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Jemen

Beziehungen zu Deutschland

Politische Beziehungen

 

Die bilateralen Beziehungen zwischen Deutschland und Jemen sind traditionell gut und freundschaftlich. Bereits Anfang der 1950er Jahre nahmen die Bundesrepublik Deutschland und das damalige Mutawakkilitische Königreich Jemen (Nordjemen) diplomatische Beziehungen auf. Unmittelbar nach Beginn der Revolution 1962 hat die Bundesrepublik Deutschland die junge Arabische Republik Jemen (Nordjemen) anerkannt. Die Deutsche Demokratische Republik unterhielt enge Beziehungen zu dem seit 1967 von Großbritannien unabhängigen sozialistischen Südjemen. Eine Verbundenheit besteht außerdem aufgrund der gemeinsamen Erfahrungen der Vereinigung zweier Teilstaaten im Jahr 1990.

 

Seit 2011 hat sich Deutschland - gemeinsam mit anderen internationalen Partnern - für den Transitionsprozess und einen demokratischen Neuanfang in Jemen eingesetzt. Im Mittelpunkt stand das Engagement des Golfkooperationsrats für einen friedlichen und geordneten Machtübergang. Seit Beginn der kriegerischen Auseinandersetzungen in Jemen im März 2015 zwischen der legitimen Regierung Präsident Hadis einerseits und den Huthi-Rebellen andererseits setzt sich Deutschland gmeinsam mit den internationalen Partnern für ein Ende der Gewalt und eine Rückkehr zu einem politischen Prozess in Jemen ein, der alle politischen Gruppen umfasst. Das übergeordnete politische Ziel der Zusammenarbeit mit Jemen bleibt weiterhin, unter Umsetzung des Transitionsplans des Golfkooperationsrates gute Regierungsführung und die Einhaltung der Menschenrechte zu fördern. Grundlage der weiteren politischen Entwicklung bleiben die Ergebnisse der im Januar 2014 zu Ende gegangenen Nationalen Dialogkonferenz.

 

Wirtschaftliche Beziehungen

 

Jemen verzeichnet gegenüber Deutschland eine stark negative Handelsbilanz. Die Warenexporte nach Deutschland sind marginal. Im Jahr 2013 betrug der Wert der deutschen Ausfuhren nach Jemen 227 Mio. Euro, die Einfuhren aus Jemen beliefen sich auf 4,2 Mio. Euro. Im März 2005 wurden ein revidiertes Investitionsschutzabkommen (in Kraft seit Januar 2008) sowie ein Doppelbesteuerungsabkommen für den Luftfahrtsektor (in Kraft seit Januar 2007) unterzeichnet.

 

Zu den wichtigsten Ausfuhrgütern nach Jemen gehören Maschinen, komplette Fabrikationsanlagen, Kraftfahrzeuge, chemische und elektrotechnische Erzeugnisse, Eisen und Eisenwaren, Druckerzeugnisse sowie Güter der Ernährungswirtschaft. Derzeit sind keine nennenswerten Investitionen deutscher Firmen in Jemen bekannt. Die kriegerischen Auseinandersetzungen haben seit März 2015 den kommerziellen Warenaustausch weitgehend zum Erliegen gebracht.

 

Entwicklungspolitische Beziehungen

 

Jemen gehört zu den Least Developed Countries (LDC) und rangiert auf Platz 154 von den 185 im Human Development Index berücksichtigten Staaten. Zu den größten Herausforderungen für die Entwicklung zählen die Wasserkrise, das schwache Bildungssystem, die systematische Benachteiligung von Frauen, das hohe Bevölkerungswachstum, die Verbesserung der Regierungsführung und Stärkung staatlicher Kapazitäten.

 

Deutschland ist im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit (EZ) seit über 40 Jahren in Jemen engagiert. Seit Beginn der Zusammenarbeit wurden mehr als eine Mrd. Euro für die Entwicklung des Jemen zugesagt. Deutschland ist damit einer der größten Geber für Jemen.

