Die Deutsch-Arabische Gesellschaft wurde vor fast fünf Jahrzehnten gegründet, um die Beziehungen Deutschlands zu den Staaten der Arabischen Welt, zu der (mit Ausnahme Marokkos und Libyens) damals keine diplomatischen Beziehungen mehr bestanden, neu zu beseelen. Das war eine Antwort der Zivilgesellschaft auf den Bankrott der beidseitigen Politiken. Es war der dringend notwendige erneute Brückenbau zwischen Orient und Okzident.
Doch heute stehen wir vor einer viel größeren Herausforderung, der wir uns als traditionsreichste, orientalisch-deutsche Vereinigung stellen müssen: Es geht um das Zerbrechen arabischer Staaten, um die weitgehende Vereisung des "Arabischen Frühlings". Mörderische Milizen toben auf den Trümmerfeldern amerikanischer Feldzüge. Sie kämpfen um Einfluss und um Öl im Irak, um das Gebiet und um den Bestand Syriens. Die Nachbarländer Libanon, Jordanien und Türkei werden von immer größer werdenden Flüchtlingswellen überflutet. Millionen Syrer mussten unter Zurücklassung ihrer Habe aus der Heimat flüchten, um ihr Leben zu retten - sie sind jetzt auf Hilfe angewiesen. Nur tröpfchenweise nehmen Deutschland und andere europäische Regierungen "limitierte" Flüchtlingskontingente auf. Die an Syrien angrenzenden Länder helfen ein Vielfaches mehr. Wir als DAG wollen unser bundesweites Netzwerk einsetzen – wir haben Mitglieder und Freunde in allen Ländern dieser Republik –, um mit Knowhow und uns entgegengebrachtem Vertrauen die deutschen Hilfsmaßnahmen zu flankieren.
Wir wollen so eine Antwort geben auf geistige Aufwiegler aus einer untergegangenen Epoche, auf die sog. „Retter des Abendlandes“. Rattenfänger, die aus angeblicher Sorge um Deutschlands kulturelles Erbe gegen angebliche „Überfremdung" demonstrieren, gegen den Popanz eines Kalifats an der Elbe. Sie stören den Religionsfrieden. Kaltherzig und dumm ist deren Weigerung, mittellosen Flüchtlingsfamilien eine Heimstatt zu geben, einen Platz zum Überleben. Weihnachten 2014.
Wir Deutschen konnten die nationale Katastrophe 1945 nur überleben, weil in der größten Not des Deutschen Volkes dreizehn Millionen vertriebenen Deutschen Aufnahme im Westen gewährt wurde. Das war nicht nur ein moralischer Kraftakt, das gebot die humanitäre, christliche Solidarität. Das negieren die Brandstifter von Vorra, die sog. „Bürgerbewegungen“ wie Pro NRW oder Pegida, die angeblich Zukurzgekommenen, die Wohlstandsverlierer. Ihre Anführer wollen Deutschland abschotten gegen fremde Einflüsse; diese Kreise definieren sich als Angstschürer gegenüber Koranverschenkern, Salafisten, Dschihadisten, Islamisten, und Verblendeten eines IS-Kalifats. Treffend dazu der Kommentar von Christian Lindner: „Unsere innere Liberalität ist in Gefahr, wenn man Flüchtlingen in Not ihr Recht auf Asyl abspricht.“.
Wir in der DAG wollen diesen Menschen mit dem freiwilligen Einsatz unserer Mitglieder helfen z.B. als Sprachmittler, als Hilfe bei Gesprächen mit Behörden und ggf. neuen Arbeitgebern. Kirchliche sowie islamische Organisationen, aber auch Wirtschaftsverbände und Konzerne haben uns ihre
Solidarität zugesichert. MARHABA – so heißt unser Netzwerk, das wir in den Dienst der Nothilfe stellen. Bitte signalisieren Sie uns Ihre Bereitschaft, hier mit von der Partie zu sein. Sprechen Sie Ihre Freunde an, bei uns mitzumachen.
Wir wollen die Offenheit gegenüber Zuwanderern, Flüchtlingen aus Kampfgebieten. Wir setzen uns ein für eine ehrliche, bundesweite aktive Willkommenskultur - gegen deutsche Ablehnungsbürokratie. Leider vermissen wir eine solche bei uns noch immer. Denn Deutschland ist ein liberales weltoffenes Land. Unser Gemeinwesen lebt von Selbständigkeit und Freiheit seiner Bürger. Deutschland garantiert Gleichheit und Fürsorge. Voraussetzung dafür jedoch sind jeweils die Initiativen des Einzelnen. Deutschland lebt vom Export. Fremdenfeindlichkeit indes bedroht den
freien Handel.
Aber bekanntlich leidet Deutschland schon seit vielen Jahren am Geburtenrückgang. Auch deshalb ist Einbürgerung von Flüchtlingen auch für beide Seiten eine Zukunftschance.
Die OECD konstatiert, dass Deutschland 2013 mit fast 500.000 Einwanderern nach den USA das größte westliche Einwanderungsland ist. Dieselbe Entwicklung ist für die Folgejahre zu erwarten, solange die Anziehungskraft des Arbeitsmarktes nicht nachlässt. Jeder dritte EU-Migrant wählt Deutschland als sein Zielland.
Nein, trotz Pegida-Demos - Deutschland ist nicht wirklich ein abweisendes Land, nicht integrationsfeindlich, nicht diskriminierend. Die Gegendemonstranten in Dresden und Köln beweisen dies nachdrücklich. Wer sich bei uns einfügen will, findet inzwischen auch nur wenige Hindernisse.
Wir fordern eine konsequente offene ehrliche deutsche Einwanderungspolitik, eine Reglementierung d.h. Orientierung am nationalen deutschen Interesse. Einwanderung darf nicht mehr dem Zufall überlassen werden. Sie sollte nachvollziehbar, kontrolliert und fair, aber in Abstimmung mit dem nationalen Interesse vollzogen werden.
Geschieht diese klare Zieljustierung nicht, sind später schmerzhafte staatliche Eingriffe die Folge. Denn ungezügelte Einwanderung führt zwangsläufig zu staatlichem Handeln: Überwachung, Kontrolle, Verwaltungszwang.
Wir erwarten von den Zuwanderern als Voraussetzung das Bekenntnis und den Willen zur Integration. Für die Jugendlichen stellt sich diese als eine zwingende Herausforderung dar, schließlich ist jeder dritte Einwanderer ohne Berufsabschluss.
Die größten Hindernisse für die Eingliederung sind mangelnde Bildung, schlechte oder keine Deutschkenntnisse (sprechen, lesen, schreiben). Hier muss unsere Soforthilfe einsetzen. Nein - im Interesse der Einwandererfamilien sind wir gegen das Pampern mit sozialen Hängematten, gegen die Aussicht auf Ver-Hartzung, die nur zu Verwerfungen im Sozialsystem führt.
Ideologische Ausländerfeinde überzeugt zwar auch eine entschiedenere Politik nicht. Doch damit isoliert man die populistischen Brunnenvergifter und stellt sie bloß, damit sie aus Mitte der Gesellschaft keinen Zulauf mehr erwarten. Weil bei uns staatlicherseits Säkularismus garantiert ist, finden Protagonisten religiöser Zwänge hoffentlich bald noch weniger willige Opfer und Mitläufer.
Machen Sie mit bei MARHABA!
Herzlich Ihr
Harald Moritz Bock
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DAG, Calvinstr. 23, 10557 Berlin, E-Mail MARHABA[at]d-a-g[.]de, Berlin, Dezember 2014
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