Jordanien ist immer eine Reise wert – und das gerade jetzt, angesichts der politischen Probleme in der Region. Um Touristen anzulocken, lässt man sich auf verschiedenen Ebenen einiges einfallen, wobei das JTB (Jordan Tourism Board) besonders rührig ist. Besucher lockt der neue „Jordan Pass“ und auch auf akademischer Ebene wird das Thema Tourismus behandelt.
„Jordan Pass“
Das sollte Schule machen: Als erstes Land der arabischen Welt bietet Jordanien mit dem „Jordan Pass“ ein Besucherticket, das den kostenlosen Eintritt zu 40 Sehenswürdigkeiten des Landes, darunter historische Stätten, Museen und Naturparks, sowie den Erlass der Visagebühr beinhaltet. Mit dieser Initiative möchte Jordanien seine Vorreiterrolle als modernes und aufgeschlossenes Reiseziel im arabischen Raum ausbauen. Den Pass gibt es in drei Varianten zu verschiedenen Preisen. Die Visagebühren (zirka 51 Euro oder 40 Jordanische Dinar) entfallen dann, wenn der „Jordan Pass“ bereits vor der Anreise erworben wurde und den Beamten am Flughafen ein entsprechender Nachweis vorgelegt werden kann. Buchung unter www.jordanpass.jo
„Der Jordan Pass spiegelt die Gastfreundschaft des jordanischen Volkes wider. Die Vorteile liegen ganz klar in der Ersparnis von Zeit, Geld und Stress, sodass Besucher ihren Aufenthalt vollkommen genießen können. Auch soll das Besucherticket dazu animieren, weniger bekannte Sehenswürdigkeiten des Landes zu erkunden“, erklärt Nayef H. Al Fayez, der Tourismusminister des Landes. „Diese Initiative ist ein weiterer Meilenstein in der touristischen Entwicklung des Haschemitischen Königreichs Jordanien, das nach wie vor eine Oase des Friedens und der Stabilität in dieser Region ist.“
Universitäten organisieren internationale Tourismuskonferenz
Wenn die Yarmouk Universität in Irbid/Jordanien und die Auburn Universität in Alabama/USA im Sommer 2015 die „2. Jordan International Tourism & Hospitality Conference“ im Dead Sea Spa Hotel am Toten Meer in Jordanien ausrichten, dann kann man das vor dem Hintergrund der Lage im Nahen Osten als mutiges Unterfangen betrachten. „Wir hatten trotz des attraktiven wissenschaftlichen Programms und des gut vorbereiteten Rahmenprogramms mit Ausflügen nach Amman, Salt (frühere Hauptstadt) und Petra leider viele Absagen von Referenten und Teilnehmern in letzter Minute“, so Organisator Prof. Dr. Khalid Magablih, Dekan der Faculty of Tourism and Hotel Management der Yarmouk University. Immerhin fanden sich über 100 internationale Teilnehmer – Hochschulprofessoren, Branchenexperten, Forscher, Verbandsvorstände und Studienabsolventen aus dem Tourismussektor zu dieser Networking-Plattform ein und befassten sich mit Erfahrungen und Einschätzungen rund um Herausforderungen und zukünftige Trends in der Tourismusbranche. Auch die aktuellen Entwicklungen im Nahen Osten und Nord-Afrika waren Thema der Konferenz und diese Entwicklungen sind in jedem Land anders und meistens schwierig, wie z. B. in Libyen, wo Dr. Ahmed Naama, Dekan des College of Tourism and Hospitaly in Tripoli sich vor dem Hintergrund von zwei konkurrierenden Regierungen und politischem Vakuum in weiten Teilen des Landes um einen geordneten Lehrbetrieb bemüht.
