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16.09.2024

 

Émilie Aubry / Frank Tétart, Die Welt der Gegenwart, Ein geopolitischer Atlas

 

 

C.H. Beck Verlag, München 2024, 224 Seiten, zahlreiche Abbildungen, ISBN 978-3-406-81404-4, Klappenbroschur € 29,--

Das Autorenduo, französische Wissenschaftler und Journalisten, wird als „Macher der ARTE-Erfolgssendung ´Mit offenen Karten`“ vom Verlag angekündigt. In ihrem vorliegenden Werk – einem einzigartigen Atlas – berichten sie von den wichtigsten geopolitischen Umwälzungen der Gegenwart, in der ansprechenden Übersetzung von Anna und Wolf Heinrich Leube. Sie blicken zurück auf den Beginn der laufenden Konflikte und fassen die wichtigsten Geschehnisse auf geniale Weise zusammen. – Ja, es ist ein besonderer „Atlas“: Nicht Berge, Ströme, Orte sind wie üblich in Fülle und im Detail wiedergegeben, sondern es wurden lediglich die einzelnen Länder in verschiedenen kräftigen Farben voneinander abgegrenzt. Grenzen, die oftmals von Siegermächten oder machtgierigen Potentaten willkürlich gezogen wurden und nicht selten noch immer ein Streitobjekt sind.  Namen oder Landschaften sind nur insofern eingezeichnet, als sie wesentlich für die Ausführungen sind. Jedem Kapitel werden Farbabbildungen von signifikanten Gebäuden, Städten oder Landschaften aus dem Text vorangestellt. Schon beim ersten Durchblättern wird der Leser staunen und neugierig die Lektüre beginnen.

Wir stellen folgend die einzelnen Kapitel in ihren prägnanten Überschriften und zahlreichen Untertiteln kurz vor.

Émilie Aubry's Einführung enthält die Aussage „So bestimmt die Geopolitik heute mehr und mehr unser tägliches Leben, von der Pandemie über den Krieg in der Ukraine bis hin zum beschleunigten Klimawandel, und eine Serie von Krisen führt zu der Feststellung, dass im 21. Jahrhundert niemand die übrige Welt ausblenden kann.“

I.                 Den Auftakt bildet „Europa – Die Zeit der Krisen“ mit den Ausführungen:  Russland gegen die Ukraine, die Europäische Union, Deutschland steht vor einer Zeitenwende, in Schweden herrscht große Angst und Polen befindet sich an der Schwelle des Krieges. – Ein positiver Lichtblick ist, dass Europa sich heute wieder geeint und attraktiv darstellt. 

II.                „Die Beiden Amerika – America is back“. Das heißt, die Regierung in Washington D.C.  wechselte von den Republikanern mit Donald Trump zu den Demokraten mit Joe Biden.  Es stellt sich nun die Frage, wer führt Amerika danach? – Mexiko befindet sich im Griff der Kartelle und der Gewalt und in Venezuela werden Maduro‘s Ambitionen beschworen.   Ein Foto des brennenden Regenwaldes in Amazonien leitet den Abschnitt Brasilien ein, eine Landkarte über die Entwaldungen in jüngster Zeit veranschaulicht die höchst aktuelle Frage „Ist die Zerstörung unumkehrbar?“

III.              „Asien – das Epizentrum der Welt von Morgen“, urteilen die Autoren. Chinas Machtstreben in alle Richtungen, das Ende der Freiheiten für Hongkong sowie die Grenze zwischen den beiden koreanischen Staaten sind hier Schwerpunkte. Sowie Japan, als Macht definiert, die neu erfunden werden muss. Es folgt die Frage: Auf welcher Seite steht Australien? Schließlich analysieren die Autoren die Modi-Wende in Indien.

IV.              „Der Nahe Osten – Neue Herren, Neue Herausforderungen?“  Iran stellt sich als Epizentrum der Spannungen in der Region dar, Saudi-Arabien und die Emirate schmieden Allianzen, Rivalitäten sind Teil des politischen und wirtschaftlichen Lebens. Im Abschnitt Syrien stellen die Autoren die Frage: „Mehr als zwölf Jahre Krieg – was kommt danach?“  Dem Kapitel „Die Türkei von Recep Tayyip Erdogan: An der Schnittstelle zweier Welten“ wurde ein Foto der Meerenge des Bosporus vorangestellt. Sie verbindet das Mittelmeer mit dem Schwarzen Meer und gehört zu den strategisch wichtigsten Seewegen der Welt. Erdogan will die Türkei künftig als strategische Macht an dieser Schnittstelle zwischen der westlichen und östlichen Welt positionieren – er hat bis zu den nächsten Wahlen 2028 freie Hand. – Schließlich dokumentieren die Autoren „Israel und Palästina: Der wiederentflammte Krieg mit einem Vorspann „Jerusalem“ und vier Landkarten. Die historische Entwicklung lassen sie im Jahre 1947 beginnen, als sich die Vereinten Nationen für die Schaffung von zwei unabhängigen Staaten, eines arabischen und eines jüdischen Staates, im britischen Mandatsgebiet Palästina aussprachen. Das wurde von arabischer Seite nicht akzeptiert und der Konflikt nahm seinen Lauf.

V.               „Afrika – Der Kontinent des Möglichen und des Unmöglichen“ beginnt mit Algerien und dessen endloses Warten auf eine neue Ära. Die Autoren erinnern an die langen Jahre der Besatzung und Unterdrückung sowie die Freiheitskämpfe bis zur Unabhängigkeit 1962. In Sidi Bouzid, Tunesien, begann 2014 der Arabische Frühling mit großen Hoffnungen, jedoch ist heute die seitdem errungene Demokratie wieder in Gefahr. – Wirtschaftlicher Aufschwung und ethnische Spaltungen in Äthiopien und das Drama der Sahelzone in Mali runden das Kapitel ab.

VI.              Im letzten Kapitel ziehen die Autoren den Schluss „Von der Welt Davor – Zur Welt Danach“, beginnend mit dem Ausbruch des Covid-19 Virus in Wuhan, China am Ende des Jahres 2019.  Sie betrachten Epidemien als Geschichte, die sich wiederholt. - Im Folgenden fragen sie, welche Verkehrsmittel die Welt danach prägen werden. Sie stellen unser Leben auf dem Bildschirm als eine neue geopolitische Herausforderung dar und den Cyberspace als neues Schlachtfeld. - Das Werk endet mit einem leidenschaftlichen Appell: „Der Klimanotfall: Der Klimawandel findet jetzt statt!“

Fazit: Man hält es zunächst nicht für möglich, so viele interessante Informationen weltweit auf begrenztem Raum darzulegen, aber genau das ist den Autoren gelungen. Gratulation und Dank!

 

Helga Walter-Joswig

 

   

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