Die sechs Länder des Golfkooperationsrats haben jeweils ein Kunstmuseum, bisher mit Ausnahme von Saudi-Arabien. Während VAE, Kuwait, Bahrain und Qatar große staatliche Kunstmuseen mit wertvollen, eigenen Sammlungen und einer beachtlichen Ausstellungskultur pflegen, hat Oman allerdings nur ein vergleichsweise kleines, privates Kunstmuseum.
Wie in der Wirtschaft, so gibt es in Saudi-Arabien auch rasante Entwicklungen in der Kultur, insbesondere in der bildenden Kunst - zur Freude der saudischen Künstler, die sich seit einigen Jahren großer Aufmerksamkeit erfreuen und endlich aus ihrem jahrzehntelangen Schattendasein herausgetreten sind. Die Vision 2030 des Kronprinzen sieht ausdrücklich die Förderung der Kunst vor. So wurden in den letzten Jahren eine große Zahl ausgezeichneter Kunstgalerien eröffnet, die Zahl der Kunstausstellungen nimmt zu und große Veranstaltungen sind ohne künstlerische Aktivitäten nicht mehr denkbar. Natürlich war auch ein Kunstmuseum schon seit längerer Zeit im Gespräch.
Am 31. Oktober 2023 war es soweit: das saudische Kulturministerium eröffnete das Museum für zeitgenössische Kunst (Museum of Contemporary Art SAMoCA) im JAX District in Riyadh, unweit der früheren Hauptstadt Diriyah mit dem UNESCO Weltkulturerbe At-Turaif. Der Ort ist gut gewählt, denn diese Gegend gehört zu den kulturell attraktivsten im Königreich. In diesem Stadtviertel ist außerdem nicht nur die Diriyah Biennale angesiedelt, steigt die Zahl der Kunstgalerien, sondern hier haben auch seit einigen Jahren international bekannte saudische Künstler, wie z. B. Ahmed Mater und Muhannad Shono ihre großen Studios.
Das neue Kunstmuseum, das eine ständige Kunstsammlung und Wechselausstellungen zeigt, ist mit einem weiteren Museum in Diriyah verbunden, das jedes Jahr drei Wechselausstellungen sowie kulturelle und künstlerische Veranstaltungen präsentiert.
Mit dem Ziel, zeitgenössische Kunst zu fördern und Künstler im Königreich zu stärken, soll das SAMoCA zu einer Plattform für die Förderung der besten zeitgenössischen künstlerischen Praktiken und Werke lokaler und internationaler Künstler werden. Auch an die saudischen Kunstpioniere wie Ali Al Ruzeiza und Mohammed Al Saleem (Erfinder des „Horizontalismus“, lebte 1939-1997) ist gedacht, indem den Werken dieser älteren Künstlergeneration ein besonderer Raum gewidmet ist. Ziel ist, dass die Besucher aus der ganzen Welt nicht nur die Wurzeln der künstlerischen Aktivitäten im Königreich, sondern auch neue Formen der Innovation, hervorgebracht durch bereits sehr erfolgreiche Nachwuchskünstler, erleben können.
Besucher, die sich in den Wintermonaten in Diriyah aufhalten, kommen zusätzlich in den Genuss des Erlebnisses der jährlichen Veranstaltung „Diriyah Saison“ (Beginn: Dezember 2023). Bis März 2024 kann man dann die Entstehungsgeschichte Diriyahs erleben. Im Herzen der Geburtsstadt des Königreichs - verteilt auf historische Parks, die Wadis, die ikonische UNESCO-Stätte At-Turaif und die Bujairi-Terrasse - wird die Diriyah Saison u.a. Live-Musik- und Theateraufführungen, sowie beeindruckende Kunstinstallationen und Ausstellungen bieten.
Text und Fotos: Barbara Schumacher, Beiratsmitglied der Deutsch-Arabischen Gesellschaft (DAG)
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