Das Kuratorium der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) hat in seiner Sitzung am 10. September 2021 beschlossen, dass Sam Bardaouil und Till Fellrath ab dem 1. Januar 2022 gemeinsam als Direktoren den Hamburger Bahnhof - Museum für Gegenwartskunst der Staatlichen Museen zu Berlin - leiten werden.
Die weltweit anerkannten Kuratoren Sam Bardaouil und Till Fellrath hatte ich das letzte Mal bei der internationalen Kunstmesse Art Dubai 2018 getroffen (siehe Fotos). Sie hatten dort im Rahmen der Sonderausstellung Art Dubai Modern nicht nur wertvolle Beiträge beim Eröffnungssymposium geleistet, sondern auch eine denkwürdige und bislang einmalige Ausstellung kuratiert, in der die Kunstpioniere der arabischen Welt im Mittelpunkt standen. So waren z. B. Werke von Künstlern der legendären Khartoum School of Art (wie z. B. Ibrahim El Salahi) und Gemälde des Dar Al Funoon Al Saudiyyah (wie z. B. Werke von Mohammed Al Saleem) vertreten. Symposium und Ausstellung zogen damals viele bekannte Künstler, Kunstsammler und Kuratoren an, darunter auch Sheikh Sooud Al Qassemi, u. a. international bekannter Kunsthistoriker, Autor, Kolumnist und Gründer der Barjeel Art Foundation in Sharjah City (https://sultanalqassemi.com/).
Bardaouil und Fellrath sind Gründer der multidisziplinären Kuratoren-Plattform artReoriented, die sie 2009 in New York und München gegründet hatten. Sie sind Kuratoren der 16. Biennale von Lyon im Jahr 2022 und seit 2017 assoziierte Kuratoren am Gropius Bau in Berlin. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit stehen die Inklusion in der künstlerischen und institutionellen Praxis sowie ein revisionistischer Ansatz in der Kunstgeschichte. Sie sind nicht nur Kuratoren sondern auch preisgekrönte Autoren, deren gemeinsames Handeln sowohl in der globalen zeitgenössischen Kunst als auch im Bereich der Modernismus-Forschung verwurzelt ist.
Sam Bardaouil, geboren im Libanon, hat einen Doktortitel in Kunstgeschichte und einen Master of Fine Arts in Advanced Theater Practice. Till Fellrath, geboren in Deutschland, hat zwei Masterabschlüsse in Wirtschafts- und Politikwissenschaften und ist derzeit Professor für Designbezogene Wissenschaften an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg. Diese Vielfalt an kulturellen und akademischen Hintergründen und die gute Zusammenarbeit sind beeindruckend. In den letzten 12 Jahren haben Bardaouil und Fellrath gemeinsam Ausstellungen kuratiert und mit mehr als 70 Institutionen weltweit zusammengearbeitet, darunter das Centre Pompidou in Paris, das Mathaf: Arab Museum of Modern Art in Doha, Reina Sofia in Madrid, ARTER in Istanbul, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf, Tate Liverpool, Gwangju Museum of Art in Südkorea und Moderna Museet in Stockholm. Auf der Biennale von Venedig kuratierten sie die nationalen Pavillons des Libanon (2013) und der Vereinigten Arabischen Emirate (2019) und sind Kuratoren des französischen Pavillons im Jahr 2022.
Die Staatsministerin für Kultur und Medien, Monika Grütters, kommentierte die Entscheidung: "Mit Till Fellrath und Sam Bardaouil wird ein international tätiges, erfahrenes Kuratoren-Team eines der wichtigsten Museen für zeitgenössische Kunst in Deutschland und Europa leiten. Als unabhängige Kuratoren mit einem besonderen Fokus auf Kunst aus dem Nahen Osten haben sie in den vergangenen Jahren mit renommierten Museen in aller Welt zusammengearbeitet und bringen ein tiefes Verständnis der globalen Kunstszene in ihre neue Aufgabe ein. Mit ihrem inspirierenden Enthusiasmus werden sie sicher wegweisende Impulse für den Hamburger Bahnhof geben."
"Mit Sam Bardaouil und Till Fellrath wird der Hamburger Bahnhof als „Hotspot“ für zeitgenössische Kunst erstmals von einem Führungsduo geleitet. Durch ihre internationale Erfahrung verfügen sie über das Wissen und die Sensibilität, die für einen spannenden Austausch mit Künstlern und Institutionen aus aller Welt wichtig sind. Ich bin zuversichtlich, dass Sam Bardaouil und Till Fellrath mit ihrer Überzeugung und ihrem Mut hier Großes für die zeitgenössische Kunst in Berlin erreichen werden", sagte SPK-Präsident Hermann Parzinger.
Ihre Ernennung kommentierten Sam Bardaouil und Till Fellrath so: "Wir freuen uns darauf, den Hamburger Bahnhof als eine zentrale und integrative Institution in der Kulturlandschaft Berlins zu führen, einer Stadt, die sich als führende Drehscheibe für kreativen Ausdruck ständig neu erfindet. Der Hamburger Bahnhof wird sich als fließende Plattform für die Entwicklung mutiger Ideen behaupten und die Grenzen institutioneller Praktiken und zeitgenössischen künstlerischen Schaffens erweitern."
Vielleicht kann man sich in Zukunft auf eine ähnliche Sonder-Ausstellung arabischer Kunst wie im März 2018 bei der Art Dubai oder andere, wegweisende Präsentationen arabischer Künstler freuen? Das würde sicherlich der zeitgenössischen arabischen Kunst die weit mehr als wohl verdiente Aufmerksamkeit in Deutschland und Europa schenken und interessante Einblicke in die bemerkenswerte Entwicklung von Kunst und Künstlern in der arabischen Welt ermöglichen.
Text und Fotos: Barbara Schumacher, Journalistin, Beiratsmitglied der Deutch-Arabischen Gesellschaft (DAG)
Quelle: Presseinformation von artReoriented
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