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26.05.2014

 

Christen in Israel und Palästina: Suche nach Erlösung in einem gespaltenen Land

 

An diesem Samstag reist Papst Franziskus ins Heilige Land. Die Probleme der Christen in der Region sind so vielfältig wie ihre Gemeinden. Einige erhoffen sich vom Papst Hilfe. Für viele ist der Besuch ein Segen für das Land.

 

Von dem 1948 durch Israels Armee zerstörten Dorf existieren nur noch die Kirche und der Friedhof. (Bild: Jonas Opperskalski für NZZ)

Auf einem Hügel in Nordisrael unweit der libanesischen Grenze erhebt sich, nur durch einen holprigen Weg zugänglich, die Kirche von Ikrit. Ausser der Kirche existiert nur noch der Friedhof des verlassenen arabischen Dorfes. Verlassen? Nicht ganz. Seit bald zwei Jahren wohnen in der Kirche einige Kinder und Enkelkinder jener Gemeinde, die ihr Dorf 1948 auf Anordnung der israelischen Armee verlassen musste. Viele liessen sich als intern Vertriebene in Ortschaften wie Nazareth oder Haifa nieder. Sie sind heute alle Bürger Israels. Einmal im Monat pilgern sie zum Gottesdienst in die Kirche ihres einstigen Dorfes. Hochzeiten werden hier gefeiert, Verstorbene auf dem Friedhof begraben. Doch der Wiederaufbau von Ikrit ist ihnen bis heute verwehrt.

 

Auferstehung eines Dorfes

Die Hoffnung auf eine Rückkehr haben die Leute von Ikrit nicht aufgegeben. Sie haben sogar einen Hilferuf an den Papst geschrieben. Sie gehören zur maronitischen Kirche, welche den Papst als Oberhaupt anerkennt. «So wie Christus einst von den Toten auferstand, so wird auch Ikrit auferstehen», verkündete hier der Pfarrer anlässlich des Ostergottesdienstes in der kleinen, bis zum letzten Platz besetzten Kirche. Die israelische Armee hatte das arabische Dorf im Krieg von 1948 eingenommen, die Bewohner ergaben sich kampflos. Doch Ikrit lag aus strategischer Sicht zu nahe an der libanesischen Grenze. Die Bewohner wurden evakuiert – nur für zwei Wochen, bis die Kämpfe vorbei seien, versprach man ihnen. Doch es blieb ein leeres Versprechen.

Die Bewohner gelangten ans Oberste Gericht, welches ihnen 1951 recht gab. Doch die Armee jagte die Häuser an Weihnachten desselben Jahres in die Luft. «Sie machten uns ein Weihnachtsgeschenk», ruft eine junge Schauspielerin, die anlässlich der Osterfeier zwischen Tanzeinlagen die Geschichte des Dorfes erzählt. Danach treten arabische Rockbands auf. Junge Hippies und ältere Menschen tanzen und klatschen in fröhlicher Eintracht. Nemi Ashkar, der als Vorsitzender der Vereinigung von Ikrit die Aktivitäten dort koordiniert, sagt, er hoffe, das Beispiel von Ikrit werde andere ermutigen. Genau das fürchtet die israelische Regierung – dass Ikrit zum Präzedenzfall werden könnte und Vertriebene aus anderen Dörfern dasselbe Recht einfordern.

 

Streitbarer Priester

Neben Kafr Biram, einem weiteren maronitischen Dorf mit einer ähnlichen Geschichte, ist Ikrit aber der einzige von Hunderten um 1948 evakuierten und enteigneten palästinensischen Orten, welcher einen Gerichtsentscheid für sich reklamieren kann. Vielleicht haben die Bewohner deshalb eine so enge Bindung zum Dorf aufrechterhalten. Ashkar produziert heute einen Boutique-Wein mit Trauben von den Feldern, die einst Ikrit gehörten. Die Trauben kauft er von den jetzigen jüdischen Landbesitzern. Der kreative Aktivismus der Bewohner eint hier Generationen.

