Jabal al-Baba ist ein Ort ohne Straßen, ohne Ortsschild, es sind nur ein paar Baracken, im steinigen Hügelland östlich von Jerusalem. Wer auf der Autobahn runter Richtung Jericho und Totes Meer fährt, kann viele dieser Beduinen-Orte sehen. Die Ziegen finden hier kaum etwas zu fressen.
In Jabal al-Baba ist jetzt das passiert, was die Menschen schon seit Langem befürchten. Die israelische Armee hat Bulldozer anrücken lassen. Für die Behelfsbauten, in denen allein in Jabal al-Baba rund 300 Menschen leben, gebe es keine Genehmigung.
"Wir wurden überrumpelt, die israelischen Soldaten haben die Bewohner rausgeholt und ihre Häuser zerstört. Die Leute konnten nichts von ihrem Besitz retten, die Kinder haben geschrien, aber das war den Soldaten egal. Sie waren brutal und haben vier der Hütten eingerissen, dann sind sie abgezogen."
Atallah Mazar'a weiß: Solche Aktionen unternimmt die israelische Armee im besetzten Westjordanland immer wieder. Aber jetzt gibt es dafür mehr Aufmerksamkeit, aus mehreren Gründen. Die Beduinen-Ortschaft liegt zum einen ganz in der Nähe der israelischen Siedlung Maale Adumim - und damit im sogenannten E1-Korridor. Der israelischen Organisation "Frieden jetzt" zufolge gibt es in E1 Baupläne für 8.372 Wohnungen - für jüdische Israelis. Dadurch würde das Westjordanland zweigeteilt, die Aussicht auf einen Staat Palästina weiter untergraben.
Diese Vision aber hält auch die Europäische Union noch immer hoch. Und von ihr kommt das Geld für die zerstörten Hütten. 110 Millionen Euro hat Brüssel östlich von Jerusalem investiert, für Unterkünfte und mobile Toiletten:
"Diese Hütten sind von der EU finanziert worden, deshalb ist die EU-Flagge auch überall zu sehen, um die Besatzer abzuschrecken. Aber Israel ist in meinen Augen ein terroristischer Staat, ohne Anstand. Die Soldaten haben nicht nur die Häuser eingerissen, sondern auch die europäische Flagge mit Füßen getreten, die Not der Menschen hier und alles Menschliche."
17 Bewohner sind jetzt obdachlos, die Hälfte von ihnen Kinder. Dass ein Abriss diesmal über die Region hinaus für Aufsehen und womöglich für Ärger sorgen würde, war im israelischen Außenministerium schon vorige Woche klar: Die Leiterin der Europa-Abteilung, Avivit Bar Ilan, erklärte den Abgeordneten im Auswärtigen Ausschuss des israelischen Parlaments, die Europäer würden wohl Schadenersatz-Forderungen erheben, sollte deren Beduinen-Projekt zerstört werden.
Aber die Regierung von Ministerpräsident Netanjahu nimmt auf ihre europäischen Partner inzwischen so wenig Rücksicht wie auf die amerikanischen. Unten im Jordantal, zwischen Jericho und Totem Meer will die israelische Militärverwaltung ein Gebiet von 150 Hektar zu "Staatsland" machen, sich also formell aneignen.
Dabei hatte gerade erst Anfang der Woche Amerikas Botschafter Dan Shapiro erklärt, die USA seien konsterniert über die Enteignungen, während die palästinensische Bevölkerung außerhalb der Autonomiegebiete im Westjordanland keinerlei Baugenehmigung erhalte. Peace Now, die israelische Friedensinitiative, warnt deshalb, Netanjahu steuere das Land in eine "diplomatische Katastrophe".
Den vollständigen Artikel und weitere Informationen zu dem Thema im Deutschlandfunk finden Sie hier.
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