Khaled Khalifa, Ihre Romane zeichnen ein sehr kritisches Bild von Syrien unter dem Asad-Regime. Dennoch leben Sie nach wie vor in Damaskus. Ist das nicht riskant?
Ich bin ja nicht der Einzige, der gefährdet ist. Millionen Syrer leben heute in wesentlich akuterer Gefahr als ich. In Syrien zu bleiben, war ein ganz persönlicher Entscheid; ich möchte in meinem Land, in meinem Haus leben, auch wenn das Aussenstehende vielleicht wundert. Für mich ist es auch insofern einfacher, als ich nicht verheiratet bin und keine Kinder habe, um die ich mich sorgen muss. Ich kann Medizin besorgen, wenn ich sie brauche, ich habe zu essen; was man zum Leben braucht, ist für mich vorhanden.
Aber soviel ich weiss, sind einige Ihrer Bücher in Syrien verboten, auch Ihr jüngstes Werk, «Der Tod ist ein mühseliges Geschäft». Hat der Geheimdienst Sie denn nicht im Visier?
Ja, dies ist das dritte Buch von mir, das verboten wurde. Ich bin das gewohnt, Verbote sind für mich nichts Neues. Und natürlich gibt es Druck und Belästigungen seitens des Regimes. Aber nochmals: Das ist nicht zu vergleichen mit dem, was andere ertragen müssen. Denken Sie an die Menschen in Duma, die fünf Jahre Belagerung durchgestanden haben. Gewiss, Angst ist immer da in einem Krieg und wenn man unter einem diktatorischen Regime lebt. Wenn die Angst zu gross wird, muss man gehen. Aber ich will bleiben und bin auch bereit, die Konsequenzen meines Entscheids zu tragen.
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