Doch so ungebrochen, wie die Eintracht der Christen in Ikrit scheint, ist diese im Land nicht. «Wir dürfen uns nicht spalten lassen», warnte der Pfarrer in der Osterpredigt. Die Frage des Militärdienstes sorgt derzeit für böses Blut unter Israels palästinensischen Bürgern – auch arabische Israeli genannt. Insgesamt machen sie über 20 Prozent der israelischen Bürger aus, die meisten sind Muslime. Eigentlich sind sie vom Dienst ausgenommen, doch neuerdings ermutigt die israelische Regierung die Christen zum Wehrdienst. Rechte israelische Politiker haben verkündet, Christen seien keine Araber, und versuchen, die Unterscheidung zwischen Christen und Muslimen gesetzlich zu verankern. Pater Gabriel Nadaf, ein orthodoxer Priester aus Nazareth, hat ein Forum gegründet, das für den Wehrdienst wirbt.

«Wir haben genug. Seht doch, was in Syrien geschieht. Bald werden sich die Muslime hier gegen uns wenden. Wir verbünden uns lieber mit den Juden», sagt Shadi Khalil, der Sprecher des Forums. Er stammt aus Kafr Biram. Er meint, eine Lösung müsse durch die Integration der Christen in den israelischen Staat kommen und das gehe nur durch die Armee. Er und Nadaf sehen sich nicht als Araber, obwohl Arabisch ihre Muttersprache ist. Sie verweisen auf das aramäische Erbe der Christen im Nahen Osten. Diese seien vor den Muslimen hier gewesen, und Christus sei Jude gewesen. Daher hätten sie eine enge Bindung zum jüdischen Volk, dem Gott das Land Israel versprochen habe. «Das sind göttliche Wahrheiten», sagt Nadaf.

Während zum Beispiel auch viele libanesische Christen sagen, sie seien trotz arabischer Muttersprache keine Araber, haben christliche Intellektuelle und Kulturschaffende wesentlich zur Herausbildung moderner arabischer Identitäten beigetragen. Führende Denker des arabischen Nationalismus waren Christen. Im Heiligen Land ist das Christentum Bestandteil einer palästinensischen Identität geworden. Doch mit dem Scheitern nationalistischer Ideologien und dem Zerfall säkularer Staaten erstarken religiöse Identitäten. Christen, die überall in der Region eine Minderheit sind, fühlen sich bedroht. In Israel geht es aber auch um den Widerspruch, israelische Bürger und zugleich Araber zu sein, wodurch man mit den Feinden assoziiert wird. Der Wunsch, den Widerspruch zu lösen und dazuzugehören, spielt eine wichtige Rolle.

Befürworter des Wehrdienstes scheinen bis jetzt eine kleine Minderheit zu sein. Viele Priester und auch das griechisch-orthodoxe Patriarchat von Jerusalem haben sich dagegen ausgesprochen. Viele sehen in den Aufrufen zum Wehrdienst einen gefährlichen Spaltungsversuch. Sie sagen, Israel müsse zuerst die arabischen Bürger den jüdischen gleichstellen und die Besetzung beenden, weil sie nicht die Waffen gegen ihre Brüder erheben könnten. Nadaf sagt, er habe Todesdrohungen erhalten, aber er fürchte sich nicht. Rund 2000 arabische Christen sind derzeit laut Schätzungen im Wehrdienstalter. Die Armee sagt, die Anzahl Freiwilliger unter ihnen nehme zu. Derzeit seien es etwa 100.

Wadie Abunassar, ein politischer Analyst und früherer Sprecher des lateinischen Patriarchats der katholischen Christen im Heiligen Land, hält den Glauben, dass Waffen die Christen schützten, für verheerend. Echte Sicherheit gebe es nur durch gute Beziehungen mit den Nachbarn. Er macht sich Sorgen, dass der Konflikt von einem nationalen zusehends zu einem religiösen wird. Pater Jamal Daibes, der Rektor des lateinischen Priesterseminars bei Bethlehem, teilt diese Sorgen. «Wir wollen nicht wie einst unter islamischer Herrschaft eine beschützte, benachteiligte Minderheit sein, sondern gleichberechtigte Bürger», sagt er. Es reiche, dass sich die Christen wegen der Unterstützung westlicher Christen für Israel rechtfertigen müssten. Der Wehrdienst werde ihnen noch mehr schaden.

