Sie war eine der erfahrensten und renommiertesten Kunsthistorikerinnen und Kuratorinnen auf internationalem Niveau. In Sachen Kunst war sie weltweit unterwegs und alle, die beruflich mit ihr zu tun hatten, schätzten ihr profundes Wissen - kein Wunder, denn sie hatte Geschichte der islamischen Kunst studiert und sich nach dem Studium auf zeitgenössische arabische und iranische Kunst spezialisiert. Sie hat Ausstellungen für zahlreiche Institutionen und Museen im In- und Ausland kuratiert. Mit ihren vielen Projekten verfolgte sie ein Ziel, nämlich damit zum interkulturellen Dialog beizutragen. Als sie am 11. Februar 2024 verstarb, nahm sie viele kreative Ideen und Pläne für neue Ausstellungen mit auf ihre letzte Reise.
Sie hat zahlreiche Bücher geschrieben, mein Lieblingsbuch ist „Sprachen der Wüste / Languages of the Desert. Zeitgenössische arabische Kunst aus den Golfstaaten“. Dieses Thema bildete auch die Schnittmenge unserer gemeinsamen Interessen, denn beispielsweise die jüngste Entwicklung der Kunst in Saudi-Arabien war für uns beide Grund für viele, lange Gespräche. Sie hatte die Gabe, alle, die mit ihr zu tun hatten, für sich einzunehmen - durch Ausgeglichenheit, Geduld, Bescheidenheit und große Freundlichkeit, genährt durch ihre Erfahrung und ihren akademischen Hintergrund. Wir hatten viele gemeinsame Bekannte in der Kunstszene, wie z. B. die international bekannten Künstler Nja Mahdaoui in Tunesien, Ali Hassan in Qatar, Abdulqader Al Rais in den VAE, Dana Awartani in Saudi-Arabien und die Künstler um die saudische Kunstinitiative Edge of Arabia, die 2008 gegründet wurde, um nur einige zu nennen. Mit ihr über die Arbeiten dieser Künstler zu diskutieren war ein Erlebnis. Sie pflegte ausgezeichnete Kontakte zu Herrscherhäusern der arabischen Welt und kuratierte z. B. 2022 eine Ausstellung in der Galerie Mond in Berlin mit Werken von Sheikh Rashid Al Khalifa, Mitglied des Herrscherhauses in Bahrain (siehe Anlage).
Wegen der Präsentation vielfältiger Kunstwerke im eleganten Ambiente des Hotels Emirates Palace in Abu Dhabi und der prominenten Eröffnungsgäste ist mir die von Karin Adrian von Roques kuratierte Ausstellung „View From Inside“ in besonders guter Erinnerung (siehe Fotos). Eröffnet wurde die Ausstellung u. a. nämlich von Sheikh Nahyan, dem damaligen Kulturminister der VAE und von Huda Kanoo, der Gründerin der Abu Dhabi Music and Art Foundation (ADMAF). Diese Ausstellung im Jahr 2015 war eine umfassende Präsentation zeitgenössischer arabischer Fotografie, Video- und Mixed-Media-Kunst aus dem Nahen Osten und Nordafrika. Darüber gibt es auch ein Buch mit den Werken von 49 führenden arabischen Künstlern aus 13 verschiedenen Ländern. In der Buchbeschreibung heißt es: „Die Werke spiegeln das Aufkommen von Fotografie, Video und digitaler Kunst als wichtige Formen des kreativen visuellen Ausdrucks in der arabischen Welt seit den 1990er Jahren wider. Die Kunstwerke befassen sich mit einem breiten Spektrum von Themen, die die Künstler selbst als wichtig für die moderne arabische Erfahrung definiert haben. Die Autorin des Leitartikels über zeitgenössische Fotokunst ist die wegweisende Kuratorin und Expertin für klassische islamische Kunst und zeitgenössische arabische Kunst, Karin Adrian von Roques. Sie ist seit mehr als zwanzig Jahren im Nahen Osten tätig und hat dem Museumspublikum in Europa, Asien und den Vereinigten Staaten wichtige zeitgenössische arabische Kunst nahegebracht“.
Text und Fotos: Barbara Schumacher, Beiratsmitglied der Deutsch-Arabischen Gesellschaft (DAG)
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