Als US-Botschafter John Godfrey am 24. August 2022 in Khartoum seinen Posten in der US-Botschaft einnahm, war das wirklich bemerkenswert, denn 25 Jahre lang hatte es keinen US-Botschafter im Sudan gegeben.
Dies ist das jüngste Anzeichen für eine Verbesserung der Beziehungen zwischen den beiden Nationen, nachdem die Vereinigten Staaten den Sudan von ihrer Liste der staatlichen Sponsoren des Terrorismus gestrichen hatten. Der Botschafter trifft allerdings in einer Zeit ein, in der der Sudan von weit verbreiteten Unruhen heimgesucht wird und die Demonstranten seit einem Militärputsch unter der Führung von Armeechef Abdel Fattah al-Burhan im vergangenen Jahr ein Ende der Militärherrschaft fordern. Außerdem haben gerade sintflutartige Regenfälle und Überschwemmungen im Sudan 77 Todesopfer gefordert und 14.500 Häuser zerstört, wodurch die durch die desolate Wirtschaftslage leidende Bevölkerung nochmals schwer getroffen wurde. Die Beziehungen zwischen den USA und dem Sudan waren während der drei Jahrzehnte währenden Herrschaft des ehemaligen Präsidenten Omar al-Bashir angespannt. Während der Regierungszeit von Bashir verhängten die USA scharfe Sanktionen gegen Khartum. Der Grund: Al-Qaida-Gründer Osama bin Laden lebte zwischen 1992 und 1996 im Sudan, und die USA stuften den Sudan 1993 als "staatlichen Sponsor des Terrorismus" ein.
"Ich bin hocherfreut, im Sudan anzukommen", sagte John Godfrey. "Ich freue mich darauf, die Beziehungen zwischen Amerikanern und Sudanesen zu vertiefen und die Bestrebungen des sudanesischen Volkes nach Freiheit, Frieden, Gerechtigkeit und einem Übergang zur Demokratie zu unterstützen."
Die Machtübernahme durch die Streitkräfte im vergangenen Jahr hat den fragilen Übergangsprozess, der auf den Sturz von al-Bashir folgte, ins Wanken gebracht. In den letzten Monaten haben Demonstranten die Straßen gefüllt und ein Ende der Militärherrschaft gefordert, und viele bleiben skeptisch gegenüber den Zusicherungen des Militärs, dass es die Macht schrittweise an das Volk zurückgeben will. - Die Beziehungen zwischen Washington und Khartum begannen sich unter der inzwischen abgesetzten Übergangsregierung unter dem ehemaligen Premierminister Abdalla Hamdok zu entspannen. Hamdok übernahm das Amt nach der Absetzung von Bashir im April 2019, die nach großen Protesten gegen seine Herrschaft erfolgte.
Al-Burhan hat vor kurzem eine politische Initiative mit dem Titel "Der Ruf des sudanesischen Volkes" ins Leben gerufen, die seiner Meinung nach die politische Krise des Landes beenden und es auf den Weg zur Wiederherstellung der Demokratie bringen würde. Die Initiative muss noch die Unterstützung der Kräfte für Freiheit und Wandel (FFC) gewinnen, des wichtigsten zivilen Blocks im Sudan, der vom Militär entmachtet wurde. - Trotz der Unruhen haben sich die Beziehungen zwischen den USA und dem Sudan in den letzten Jahren langsam verbessert. Der ehemalige US-Außenminister Mike Pompeo hatte im Dezember 2019 angekündigt, dass die USA einen Botschafter im Sudan ernennen würden. Dies erfolgte tatsächlich im Mai 2020 und noch im selben Jahr strichen die USA den Sudan von der Liste der "staatlichen Sponsoren des Terrorismus". Im Januar 2021 unterzeichnete das Land das "Abraham-Abkommen", in dem es sich zur Normalisierung seiner Beziehungen zu Israel verpflichtete, was von seinen eigenen politischen Parteien abgelehnt wurde. Das Land muss noch ein weiteres Abkommen abschließen und wurde nicht zu einem Gipfeltreffen im März in Israel mit anderen arabischen Ländern, die das Abkommen unterzeichnet haben, eingeladen. - Man kann nur hoffen, dass nun der Dialog zwischen USA und Sudan wieder in den Vordergrund rückt, sich für die Menschen im Land die Situation verbessert und die Ziele der Revolution erreicht werden. (Quelle: AFP)
Text und Foto: Barbara Schumacher, Beiratsmitglied der Deutsch-Arabischen Gesellschaft (DAG)
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