Daibes bereiten die Rekrutierungsversuche ebenso Sorge wie das Erstarken religiöser Extreme. Einige jüdische Extremisten mobilisieren gegen den Papstbesuch. Sie verbreiten Gerüchte, wonach der Vatikan die Kontrolle über das Grab Davids, wo sich nach christlicher Tradition auch der Saal des letzten Abendmahls Jesu befindet, übernehmen soll. In Wahrheit geht es nur um eine begrenzte Erlaubnis für christliches Beten vor Ort. Jugendliche haben in den letzten Wochen fast täglich mit Vandalismus und Schmierereien an christlichen Institutionen für Schlagzeilen gesorgt. Israelische Regierungsvertreter verurteilten die Taten scharf. Pater Nikodemus Schnabel von der Benediktiner-Abtei Dormitio in Jerusalem sagt, bis jetzt sehe er mehr Lippenbekenntnisse als Taten.

 

Solidarität mit Christen

Der Ordensmann führt weiter aus, die Polizei nehme das Phänomen zu wenig ernst. Vielmehr forderte sie, ein Plakat mit Foto des Papstes im christlichen Viertel der Altstadt zu entfernen, weil es eine Provokation für jüdische Passanten sei. Hoffnungen setzt der Benediktinermönch in die israelische Bürgergesellschaft. Acht Rabbiner haben ihm kürzlich einen Besuch abgestattet, um ihre Solidarität mit den Christen auszudrücken. Auf Regierungsebene konzentriert sich die Diskussion derweil darauf, ob solche Akte als Terror zu bezeichnen seien oder nicht. Über mögliche Ursachen und Prävention wird neben den polizeilichen Methoden aber kaum debattiert.

Gleichzeitig verfolgen Christen besorgt die Ereignisse in den Nachbarländern. Aus Angst vor Islamisten schlagen sich viele Christen im Zweifelsfall auf die Seite von Diktatoren, weshalb ihnen umso mehr Misstrauen entgegenschlägt. In Israel und den palästinensischen Gebieten sind solche Bedrohungen noch relativ gering. Ein Grund ist, dass Israel als gemeinsamer Feind die Palästinenser geeint hat. Am schwierigsten ist die Lage im Gazastreifen. In den blutigen Machtkämpfen zwischen der säkularistischen Fatah und der islamistischen Hamas, welche darauf im Jahr 2007 die Macht übernahm, kam es zu Übergriffen auf christliche Einrichtungen. 2007 wurde der Christ Rami Ayad von Salafisten ermordet. In einem anderen Todesfall eines Christen ist unklar, ob religiöse oder kriminelle Motive der Hintergrund waren.

 

Abwanderung aus Gaza

Klar ist, dass salafistische Extremisten im Gazastreifen präsent sind und bisweilen die Hamas herausfordern, die sich als Beschützerin der Christen präsentiert. Als Jugendliche letztes Jahr vor der katholischen Schule randalierten, wurden sie verhaftet. Anonyme Gesprächspartner aus Gaza meinen, die Hamas schütze die Christen, soweit es ihrem Ruf diene. Genuin interessiere sie sich aber wenig für deren Wohl. Pluralismus ist allgemein nicht gerade ein Wert, für den sich die Hamas hervorgetan hat. Michael Ayad, ein Cousin des ermordeten Rami Ayad, fühlt sich zusehends bedrängt. Alkohol sei verboten und man werde angefeindet, schimpft der Goldhändler, dessen Familie seit Generationen ein Geschäft in der Altstadt von Gaza betreibt.

Die Christen gehören hier zu den Alteingesessenen – die orthodoxe Kirche von Gaza wurde im 5. Jahrhundert erbaut. Angebaut an die Kirche steht eine Moschee aus dem 16. Jahrhundert. Kirche und Moschee in einem Gebäude – ein Symbol für eine langjährige, doch gefährdete Koexistenz? Von rund 5000 in den neunziger Jahren ist die Zahl der Christen im Gazastreifen auf knapp 1400 gesunken. Angst vor religiösen Extremisten, Kriege und die israelische Blockade sind Ursachen für die Abwanderung. Gerade in westlichen Ländern werden Christen als Einwanderer oft bevorzugt. Wer eine Chance erhält, den Gazastreifen zu verlassen, geht.