 

Seit Beginn der kriegerischen Auseinandersetzungen in Jemen Ende März 2015 hat sich die humanitäre Lage im Land nochmals dramatisch verschlechtert. Am 1. Juli 2015 haben die Verienten Nationen die Situation in Jemen als Level-3 Emergency (höchste Stufe) eingestuft. 80 Prozent der Bevölkerung (21,1 Mio.) ist auf humanitäre Hilfe angewiesen, 10 Prozent ist mangelernährt. Der humanitäre Zugang ist derzeit nur eingeschränkt möglich. Die Vereinten Nationen gehen außerdem von über 1,3 Mio. Binnenflüchtlingen aus. Das Auswärtige Amt hat für humanitäre Hilfe im laufenden Jahr 2015 bisher ca. 6,3 Mio. EUR bereitgestellt. Das Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung unterstützt Maßnahmen des Welternährungsprogramms (WFP) in Jemen 2015 mit rd. 26 Mio. EUR.

 

Kulturelle Beziehungen

 

Schwerpunkt des deutschen kulturpolitischen Engagements waren bisher die Tätigkeit des Deutschen Archäologischen Instituts und die Förderung des Spracherwerbs. Maßnahmen der kulturellen Zusammenarbeit können aufgrund der Sicherheitslage derzeit nicht umgesetzt werden.

 

Quelle: Auswärtiges Amt (Stand: August 2015)

Daten und Fakten

Kurzinformationen zum Jemen

Ländername: Republik Jemen - Al-Jumhuriya al-Yemenia

Hauptstadt: Sanaa (2.200 m über NN)

Größe: 527,968 qkm - Rang: 50*

Landesstruktur: 20 Gouvernorate zuzüglich dem Hauptstadtzbezirk Sanaa - zentralistische Verwaltung mit Bestrebungen zur Dezentralisierung

Einwohnerzahl: 26,737,317 - Rang 48*

Landessprache: Arabisch ist Amtssprache - erste Fremdsprache Englisch

BIP: 43,23 Mrd. USD (2014 est.)*

Währung: 1 Jemen-Rial (Rl) = 100 Fils

Religion: offizielle Staatsreligion ist der Islam (sunnitische Schafeiten im Süden, schiitische Zaiditen im Norden, sowie ismailitische Minderheit), daneben gibt es eine kleine Gemeinde von jemenitischen Juden sowie von ausländischen Christen und Hindus.

Klima: Im Bergland: gemäßigtes Klima (21°C Durchschnittstemperatur) - In der Küstenebene (am Roten Meer, südl. und östl. Provinzen: feucht-heißes Tropenklima - Im Norden: arides Wüstenklima

 

Politische Führung

 

Staatsoberhaupt: Abd Rabuh Mansur Hadi

Regierungschef: Khalid Mahfuz Bahah

Politisches System: Trennung des Landes 1962 in einen nördlich-westorientierten und südlich-sozialistischen Teil - 1990 Grenzöffnung und proklamierte Wiedervereinigung der Arabischen Republik Jemen (Norden) und der Demokratischen Volksrepublik Jemen (Süden) zur Republik Jemen - nach 3 Jahren Bürgerkrieg erste regulären Wahlen 1993 und Verfassungsgebung 1994, geändert 2001: Republik - präsidentielles Regierungssystem - Scharia / Parlament mit 301 Mitgl. (Repräsentanten: 159 aus dem Norden - 111 aus dem Süden - 31 politische Persönlichkeiten), Wahl aller 6 J. - Direktwahl des Staatsoberh. aller 7 J. (einmalige Wiederwahl) - Wahlrecht ab 18 J.

