Die wild lebenden Tiere in der arabischen Welt bekommt man außerhalb von Nationalparks selten zu sehen, Ausnahme sind z. B. Affen (Paviane) im Asir-Gebirge in Saudi-Arabien. Manche Tierarten sind ausgestorben. Im Erlebnis-Zoo Hannover kann man auf ihren Spuren wandeln und dort gibt es seit Februar 2023 Berberlöwen-Nachwuchs.
„Berberlöwen sind äußerst selten: in ihrer nordafrikanischen Heimat sind sie seit Mitte des 20. Jh. in der Natur ausgestorben - ausgerottet durch den Menschen. Nur geschützt in Zoos haben sie überlebt, viele sind Nachkommen aus dem marokkanischen Nationalzoo Rabat“, heißt es in der Sommer-Ausgabe 2023 des ausgezeichneten Magazins des Erlebnis-Zoos Hannover. Dort kann man Berberlöwen (der „König der Löwen“ ist der größte und schwerste) seit 2010 bewundern und man kann es durchaus als Sensation bezeichnen, dass es seit Februar 2023 im Erlebnis-Zoo Hannover geborenen Berberlöwen-Nachwuchs gibt. Die Löwen-Eltern Zara (Mutter) und Basu (Vater) und ihre drei Jungen verstehen sich gut, die Jungen gedeihen prächtig und sind derzeit die Attraktion für die Besucher, die sich von mehreren Aussichtspunkten aus nicht satt sehen können und die Löwen in dem großartigen Umfeld eines der Natur nachempfundenen, riesigen Freigeheges mit roten Felsen und viel Grün beobachten. Besonders für das Zoopersonal war die Anfangszeit spannend, da niemand wusste, wie Basu auf die Jungen reagieren würde. Aber Zara hat es geschafft, dass die Kleinen akzeptiert wurden. Nun können alle ihren Vorlieben nachgehen: Basu schläft, Zara macht Patrouillen-Gänge und die neugierigen Junglöwen haben viel zu entdecken, sie klettern auf Felsen und Baumstämme …
„Jeden Morgen erwacht in Afrika eine Gazelle mit dem Wissen, dass sie dem schnellsten Löwen entkommen muss, damit sie nicht getötet wird. Jeden Morgen erwacht in Afrika ein Löwe mit dem Wissen, dass er schneller sein muss als die langsamste Gazelle, damit er nicht verhungert. Ganz gleich, ob du Löwe oder Gazelle bist - bevor die Sonne aufgeht, wärest Du besser schon losgerannt“ - die deutsche Übersetzung dieses bekannten Zitats von Sheikh Mohammed bin Rashid Al Maktoum, dem Herrscher von Dubai, hängt als eingerahmter Text neben einem der Aussichtspunkte auf die Berberlöwen.
Für Marokko hat der Zoo offenbar besonders viel Interesse; denn er pflegt gute Kontakte zum Zoo Rabat, aus dem auch die Berberlöwin stammt. Die ursprünglich aus Nordafrika stammenden Antilopen mit spiralförmig geschwungenen Hörnern sieht man vor der Kulisse einer Wandmalerei, die dem berühmten Wegweiser „Timbuktu 52 Tage“ bei Zagora in der Region Souss-Massa-Draa in der marokkanischen Wüste nachempfunden ist. 52 Tage braucht man von Zagora nach Timbuktu per Kamel, die habe ich im Zoo nicht gesehen. Dafür kann man aber ausreichend Nilgänse, Störche, Gazellen, Pelikane, Flamingos, Esel, Rinder, Ziegen, Schafe, Wölfe, Zebras, Affen, Leoparden und andere Tiere beobachten, die - wenn auch oft in verwandten Arten - in der arabischen Welt vorkommen, genauso wie einige Vogelarten, darunter Eulen und Falken. Pelikane und Flamingos findet man z. B. in Djibouti. Bei den Straußen hängt eine Tafel, die die Besucher darüber informiert, dass bereits im Jahr 2011 aus dem Nationalpark Souss-Massa Vogeleier per Flugzeug nach Hannover transportiert wurden. 2015 sind im Erlebnis-Zoo die ersten Nachzuchtküken geschlüpft. - Es gibt sogar ein altes Plakat mit Werbung für Ait Ben Haddou in Süd-Marokko. Dies ist das größte und am besten erhaltene Berberdorf in malerischer Lage an einem (meist ausgetrockneten Fluss) vor der Kulisse einer Anhöhe und der dahinter liegenden schneebedeckten Gipfel des Hohen Atlas. Besonders attraktiv sind die gut gepflegten, architektonischen Kostbarkeiten der Berberhäuser und -paläste im alten Ortskern - seit 1978 UNESCO Weltkulturerbe.
Unvergesslich ist die gemütliche Rundfahrt in kleinen, überdachten Holzbooten. Die Boote bewegen sich lautlos, so bleiben die Tiere ungestört und können aus einer besonderen Perspektive beobachtet werden. Brücken spiegeln sich im Wasser während der Fahrt durch einen grünen „Dschungel“ von Büschen, blühenden Stauden und Bäumen und beim Anblick einiger Gebäude fühle ich mich hinsichtlich der Architektur, der Dekoration an den Außenwänden und der rötlichen Farbe nach Südmarokko versetzt. Zu den Höhepunkten gehört der Blick auf eine große, sich ebenfalls im Wasser spiegelnden, Gruppe von Flamingos nahe einem Wasserfall. Geht man den „Landweg“, kommt man nicht nur dem Wasserfall ganz nahe, sondern auch den Flamingos - ein einmaliges Erlebnis.
In Südsudan (seit 2011 von Sudan unabhängig und nicht mehr Mitglied der Arabischen Liga) gibt es bis heute u. a. Zebra, Löwe, Giraffe und Elefant. Von der arabischen Halbinsel sind z. B. Giraffen und Löwen verschwunden aber gut erhaltene, tausende Jahre alte Felszeichnungen und Felsreliefs in der archäologischen Stätte Dadan - nahe AlUla in der Provinz Tabuk in Saudi-Arabien - sind Zeugnis davon, dass sie hier einmal heimisch waren. https://www.zoo-hannover.de/de
Text und Fotos: Barbara Schumacher, Beiratsmitglied der Deutsch-Arabischen Gesellschaft (DAG)
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