Doch im ganzen ehemaligen Mandatsgebiet Palästina geht der Bevölkerungsanteil arabischer Christen zurück. Christen wandern ab und weisen tiefere Geburtenraten als Muslime und Juden auf. 1947 machten sie etwa 8 Prozent der Bevölkerung aus, 1948 noch 4 Prozent, heute sind es unter 2 Prozent. Das gilt für Israel wie für Cisjordanien. Der Grund, weshalb Israel in seinen Statistiken einen höheren Anteil Christen aufführt, sind Einwanderer aus Russland, Gastarbeiter aus den Philippinen oder Indien und Asylsuchende aus Afrika.

 

Eine Lagerhalle als Kirche

Die grösste katholische Migrantengruppe sind die rund 40 000 Filipinos. Die Anzahl Eritreer liegt bei etwa 35 000. Viele von ihnen sind orthodoxe Christen. Israel hat dieses Jahr erstmals zwei Eritreern Flüchtlingsstatus gewährt. Lange konnten Eritreer in Israel kein Asyl beantragen. Hunderte sitzen in einer Haftanstalt als illegal Eingewanderte, wo sie einen eigenen Priester haben. Die Regierung versucht, sie zur Ausreise in ein afrikanisches Drittland zu bewegen.

Die katholischen Gemeinden der Migranten haben erst im März einen zur Kirche umfunktionierten Lagerraum in Tel Aviv in Betrieb genommen und «Notre Dame Femme de Valeur» genannt. Vorher hatten sie einen Bunker gemietet und dort ihre Messen gehalten. Im Süden Tel Avivs, wo die meisten von ihnen leben, gab es davor keine Kirche. Es sei schwierig gewesen, Geld für die Lokalität aufzutreiben, sagt Pater David Neuhaus vom Patriarchalvikariat für hebräischsprachige Katholiken. In der «Notre Dame» werden Messen auf Hebräisch, Englisch und in Sprachen der Migranten gehalten. Christen in Israel, die Hebräisch sprechen, stammen in der Regel aus Mischehen oder sind in Israel geborene Migrantenkinder.

Die Solidarität unter den Migranten sei stark, sagt Schwester Regina, eine philippinische Nonne. Die Nutzung der Kirche erfordert enge Koordination. Jeden Tag hält eine andere Gemeinde ihren Gottesdienst. Wegen sprachlicher und liturgischer Unterschiede gibt es kaum gemeinsame Messen mit den arabischen Christen, die in Jaffa ihre eigenen Kirchen haben. Neuhaus engagiert sich für einen Dialog der Gemeinden, doch sind alle mit ihren spezifischen Problemen beschäftigt. Gastarbeiter und Asylsuchende haben ganz andere Sorgen als Palästinenser in Israel oder in den besetzten Gebieten.

Die 53-jährige Filipina Jerilyn Franco Jaime ist seit 14 Jahren in Israel und hat seither ihre vier Kinder nicht mehr gesehen, weil sie sich nie ein Flugticket für einen Besuch leisten konnte. Jetzt hat sie Krebs und ist nicht mehr voll arbeitsfähig. Deshalb hat ihr die Arbeitgeberin gekündigt. Damit verlor sie auch die Krankenversicherung. «Ich wollte später nach Hause reisen, aber Gott hatte andere Pläne», erklärt sie lächelnd. Sie freut sich auf ihre Kinder. Die Kirche gab ihr in den Jahren ohne Familie Halt. Den Papstbesuch wird Jerilyn verpassen, sie fliegt kurz davor ab. Die Plätze sind ohnehin beschränkt, viele Christen im Land werden die Messen des Papstes am Wochenende nicht live miterleben.

 

Eingeschnürtes Bethlehem

Am schwierigsten ist es für die Christen aus Gaza, die eine Ausreisebewilligung von Israel brauchen. Rund 700 haben einen Antrag gestellt. Eine von ihnen ist Nada Anton. Wie viele Gesprächspartner sagt sie, der Papstbesuch sei ein Segen für das Land. Wir sitzen in ihrer Wohnung, die voll von christlichen Symbolen und Bildern ist. Bevor es zum Mittagessen bei benachbarten muslimischen Freunden geht, lässt sie uns vom Wein kosten, den ihr Mann heimlich herstellt, weil die Hamas Alkohol verbietet. Aber die israelische Blockade sei für sie die grösste Einschränkung: «Wir sind alle Palästinenser und leiden unter der Besetzung», betont sie.