Nationalfeiertag: 22. Mai - seit 1990 - Tag der WiederVereinigung

Mitgliedschaft in Internationalen Organisationen: AFESD, AMF, CAEU, CD, EITI (compliant country), FAO, G-77, IAEA, IBRD, ICAO, ICRM, IDA, IDB, IFAD, IFC, IFRCS, ILO, IMF, IMO, IMSO, Interpol, IOC, IOM, IPU, ISO, ITSO, ITU, ITUC (NGOs), LAS, MIGA, MINURSO, MINUSMA, MONUSCO, NAM, OAS (Beobachter), OIC, OPCW, UN, UNAMID, UNCTAD, UNESCO, UNHCR, UNIDO, UNISFA, UNMIL, UNMIS, UNOCI, UNWTO, UPU, WCO, WFTU (NGOs), WHO, WIPO, WMO, WTO (Beobachter)

 

Anschrift der jemenitischen Botschaft

Anschrift der deutschen Botschaft

Budapester Str. 37 - 10787 Berlin

Tel.: 0049 30 897305-0
Fax.: 0049 30 897305-62
www.botschaft-jemen.de

Embassy of the Federal Republic of Germany
Near Hadda Road/Outer Ring Road, Sanaa
Postanschrift: P.O. Box 2562 - Sana'a - Jemen
Tel.: 00967 1 41 31 74
Fax: 00967 1 41 31 79
 www.sanaa.diplo.de

 


* nach: CIA Factbook – 07.08.2015

 

 

Jemen

Jemen

Der Jemen liegt an der Südspitze der arabischen Halbinsel, zwischen dem arabischen Golf und dem Atlantik und ist eines der Nachbarländer Saudi-Arabiens und des Omans. Neben der Hauptstadt Sanaa sind Aden, Taiz, Al-Hudayda, Mukalla ebenfalls wichtige Orte des Jemens.
 
Von der Fläche her ist der Jemen etwa halb so groß wie Deutschland und kleiner als die Türkei. Die Bevölkerungszahl liegt bei fast 21 Millionen. Darunter ist die meistvertretene Religion der Islam, gefolgt vom Judentum und dem Christentum. Die Amtssprache ist Arabisch.
 
Durch seine geographische Lage spielte der Jemen durch die Geschichte hinweg immer einen strategisch bedeutungsvolle Rolle. Der Jemen war für unterschiedlichste Menschen stets begehrenswert, da er der beste Route für den Handel mit Indien war, Es stellte das Eingangs- und Ausgangstor der arabischen Halbinsel dar. Am wichtigste aber war, dass die Macht, die über den Jemen herrschte, gleichzeitig auch über die wichtigste Region des Islams herrschte, nämlich dem Hidschaz, in dem auch Mekka und Medina liegen.
 
Unbekanntes über den Jemen
 
Der Jemen stellt eine der mitunter ältesten Siedlungsgebiete der Welt dar. Er spielte hinsichtlich wichtiger Ereignisse in der Geschichte des Islams immer eine besondere Rolle und ist die Ortschaft einiger Geschichten des Korans. Außerdem gehören zwei Dinge in Bezug auf den Jemen zum Allgemeinwissen eines Muslims. Zum einen das Klagelied über den Jemen und zum anderen ein Nashîd über den Gottesfreund namens Veysel Karani.
 
Doch das ist nicht alles. Was nur Wenige über den Jemen wissen, ist, dass viele Gefährten des Propheten Muhammad (saw), so etwa Ammâr bin Yâsir, Abû Hurayra, Abû Mûsâ al- Ascharî, Fayrûz bin Daylamî aus dem Jemen stammen. Die Mutter Imam Schâfiîs stammt ebenso aus dem Jemen und Imam Mâlik ursprünglich auch. Imam Hanbal gab dort lange Zeit Unterricht. Viele Geschichten im Koran ereigneten sich im Jemen. Der Sure Saba wurde ihr Name durch das gleichlautende Königreich gegeben, das ebenfalls in dieser Ortschaft bestand. Den Einsturz ihres riesigen Staudamms überlebte dieses Reich nicht. Der Prophet Hûd (as) wurde zum Volk der Âd gesandt, das in der Wüste Jemens lebte. Abraha, der in der Sure Fîl erwähnt wird, war ebenso Jemenit. Der König, der in der Sure Burûdsch vorkommt, regierte über den Jemen. Und der Stamm der Tubba, von dem im Koran erzählt wird, lebte ebenfalls im Jemen.
 
