Es ist merkwürdig, wie kritiklos Dietmar Neuerer die Angriffe von Hamed Abdel-Samad gegen Islam und gegen Bundeskanzlerin Merkel wiedergibt. Wenn der Islamwissenschaftler den Islam als „religiösen Faschismus“ bezeichnet, so ist dies völlig undifferenziert.
Der katholische Theologe Hans Küng wie auch der Erlanger Juraprofessor Mathias Rohe haben mit ihren Büchern zum Islam und zum islamischen Recht nachgewiesen, dass es weder den Islam noch die Scharia gibt. Es ist mir peinlich, als evangelischer Theologe einen Islamwissenschaftler daran erinnern zu müssen.
Wenn die Bundeskanzlerin, den früheren Bundespräsidenten Christian Wulff zitierend, sagt, dass der Islam zu Deutschland gehöre, dann wollte sie nicht eine Religion rehabilitieren oder bewerten, wie Abdel-Samad ihr unterstellt. Sie wollte damit nur die Feststellung treffen, dass es in Deutschland Muslime gibt, die sich in der einen oder anderen Weise dem Islam zugehörig wissen. Weiß der Himmel, warum es die Gemüter in Deutschland so erhitzt, auf dieses Faktum hinzuweisen.
Völlig absurd ist die Forderung von Abdel-Samad, es sei die Pflicht der Kanzlerin, den Bürgern in Deutschland zu erklären, was der Islam sei. Frau Merkel wurde nicht als Religionserklärerin, sondern als Bundeskanzlerin gewählt. Abdel-Hamads Fragen zum Islam, die Dietmar Neuerer offenkundig zustimmend zitiert, betreffen nicht nur den Islam in seinen verschiedenen Konfessionen, sondern teilweise auch die katholische Kirche: Wie steht es um Frauenrechte? Werden Kinder angstfrei erzogen und nicht mit der Drohung von Höllenqualen? Was der Atheist Karlheinz Deschner für das Christentum sein wollte, will nun Abdel-Samad für den Islam sein. Wer kein Sensorium für Religion hat, kann nur bedingt Religion verstehen.
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