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18.06.2020

 

Ruud Koopmans, Das verfallene Haus des Islam, Die religiösen Ursachen von Unfreiheit, Stagnation und Gewalt

 

C.H.Beck Verlag, München 2020, 288 Seiten, mit 16 Abbildungen und 20 Grafiken Gebunden € 22,--, E-Book € 16,99, ISBN 978 3 406 74924 7

 

Ruud Koopmans ist Direktor der Abteilung "Migration, Integration, Transnationalisierung" am Wissenschaftszentrum Berlin sowie Professor für Soziologie und Migrationsforschung an der Humboldt-Universität zu Berlin. Er gehört zu den meistzitierten europäischen Sozialwissenschaftlern und wurde durch Beiträge in Zeitungen und Fernsehauftritte bekannt.

Zu Beginn der vielschichtigen Thematik erläutert der Autor seine Intention: Analog zum Titel wird ein islamkritisches, aber kein islamfeindliches Werk vorgestellt. Das heilige Buch der Muslime ist vor fast anderthalb Jahrtausenden entstanden und hat heute weltweit ebenso viele Milliarden Anhänger. Der Koran unterliegt verschiedenen Auslegungsmöglichkeiten, wie es bei Schriften anderer Religionen auch der Fall ist. Den Anstoß für vorliegende Untersuchung gab unter anderem die Forschung als Soziologe über die Schwierigkeiten bei der Integration von Migranten, die aus islamischen Ländern nach Westeuropa eingewandert sind.

Ruud Koopmans gliedert den Stoff in 7 große Kapitel mit zahlreichen Untertiteln. "Im Bann des Fundamentalismus" erinnert er an den vergangenen Ruhm der islamischen Welt. Nach dem Zusammenbruch des Römischen Reiches wurden in Metropolen wie Córdoba, Alexandria und Bagdad Wissenschaften erforscht, entwickelt und gelehrt; beispielhaft galt das für die Medizin und Mathematik. Mit der Industriellen Revolution überholte Westeuropa allerdings das Osmanische Reich, das nach dem Ersten Weltkrieg endgültig auseinanderfiel. - Er schließt seine Ausführungen hier mit der Feststellung, dass nur ein radikaler Bruch mitt den fundamentalistischen Elementen im Islam zu einem idealen Weltbild - eine offene Gesellschaft - führen kann.

Im Folgenden analysiert Ruud Koopmans die Frage "Warum ist die Demokratisierung an der islamischen Welt vorbeigegangen?" Und zieht Vergleiche zwischen demokratischen, islamischen und unfreien Staaten, rohstoffreichen und -armen Ländern usw. Er widerlegt die gängige These, dass der westliche Kolonialismus für die Krise der islamischen Welt verantwortlich sei. Die Unfreiheit in islamischen Ländern habe tatsächlich religiöse Gründe, was er im 3. Kapitel "Die religiösen Wurzeln der Unfreiheit" beweisen will. Die Diskriminierung religiöser Minderheiten hängt mit der mangelnden Trennung zwischen Staat und Religion zusammen. Fundamentalistische Strömungen widersetzen sich jedweder Neuinterpretation in sich wandelnden Zeitläuften. Die Aussagen des Koran und der Sunna - die Überlieferungen zum Leben des Propheten Mohammed - wortwörtlich zu befolgen heißt, einen islamischen Staat mit einer Rechtsordnung - der Scharia - anzustreben. Bemerkenswert ist, dass in nur 18 von 47 unabhängigen Staaten mit einer islamischen Mehrheitsbevölkerung das Schariarecht keine offizielle Rechtsquelle ist.

Dass das Aufeinandertreffen verschiedener unüberbrückbarer Strömungen zu Gewalt führen kann, ist Gegenstand des folgenden Kapitels "Die islamischen Religionskriege". Blutige Auseinandersetzungen und zahlreiche terroristische Anschläge auch außerhalb islamischer Staaten sind die furchtbaren Folgen radikaler Auslegung der Religion.

Ferner untersucht Ruud Koopmans im Kapitel "Die wirtschaftliche Stagnation der islamischen Welt" dafür die religiösen Ursachen. Und bringt es auf den Punkt: "Die christliche Zwei-Reiche-Lehre (das Reich Gottes und das weltliche des Kaisers) ermöglichte es Politik und Wirtschaft, sich - im Guten wie im Bösen - von religiösen Regeln zu befreien, während die islamische Idee der Einheit von Religion und Staat dem politischen und wirtschaftlichen Wandel im Wege stand."

Eine grundlegende Fehleinschätzung war die Entscheidung Sultan Bayezid II. im Jahre 1485, die Errungenschaft der Druckerpresse, um 1450 in Mainz durch Johannes Gutenberg erfunden, im eigenen Reich nicht zuzulassen. Die Untertanen sollten weiterhin von der mündlichen Tradition abhängig bleiben. Schließlich wurde fast 300 Jahre später, im Jahre 1726, die erste Lizenz für eine Druckerpresse mit arabischen Lettern in Istanbul erteilt. Zunächst nur für nichtreligiöse Texte, erst 1802 wurde das Druckverbot für religiöse Texte aufgehoben. Das Wissensdefizit in islamischen Ländern ist aus Sicht des Autors ein wesentlicher Grund für die wirtschaftliche Stagnation und mangelnde Demokratisierung: "Für eine moderne Wirtschaft sind Bildung und Wissen - das Humankapital - die wichtigsten Ressourcen." In diesen Kontext gehört auch die Frau, die in der islamischen Gesellschaft noch weitestgehend ausgeschlossen ist. Für Ruud Koopmans stellt die Arbeitsmarktbeteiligung die direkteste, aber nicht die einzige Art und Weise dar, wie die Ungleichheit der Geschlechter den wirtschaftlichen Wohlstand beeinflusst.

Das wird im vorletzten Kapitel ebenfalls angesprochen: "Die schwierige Integration muslimischer Migranten". Die eine Seite zeigt eine Erfolgsgeschichte: Die Einwanderer tragen mit ihrem Einsatz vielfach zur wirtschaftlichen Entwicklung der Einwanderungsländer bei. Die andere ist die, dass sie teils auch die Probleme ihrer Herkunftsländer mitbringen, beispielsweise einen niedrigen Bildungsstand, religiöse Intoleranz usw.

Ruud Koopmans wirft letztlich die existenzielle Frage auf "Kann sich der Islam vom Fundamentalismus befreien?" Er stellt islamische Organisationen und Reformbewegungen in Deutschland vor und bringt Beispiele aus dem aktuellen Geschehen, wie den latenten israelisch-palästinensischen Konflikt etc.- Am Ende seiner Ausführungen richtet er einen eindringlichen Appell an die islamische Welt: "Muslime, die für einen anderen, modernen und liberalen Islam eintreten, müssen sich massenhaft gegen die globale Intoleranz und Gewalt im Namen ihres Glaubens erheben" und zitiert Rosa Luxemburg: "Denn Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden".

Fazit: Die besprochenen Aspekte werden durch zahlreiche Beispiele und Vergleiche sowie Landkarten und statistische Grafiken veranschaulicht. Mit den Personen- und Sachregistern sind einzelne Interessenspunkte leicht abrufbar. Ein gewinnbringendes, höchst aktuelles Werk!

Helga Walter-Joswig

 

   

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