Zur Geschichte Jemens
 
Jemen, das Heimatland vieler Prophetengefährten, wurde im neunten Jahr nach der Hidschra zu einem islamischen Land. Zur Zeit der Ummayyaden und der Abbasiden, als diese immer mehr an Macht verloren, übernahmen lokale Mächte die Kontrolle über das Land. Vor der Eroberung 1517 durch die Osmanen wurde der Jemen von zahlreichen Herrschern kontrolliert, die von den Abbasiden abhängig waren.
 
1517 wurde der Jemen langsam von den Osmanen eingenommen. Nach der Waffenruhe (30. Oktober 1918), als die letzten osmanischen Soldaten den Jemen verließen, war es bereits seit 401 Jahren eine osmanische Provinz. Zur Zeit des Osmanischen Reiches galt der Jemen, trotz seiner Ferne zum osmanischen Zentrum, als bedeutende Region. Viele Soldaten fielen dort.
 
Nachdem sich die Osmanen 1918 aus dem Jemen zurückgezogen hatten, war das Land bis in die 70er Jahre unter englischer Herrschaft. Währenddessen erkannte die am 24. Juli 1923 mit dem Pakt von Lousanne gegründete türkische Republik die englische Kolonialmacht im Süden Jemens und die Unabhängigkeit des nördlichen Jemens an.
 
Nach dem Auszug der letzten englischen Soldaten aus dem südlichen Jemen am 30. November 1967, gehörte das Land endgültig den Jemeniten selbst. Durch ideologische Unstimmigkeiten konnten sich der Norden und Süden des Landes jedoch lange nicht einigen. Diese wurden bis zum 22. Mai 1990 allerdings überwunden und es kam zur Vereinigung.
 
Das Leben im Jemen
 
Das soziale Leben und und seine Traditionen machen den Jemen zu einem besonderen Land. Wirtschaftlich ist er nur wenig entwickelt und die Arbeitslosenquote ist hoch. Das größte Problem stellt die Wasserknappheit dar.
 
Die jemenitische Bevölkerung hat eine bezeichnende Kleidungsweise. Der „Dschanbiyya“ genannte Dolch gehört zur alltäglichen Bekleidung. Der Dschanbiyya zählt zum Symbol der Männlichkeit und es zu tragen ist fast ein ungeschriebenes Gesetz. Genauso wichtig ist „Kat“ – ein Gewächs, das so gut wie jeder verzehrt. Man könnte fast sagen, dass sich das Leben um dieses Gewächs dreht. Das Züchten, Pflücken, Austeilen und das Verzehren ist eine Arbeit für sich. Die Wichtigkeit dieser Pflanze erkennt man daran, dass man namhafte Kaffeegärten zu Katgärten umfunktioniert hat. Man weiß sogar, dass Kat, mit einem Wasserbedürfnis von 85 % des ganzen Wassers, das Jemen zur Verfügung steht, zu den Gründen der Wasserknappheit gehört. Dies ist eines der größten Probleme des Jemen. Das Kauen von Kat ist eine national verbreitete Tradition, dessen Transfer in andere Länder ist verboten. Wenn das Kauen von Kat noch zu keiner Gewohnheit geworden ist, hat es einen erfrischenden Effekt. Ist man jedoch schon von Kat abhängig, sorgt sie für eine leichte Benommenheit. Fragt man, welche Bedeutung Kat für die Bevölkerung hat, bekommt man zu hören: „Es schützt uns vor der Nutzung von Drogen, Haschisch und Zigaretten.“
 
Quellen:
• “Ýslam ve insanlýk tarihi içinde Yemen”, Makale, Taha Kýlýnç, dusuncegundem.com
• “Yemen: Oralarda deðil, þuracýkta...”, Makale, Taha Kýlýnç, ihh.org