Die Vertragsunterzeichnung für die Beauftragung der Planung an das Deutsche Unternehmen KSP Jürgen Engel Architekten GmbH fand bereits im Juli 2008 in Algier im Beisein von Algeriens Präsident Abdelaziz Bouteflika und Bundeskanzlerin Angela Merkel statt.
Die Moschee wird über verschiedene kulturelle und religiöse Einrichtungen wie Bibliothek, Konferenzzentrum, Forschungszentrum für den Islam, Theologische Hochschule, Museum für Algerische Geschichte sowie Kultur- und Einkaufszentrum verfügen. Auch für ausreichend Parkraum ist gesorgt. Der deutsche Architekt Jürgen Engel kann sich architektonisch ausleben. Mit diesem Milliardenprojekt setzt sich Präsident Bouteflika ein Denkmal. Warum nicht? Viele Staatsoberhäupter in der arabischen/islamischen Welt haben es vorgemacht. Die zahlreichen, angesehenen Blätter der nationalen Presse (z. B. El Watan) genießen die Pressefreiheit und halten sich mit Hohn, Spott und Kritik nicht zurück – auch so mancher Bürger verrät im Gespräch, er hätte lieber neue Krankenhäuser als den Bau dieser gigantischen Moschee gesehen (moderne Krankenhäuser sind im Rahmen von „Algier 2030“ allerdings ohnehin geplant).
Die ursprüngliche Idee, mit den Bauarbeiten arbeitslose Algerier in Arbeit und Brot zu bringen war gut, wurde aber von der Wirklichkeit überholt, da sich ein beträchtlicher Anteil chinesischer Arbeiter auf der 27 ha großen Baustelle der drittgrößten Moschee der Welt (nach den Moscheen von Mekka und Medina) befindet. Die erfahrene chinesische Baufirma, bekannt für ihre Schnelligkeit, hat ihre Arbeiter mitgebracht; denn leider ist festzustellen, dass potenziellen algerischen Arbeitern die notwendigen speziellen Qualifikationen fehlen. Die Chinesen haben in Algier bereits den Flughafen, Krankenhäuser, ein Hotel und die Schnellstraße nach Tipasa gebaut (letztere hat allerdings nur drei Jahre nach Fertigstellung bereits gravierende Mängel).
Die Moschee wird östlich des Stadtzentrums in der Bucht von Algier gebaut, genauer gesagt, an der Autoroute Aéroport Mohammadia. Die Renderings von KSP versprechen ein ultramodernes, riesiges (größer als der Petersdom in Rom), aber in der Architektur „leichtes und luftiges“ Bauwerk. Das höchste Minarett der Welt (gleichzeitig höchstes Gebäude Afrikas im größten Land Afrikas) mit öffentlich zugänglicher Aussichtsplattform wird 265 m in den Himmel ragen, der Gebetssaal in Form eines gewaltigen Kubus der Grundfläche 150 m x 150 m mit 22,5 m Höhe soll 35.000 Gläubige fassen. Der gesamte Gebäude-Komplex um die Moschee ist für rund 120.000 Besucher täglich ausgelegt. Die notwendigen Baumaterialien sind nicht immer in Algerien vorhanden, müssen also zu großen Teilen importiert werden – mit Konsequenzen für die Terminplanung, die zu den wichtigen Aufgaben der deutschen Architekten gehört.
Besondere Aufmerksamkeit gilt der Problematik möglicher Erdbeben. „Die Erdbebensicherheit des Gebetssaals wird durch seine Aufständerung auf seismische Isolatoren erzielt. Diese baulichen Vorrichtungen zum Erdbebenschutz sind in dieser Größenordnung einmalig. Das Minarett erfordert ebenfalls besondere Maßnahmen zum Erdbebenschutz. Um die Standsicherheit des extrem schlanken und 265 Meter hohen Turms mit einer quadratischen Grundfläche von 28 auf 28 Meter zu gewährleisten, ist er ca. 50 Meter tief im Boden gegründet. Neben dieser aufwändigen Fundamentierung, einer sogenannten „Barrette-Gründung“, verändert sich auch die Wandstärke der tragenden Außenwände entsprechend den statischen Anforderungen von 150 cm in den unteren Ebenen bis hin zu 45 cm in den oberen Ebenen des Turms“, so formuliert es das Architekturbüro KSP und gibt als Fertigstellungstermin das Jahr 2016 an.
Die Große Moschee war einen Bericht am 22. Juni 2014 in der ARD-Fernsehsendung „Titel-Thesen-Temperamente“ wert. Darin formuliert Architekt Jürgen Engel seine Arbeit als „Dienst an der Bevölkerung“ und sieht eine Parallele in der Geschichte: „Auch die historische Große Moschee am Fuß der Kasbah hat früher die Stadtentwicklung gefördert“.
Text: Barbara Schumacher
Rendering und Baustellenfotos: KSP
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