:
www.hirmerverlag.de/de/titel-1-1/early_capitals_of_islamic_culture-1092/.
Text und Foto: Barbara Schumacher
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