Auf internationalem Parkett ergeben sich oft ungewöhnliche Kontakte und Projekte, zum Beispiel, wenn es um Bemühungen um Frieden, Jugend und Wohlstand geht. Solch ein internationales Projekt hat der US-Amerikaner Randall Mass, Gründer der „Art and Diplomacy Foundation“ sowie international bestens vernetzter Künstler und Unternehmensberater geschaffen und es besteht eine interessante Kooperation mit Bahija Abdouelali, einer marokkanischen Künstlerin in Casablanca.
Diese Zusammenarbeit ist ein gutes Beispiel für die verbindende Kraft der Kunst zwischen unterschiedlichsten Welten. Und wenn dann noch Diplomatie hinzukommt - umso besser. Regenschirme spielen im konkreten Projekt „Umbrellas for a better world“ eine wichtige Rolle. Das mächtige Schirm-Symbol - für „Schutz“ bzw. „Abwehr von Unglück“ - wird von USA bis Hongkong verstanden.
Mutige Künstlerin
Seit vielen Jahren kämpft Bahija Abdouelali um den Erhalt ihres Hauses in der Medina von Casablanca, das durch Spekulanten vom Abriss bedroht ist und durch Bauarbeiten am Nachbarhaus beschädigt wurde. „Unser architektonisches Kulturerbe droht, verloren zu gehen. Die Medina ist ein historischer Ort, der seit 2013 auf der Liste der möglichen, zukünftigen UNESCO Weltkulturerbestätten steht. Wer unser Kulturerbe abreißen will, handelt unmenschlich“, formuliert es Bahija. Bisher konnte sie durch kreative Aktionen den Verlust des Hauses verhindern: Zusammen mit den Kindern der Hausbesitzer in „ihrer“ Gasse Derb Kharrouba hat sie mit Zustimmung der Hausbesitzer die Hausfassaden vieler Häuser bemalt, sie hat die Organisation „Association Rapprochement Culturel et Artistique“ gegründet, die lokalen Medien eingeschaltet und wirbt mit Plakaten für den Erhalt der Medina. Und sie hat starke Verbündete gefunden, darunter auch Randall Mass. Für den Erhalt des Hauses, das sie zu einem Kunstzentrum machen möchte, sind rund 40.000 Euro erforderlich. Bereits heute ist das Haus eine einzige Kunstgalerie mit wechselnden Ausstellungen ihrer Werke - meist farbintensive, abstrakte Gemälde und Kollagen in eigenem, unverwechselbarem Stil und voller Symbolik. Ihre global verstandene Kunst berührt jeden und mag bei jedem andere Gefühle in der eigenen Traumwelt auslösen. Man kann seine Phantasie spielen lassen bei der Betrachtung von durch Torbögen schwebende Silhouetten von Liebespaaren, sagenhaften, mystischen Gestalten längst vergangener Zeiten, Frauen in exotischen Gewändern, Blumengirlanden, geometrischen Mustern, stilisierten Musikinstrumenten (Zeichen ihrer großen Liebe zur Musik) - umgeben von Kalligrafie und einzelnen Jadesteinchen oder anderen Schmuckelementen. Ein Motiv fehlt nie: Augen.
„Umbrellas for a better world“
Unter diesem Motto schuf Randall Mass ein Projekt mit einem bisher nicht da gewesenen Konzept: Kinder sollen ihre Wünsche und Sehnsüchte auf von seiner Stiftung zur Verfügung gestellte Schirme malen. Dabei werden Kinder aus aller Welt angesprochen - unabhängig von Nation oder Religion. Interessant ist, dass diese Idee mitsamt dem dahinterstehenden Procedere auch großes Interesse beim Vatikan gefunden hat: Organisation und Finanzierung sind gesichert - ab 2022 (wegen der Pandemie, obwohl Marokko bei den Corona-Impfungen in Afrika an der Spitze steht und sogar deutlich schneller ist als die meisten europäischen Staaten - wegen einer cleveren Beschaffungsstrategie und Nutzung digitaler Technologien). Auch mehrere andere Länder und Institutionen konnten als Sponsoren gewonnen werden. Während Randall Mass noch auf eine marokkanische Reaktion auf sein Projekt wartet, haben die Kinder der Gasse Derb Kharrouba bereits zusammen mit Randall Mass „geprobt“. Gerade in Pandemiezeiten haben sie mit Begeisterung die zur Verfügung gestellten Schirme bemalt und posierten stolz auf den Fotos, die von ihnen, ihren Werken und Randall Mass gemacht wurden. „Marokko braucht dieses Projekt wirklich. Meiner Meinung nach gibt es in Pandemie-Zeiten eine große Verwirrung in den Köpfen der Kinder - Malerei kann helfen, diese zu beseitigen. Das Projekt wäre auch eine gute Initiative in den aktuellen israelisch-marokkanischen Beziehungen“, formuliert es Bahija. „Ich habe mich mit Randall Mass darauf geeinigt, dass das Projekt in Marokko entweder nach entsprechender positiver Resonanz interessierter, bereits angesprochener Institutionen und/oder mit meiner eigenen Organisation unter der Schirmherrschaft der „Art and Diplomacy Foundation“ stattfinden wird“.
Förderung von höchster Stelle?
Um weitere Partner zu finden, ist die von Randall Mass erstellte, offizielle und professional gestaltete Projektbeschreibung (siehe pdf in der Anlage) bedeutsam. Das Dokument überzeugt - da sollte sich doch vielleicht auch ein prominenter marokkanischer Partner finden?
Ich erinnere mich an André Azoulay, langjähriger Berater des marokkanischen Königs. Er setzt sich für Kunst und Kultur ein und für den Dialog zwischen Muslimen, Christen und Juden, wofür er vielfach ausgezeichnet wurde. Er bezeichnet sich selbst als „arabischen Marokkaner jüdischen Glaubens“ und betrachtet den Dialog der Kulturen als seine Lebensaufgabe. Die Vorliebe für Kultur spielt in seiner Familie eine wichtige Rolle. Seine Frau ist eine bekannte Schriftstellerin und seine Tochter Audrey Azoulay war von Februar 2016 bis Mai 2017 Ministerin für Kultur und Kommunikation in Frankreich und wurde danach Generaldirektorin der UNESCO. André Azoulay ist derzeit u. a. Präsident der “Foundation for the Three Cultures and the Three Religions“in Sevilla. In Marokko genießt er hohes Ansehen und ist äußerst beliebt. Daher wird er sogleich von Menschen umringt, wenn er sich in der Öffentlichkeit zeigt, erst recht, wenn dies an berühmten Orten geschieht. Gespräche mit dieser beeindruckenden Persönlichkeit sind immer ein Gewinn, wie z. B. bei einem Interview anlässlich der Biennale in Marrakech 2016, bei der er als Ehrenpräsident fungierte. Zusammen mit seiner Frau hatte er ein Treffen in einem gesonderten Raum im Bahia Palast (damaliges Biennalenhauptquartier) arrangiert, damit wir ungestört über die Kunst als das verbindende Element zwischen den verschiedenen Kulturen der Welt diskutieren konnten - während sich draußen das Biennalen-Publikum drängelte.
Text: Barbara Schumacher, Journalistin, Beiratsmitglied der Deutsch-Arabischen Gesellschaft (DAG). Fotos: Bahija Abdouelali (3) und Barbara Schumacher (4)
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