Ähnlich klingt es im christlichen Dorf Beit Jala neben Bethlehem in Cisjordanien. «Uns ginge es gut, wäre nicht die Besetzung», meint die 75-jährige Umm Issa, die ihr Land wegen des geplanten Verlaufs der israelischen Sperranlage zu verlieren droht. Der Fall ist seit sieben Jahren vor Gericht. Insgesamt geht es um 300 Hektaren Land, das 58 Familien gehört und das entweder durch die Anlage zerstört oder abgetrennt würde. Betroffen sind auch Ländereien des Klosters Cremisan, welches durch die Anlage vom Dorf getrennt würde. Den Mönchen bliebe so der Zugang zu Jerusalem erhalten, aber das Kloster würde seine Rolle als Ort der Erholung und Zentrum religiös-kulturellen Lebens für die stark von Siedlungen und Sperranlage eingeschnürte und dichtbesiedelte Gegend bei Bethlehem verlieren.

Vor Gericht fordern die Anwälte, die Mauer näher an die grüne Linie, also die Grenze von 1967, zu legen. Sie werfen der Regierung vor, mit dem geplanten Verlauf der Sperranlage gehe es nicht um Sicherheit, sondern um Landnahme und um die Verbindung der Siedlung Har Gilo mit Jerusalem. Umm Issa hofft, dass Papst Franziskus ihrem Dorf helfen kann. Die Bewohner von Beit Jala haben sich in einem Schreiben an den Papst gewandt. Pater Nikodemus hält es aber für eher unwahrscheinlich, dass sich dieser in die Politik einmischt. Der Besuch sei eine spirituelle und religiöse Reise, bei der es in erster Linie um die Ökumene gehe.

Mitri Raheb, ein sozial engagierter evangelischer Priester und Autor aus Bethlehem, findet, man müsse Hoffnung in das setzen, was man selber tun könne, und nicht in andere. Er sieht in Kultur und Bildung den besten Weg, um die Situation zu verbessern und die Leute vom Auswandern abzuhalten. Die Präsenz der Christen sei wichtig, um eine pluralistische Gesellschaft zu erhalten. «Wir spielen hier eine wichtigere Rolle, als unser Prozentsatz das nahelegt», sagt er. In die Politik setzt er wenig Hoffnung. Diese sei hier zu weit weg von den Bedürfnissen der Menschen. Eine Vision hat er trotzdem: grundlegende Gleichheit für alle und die Möglichkeit zur Selbstentfaltung für die Vielfalt von Identitäten im Heiligen Land.

 

Konfessionelle und politische Gräben

bol. Im Heiligen Land gibt es 13 traditionelle Religionsgemeinschaften: 5 orthodoxe, 6 katholische und 2 protestantische Kirchen. Israel, die palästinensischen Gebiete und Jordanien bilden ein Gebiet in der Organisation der Kirchen. Laut Schätzungen beträgt die Zahl der Christen im Heiligen Land etwa 400 000, von denen die Hälfte in Jordanien leben. Die wichtigsten Kirchenoberhäupter, der griechisch-orthodoxe Patriarch und der lateinische Patriarch, haben ihren Sitz in Jerusalem. Geistliche aus Jordanien, Cisjordanien und Gaza brauchen eine israelische Bewilligung, um Jerusalem zu besuchen. Das Oberhaupt der maronitischen Kirche hat seinen Sitz in Libanon und wird für den Papstbesuch erstmals seit Israels Eroberung von Ostjerusalem in die Heilige Stadt reisen. In Libanon löste dies eine Kontroverse aus. Die Länder sind bis heute verfeindet.

 

Monika Bolliger, Ikrit

 

Den NZZ-Original-Artikel vom 23. Mai 2014  finden Sie hier.

 

 

   

< Marokko: Tan-Tan Moussem vom 04.- 09. Juni 2014