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23.11.2018

 

Thomas Bauer, Warum es kein islamisches Mittelalter gab

 

Das Erbe der Antike und der Orient C.H. BECK, München 2018 175 Seiten mit 12 Abbildungen, davon 11 in Farbe Gebunden € 22,95, E-Book € 18,99 ISBN 978 3406 72730 6

 

Der Verlag überrascht und erfreut immer wieder mit interessanten Veröffentlichungen zum weitgespannten Thema ‚Morgenland’. Nunmehr nahm er einen weiteren Autor aus dem Reigen der angesehensten Gelehrten des Genres in sein Verlagsprogramm. Thomas Bauer ist Professor für Islamwissenschaft und Arabistik an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, Mitglied der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste und wurde mit dem Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft ausgezeichnet.

 

Das Buch trägt einen bemerkenswerten Titel, der neugierig macht: „Warum es kein islamisches Mittelalter gab“. Der Untertitel „Das Erbe der Antike und der Orient“ gibt darauf  – noch – keine Antwort. In seinen Ausführungen weist uns Thomas Bauer den Weg, wobei wir einige interessante Aspekte herausgreifen.

 

Im Vorwort stellt er die Frage nach der Interpretation des Begriffs ‚islamisches Mittelalter’ und den Folgen, die sie für unsere Wahrnehmung islamischer Kulturen der Vormoderne hat. „Wann beginnt das Mittelalter überhaupt? Das Ende des Weströmischen Reichs im Jahre 476 kann schließlich nicht für die ganze Welt zur Epochengrenze werden.“

 

Vielschichtig sind die Gründe, die gegen ein „islamisches Mittelalter“ sprechen, wie Thomas Bauer im ersten Teil darlegt. Kontrovers sind die Ansichten zitierter Wissenschaftler über die Zeiten von Beginn und Ende der ‚Epoche Mittelalter’ in Europa wie auch im Orient. Schließlich folgert Thomas Bauer, dass ‚islamisches Mittelalter’ ein Begriff ohne sachliche Grundlage ist. - Einleuchtend ist ein Vergleich, den der Autor aus Internetseiten, aber auch der Presse zieht: spricht man in Europa von Mittelalter, denkt man positiv an Mittelaltermärkte, Ritterfeste etc., ein Zurück ins islamische Mittelalter bedeutet dagegen  einen Sturz in den Abgrund.

 

Im zweiten Teil „Orient und Okzident im Vergleich“ stellt Thomas Bauer 26 Begriffe vor: Um zu prüfen, ob es Übereinstimmung in der Entwicklung der beiden großen Regionen – einerseits Mittlerer Osten mit Ägypten, Palästina, Syrien, Mesopotamien und Iran, andererseits die Gebiete des einstigen Weströmischen Reiches - gibt, bringt er Beispiele aus der Sozial-, Alltags-, Wirtschafts-, Mentalitäts- und Geistesgeschichte sowie der Naturwissenschaft, d. h. von „Analphabetismus“ bis „Ziffern und Zahlen“. Er erinnert uns, dass die antike Rechenmaschine Abakus überliefert wurde und neben den arabischen Ziffern auch die für die Mathematik so bedeutende Null. Und wir erfahren Interessantes: So verlangte der ägyptische Gewerbeaufseher im 8. Jahrhundert nach unserer Zeitrechnung, dass alle Ärzte auf ihre Kompetenz geprüft werden und den Hippokratischen Eid leisten müssten, nicht etwa auf  den Koran, sondern auf einen griechischen, d.h. heidnischen Arzt, 370 v.Chr. verstorben.

 

Anschaulich konnten wir somit die unterschiedlichen Lebensverhältnisse verfolgen. Sie zeigen auf, dass in der islamischen Welt die Zivilisation der Antike nie untergegangen ist wie in Europa mit dem Ende des Weströmischen Reiches, sondern weiterlebte. Es bedurfte keiner „Renaissance“ wie in unserer Geschichtsperiode. Die islamische Welt bewahrte nicht nur das umfangreiche Wissen der Antike, sondern entwickelte es zum großen Nutzen auch des Abendlandes weiter…  

 

Der dritte Teil enthält Erwägungen zu einer sinnvollen Periodisierung: „Auf der Suche nach dem ganzen Bild: Vom Mittelmeer bis zum Hindukusch“. Jede Epochengliederung ist eine Konstruktion, in der die betroffenen Menschen natürlich kein Mitspracherecht haben. So wusste Caesar gewiss nicht, dass er in der Antike lebte und so weiter. Die Eroberung Bagdads durch den Mongolenfürsten Hülägü im Jahre 1258 n.Chr. war für die islamische Welt zwar ein einschneidendes Datum, aber für eine epochemachende weltgeschichtliche Bedeutung irrelevant.

 

Die islamische Spätantike, sogenannte „Blütezeit“ des Islam, behandelt Thomas Bauer im vierten Teil. Die Sprachwissenschaften spielen in der islamischen Kultur eine Rolle wie in keiner anderen. Schon im 8. Jahrhundert wurde das Arabische als Verwaltungssprache im ganzen Reich eingeführt, wobei eine theoretische Beschäftigung mit der Sprache einherging. Insgesamt reifte die islamische Kultur; Wissenschaften wurden an kulturellen Zentren gepflegt.      

 

Das 11. Jahrhundert als Epochengrenze ist Thema des abschließenden Teils. Thomas Bauer fasst die Gründe zusammen, warum es kein islamisches Mittelalter gab. Am Ende schlägt er vor, den Beginn der ‚Neuzeit’ besser auf das Ende der Spätantike in der Mitte des 11. Jahrhunderts festzuschreiben.

 

Das Fazit nach diesem wissenschaftlich erarbeiteten, jedoch in verständlicher Form dargebotenen Werk lautet: wir müssen unseren Blick auf den Begriff „Mittelalter“ überdenken und neu  lenken, besonders auf  ein sogenanntes „islamisches“ (?). – Dank an Thomas Bauer und Verleger C.H. Beck für  faszinierende Lehrstunden.

 

Helga Walter-Joswig

 

   

< Katajun Amirpur, Reformislam