Eigentlich ist die Wüste ein Ort für starke und bleibende Symbole. Der vom Berg Sinai herabsteigende Moses, die beiden Gesetzestafeln mit sich schleppend, ist eines der geläufigeren. Es wurde nicht bloß in der biblischen Ur-Erzählung festgehalten, sondern später auch in der Malerei gemäßigter Breiten, die das Verbot, sich ein Bildnis zu machen, nicht so ernst nahm. Der Inhalt ist bekannt als "Die Zehn Gebote". Und hier beginnt vielleicht das Missverständnis. Auf den Tafeln sind keine Handlungsanweisungen eingraviert, bestimmte Dinge zu tun, sondern schneidige Ermahnungen, Untaten zu unterlassen, die das Zusammenleben zerstören. Verbote eben wie "Du sollst nicht töten".
Der Sinn für die einem nachhaltigen Wertekanon zwingend innewohnende Negativität ist in Vergessenheit geraten. Nur so konnte ein alberner Stofffetzen zum Zeichen des Guten positiv aufgeladen werden. Wir treten doch nur für die Menschenrechte ein. Wer kann etwas dagegen haben? One Love! Unsere Armbinde!
Der Gestus des Predigers unter den Heiden, den die deutsche Fußballnationalmannschaft und andere europäische Teams, angefeuert von den Sprechchören ihrer aufgeklärten Öffentlichkeiten, einnahmen, war dazu verdammt, ins Leere zu laufen. Das liegt nicht daran, dass die Fußballer letztlich vor der Geste wieder zurückschreckten und die ungenutzten Armbinden dann dem Müllberg des Überflusses eine dünne Schicht hinzugefügt haben.
Die deutsche Öffentlichkeit hat dieses Einknicken mit größerem Entsetzen quittiert als sportliche Rückschläge ihrer Mannschaft. Just diese Reaktion führt zum Kern des Problems.
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