Der Nahost-Experte Guido Steinberg rät der Bundesregierung, den Journalisten Ahmed Mansur wieder freizulassen. Bereits durch seine Verhaftung sei erheblicher außenpolitischer Schaden entstanden, sagte Steinberg im DLF. Auf das jetzige Regime in Kairo zu setzen, hält er für falsch.
Guido Steinberg im Gespräch mit Christiane Kaess
Schon der Besuch von Ägyptens Präsident al-Sisi Anfang des Monats habe "großen Ärger hervorgerufen". Der Eindruck, die Bundesregierung stelle sich auf die Seite eines Diktators, werde durch die Verhaftung Mansurs stärker, so Steinberg. Ägypten sei, anders als Deutschland hoffe, kein Stabilitätsfaktor.
"Man kann ein so großes Land nicht gegen die größte ideologische Strömung regieren", sagte der Islamwissenschaftler von der Stiftung Wissenschaft und Politik mit Blick auf al-Sisis Kampf gegen die Muslimbruderschaft. Deutschland setze auf eine Stabilität, "die in einigen Jahren ins Gegenteil umschlagen kann".
Die Vorwürfe gegen Mansur könne er nicht einschätzen, so Steinberg. Kairo wirft dem Journalisten vor, 2011 an der Folter eines Anwalts beteiligt gewesen zu sein. Klar sei aber, dass Ägypten kein Rechtsstaat sei. Dies zeigten verschiedene "politisch motivierte Urteile" wie das gegen den Leiter der deutschen Konrad-Adenauer-Stiftung.
Auch bei Mansur müsse man von einem politisch motivierten Urteil ausgehen. Deshalb wäre es laut Steinberg klug, "wenn die Bundesregierung alles tut, was in ihrer Macht steht, damit er wieder gehen kann".
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