Amine El Bacha (Jahrgang 1932) begann mit dem Malen als Junge im Alter von 15 Jahren. Er stammt aus einer Künstlerfamilie von Malern und Musikern. Eigentlich wollte er Musiker werden, überließ dies aber seinem Bruder. Er studierte Kunst in Beirut und Paris und gehört heute zu den berühmtesten Malern des Libanon. Seit 1958 hatte er Ausstellungen in namhaften Galerien im Nahen Osten und Europa, seine Werke befinden sich in vielen Museen der Welt und haben so manches Auktionshaus von innen gesehen. Falls heute einmal eines in einer kommerziellen Kunstgalerie – wie bei Alwane in Beirut - auftaucht, ist es unerschwinglich. „Ich male für mich selbst“, meint der Künstler und empfindet den Verkauf jedes Bildes als Verlust. Für die Libanesische Tageszeitung An Nahar und das Kuwaitische Monatsmagazin Al Arabi schreibt er regelmäßig Beiträge für den Kulturteil. In der internationalen Presse sind zahlreiche Artikel über ihn erschienen. Als er im Januar 2008 eine Solo-Ausstellung in der Green Art Gallery in Dubai hatte, nahm dies das renommierte, internationale Kunstmagazin „Canvas“ zum Anlass für einen ausführlichen Artikel über ihn.
„Die universale Analogie des einfachen Seins“ könnte man in den Worten von Baudelaire diesen Maler beschreiben, in dessen von einer Brille bedeckten Augen man – von Neugier überwältigt - in unbändige Lebenskraft schaut, die durch seine Kunst erwächst. Er malt in so selbstverständlicher Weise, wie andere essen, reden, lachen oder sonstige Dinge des täglichen Lebens tun. Er geht mit wachen Augen durch Beirut, kein Kaffeehausaufenthalt wird ohne Skizzen beendet, die - jede ein Einzelstück - besitzenswerte Kunstwerke sind. Sie dienen nicht als Vorlage für Gemälde. Er nutzt alle Techniken, seine Motive sind Menschen, Landschaften, Blumen, Gebäude und immer wieder Vögel - in einem Stil, der bei aller Abstraktheit das Reale erkennen lässt. Auf die Frage nach seinem sehnlichsten Wunsch meint er: „Ich wäre gern ein Vogel, daher sind so viele Vögel in meinen Bildern zu finden. Ich mag die Form des Vogels. Die Bedeutung sollen die Kunst-Kritiker interpretieren“. Während der Arbeit hört er klassische Musik, am liebsten Beethoven, Mozart, Händel, Haydn und Bach. Bei einigen seiner großformatigen Bilder wird man an Miró oder Matisse erinnert, dann kommt Picasso in den Sinn. Man vermutet richtig, dass er sich lange Zeit in Spanien und Frankreich aufgehalten hat. Noch heute pendelt er zwischen Beirut und Paris. Auch Karikaturen fertigt er an – es gibt nichts, was er nicht schon einmal erfolgreich probiert hat auf der großen Leinwand des Lebens und immer sind die Ergebnisse einzigartige Werke, in denen die kleinste Figur, das einfachste Symbol seine Bedeutung hat. Seine Kalligraphie ist Phantasie. Geheimnis, Intimität, Ironie, Leidenschaft, Sinnlichkeit, Schamlosigkeit, Revolution, Subversivität, … drücken seine Bilder aus. Genau das war es, was keinen geringeren als Raymond Audi, Präsident der Bank Audi (größte, weltweit agierende Bank des Libanon) dazu bewog, den Künstler damit zu beauftragen, den Jahresbericht der Bank zu illustrieren. Amine schuf einen Kunstband und als dieser im Jahr 1993 erschien, war das eine Sensation und an die Bankmanager stellte er hohe Ansprüche an deren Humor.
Eine große Liebe gehört der Malerei auf Holz. Er begann damit als Junge, der einen verlorenen Holzschuh fand und ihn spontan bemalte mit lebendigen Motiven und Farben. Seitdem ist kein Stück Holz vor ihm sicher im Hinblick auf künstlerische Verschönerung. Viele Möbel wie Schränke und Truhen in seinem Atelier im Beiruter Künstlerviertel Al Saifi sind von ihm bemalt, genauso wie Aufbewahrungsboxen und andere hölzerne Deko-Gegenstände. Das Atelier atmet künstlerische Vielfalt – die Wände sind vorrangig mit eigenen Werken dekoriert, an der Staffelei steht ein noch unfertiges Ölgemälde, vereinzelt sind Holzskulpturen zu sehen. Seit neuestem gibt es eine Schal-Kollektion mit seinen Motiven, aber die größte Überraschung sind Schmuckstücke aus Gold und Silber, vor allem Broschen, die Gesichter seiner Gemälde zeigen. Auf die Bemerkung, seine vielfältigen Werke sollten der Öffentlichkeit in einem Museum zugänglich sein, lächelt er verschmitzt, als höre er dies nicht zum ersten mal, geht voran in einen abgetrennten Teil des Ateliers, öffnet die Tür und gibt die Sicht frei auf mehr als 300 Werke unterschiedlicher Größe und Techniken – ein Teil des Lebenswerks eines engagierten, phantastischen Malers. Ohne Zweifel wäre ein Museum mit diesen Werken eine weitere, ganz große Attraktion in Beirut und man kann nur hoffen, dass dies eines nicht so fernen Tages Realität wird. Bis dahin muss man sich zufrieden geben mit dem im Februar 2010 erschienenen, DIN A3 großen, gewichtigen Bildband, der sich mit dem Titel „Beyrouth“ ausschließlich mit seinen Aquarellen und Zeichnungen der Zeit von 1953 bis 2009 beschäftigt – mit Texten in Englisch, Französisch und Arabisch. Das Buch ist erhältlich im Virgin Mega Store.
Termine:
Seit Juli 2010 gibt es in Beirut die neue, kommerzielle Kunstmesse „Menasartfair“, die in Zukunft jährlich stattfinden soll. Galeristen und Künstler kommen aus der MeNaSa Region (Middle East, North Africa und South East Asia). Internet: www.menasart-fair.com
Text und Fotos: Barbara Schumacher
< Treffen des AK Recht und Steuern zum DAG-Sommerfest am 15.08.2009 in Frankfurt