Wichtige Entscheidungsträger wie Sharifa Nofa Bint Nassser, Generaldirektorin von Artisana - Jordan Arts & Crafts Center und Chair des Organizing Committee der Konferenz betont die Sicherheit im Land trotz der vielen Probleme in den Nachbarländern und empfindet es als eine echte Herausforderung, unter diesen Umständen den Tourismus am Leben zu erhalten. Dem kann der Dekan der Auburn Universität nur beipflichten und auch der Präsident der Yarmouk Universität findet lobende Worte, dass die Konferenz trotz der kritischen Phase in politischer Hinsicht überhaupt stattfindet. Die Rede des jordanischen Minister of Tourism & Antiquities wird verlesen durch Dr. Abed Al Razzaq Arabiyat, Managing Director des Jordan Tourism Board, in Deutschland bestens bekannt durch seine Präsenz auf der jährlichen ITB in Berlin. Zu erfahren sind u.a.: Rückgang der Besucherzahlen seit 2008 von rund 4 Mio. pro Jahr auf rund 1 Mio.- Einzelheiten zu Sicherheitsfragen, vor allem im Hinblick auf das „Syndicate of terrorists“ (so nennen die Jordanier die „IS-Terroristen“, da sie richtigerweise „Islamic State“ für IS vermeiden wollen) – Einzelheiten zur Versorgung mit Trinkwasser: Disi, der riesige unterirdische Wasserspeicher, der von Wadi Rum über die Grenze zum Nachbarland Saudi-Arabien reicht, wird für die nächsten Jahrzehnte für Wasser sorgen; die Pipelines sind in Funktion - Hinweise auf Umweltprojekte, wie die Pipeline, mit deren Hilfe Wasser aus dem Roten Meer in das Tote Meer gepumpt werden soll. Der Vertrag zwischen Jordanien, Palästina und Israel wurde am 22.02.2015 unterzeichnet. Das Projekt soll 2019 fertig sein.
Der Bürgermeister von Amman Akel Biltaji erinnert an eine internationale Konferenz im Jahr 2009 in der Schweiz, in der darüber diskutiert wurde, wie der Tourismus nach der Finanzkrise in 2008 gerettet werden könnte. Es wurden drei Bereiche ausgemacht, die auch in schwierigen Zeiten für Besucher sorgen: Gesundheit, Jugend und Glaube/Religion. „Jordanien kann das alles bieten. Wir haben viele Hospitäler und Wellness Einrichtungen gebaut mit dem Erfolg, dass wir hinsichtlich des Gesundheitstourismus die Nr. 1 in der Arabischen Welt und die Nr. 5 weltweit sind. Für die Jugend haben wir attraktive Sportmöglichkeiten zu bieten, darunter den ältesten Marathon der Welt. Und hinsichtlich des Religionstourismus gibt es die vielen einmaligen heilige Stätten: Moses war auf dem Berg Nebo, Jesus wurde unweit des Toten Meeres getauft“. Kriterien für nachhaltigen Tourismus sind für ihn: Attraktives Angebot, professionelles, zielgerichtetes Marketing, gute Infrastruktur, an Universitäten und Fachinstitutionen gut ausgebildetes Personal, Gesetzgebung für die Qualitätskontrolle, konkurrenzfähige Preise und Sicherheit.
Wichtige Themen wie z. B. Tourismus-Curricula, Internetnutzungskenntnisse der Hoteliers, Beziehung zwischen Internationalem Marketing und Job-Zufriedenheit der Angestellten, Dienstleistungsqualität in vier- und fünf Sterne Hotels, Auswirkungen des „Arabischen Desasters“ auf die Tourismusindustrie, etc. wurden lebhaft diskutiert und mit besonderem Interesse verfolgte man das Thema „Tourismus in Krisenzeiten“. Dr. Abed Al Razzaq Arabiyat sprach von konkreten Maßnahmen in Jordanien: „Die Medienstrategie wird auf die attraktiven Ziele wie Petra sowie die religiösen Stätten konzentriert. Entsprechend den weltweiten online Gepflogenheiten sind Hotels aller Kategorien z. B. über www.booking.com zu buchen. Der einheimische Tourismus wird gefördert und es werden spezielle Zielgruppen, z. B. Behinderte, angesprochen. Ferner wird darauf geachtet, dass die einheimische Kunsthandwerkproduktion gefördert wird: in den einschlägigen Geschäften müssen per Gesetz 70 Prozent der Souvenirs aus jordanischer Produktion stammen. Die Kooperation mit internationalen Touristikunternehmen wird verstärkt. Ab Juni 2015 gibt es eine besondere Kampagne, die vielen jordanischen Gastarbeiter in den arabischen Golfstaaten anzusprechen und der Tourismus im Norden des Landes soll fortentwickelt werden. Auch Bildungstourismus soll eine größere Rolle spielen für Lehrer, die in Jordanien Arabisch lernen und dies dann in ihren Heimatländern unterrichten wollen. Alle diese Maßnahmen sind Teil des existierenden Plans für Krisenmanagement“, so Dr. Abed.
Text und Fotos: Barbara Schumacher und JTB (Jordan Pass)
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